Nach der reichlichen Hälfte meines Freiwilligendienstes habe ich endlich beschlossen eine Pause zu machen. Einmal im Jahr darf ich gesammelte Urlaubstage am Stück freinehmen und zwei Wochen verreisen. Eigentlich hätte ich gern eine interaktive Karte mit Fotos und Notizen zu meiner Reise veröffentlicht, scheitere aber an der Technik. Fotos und Text werden wohl reichen müssen…
meine Route
Im Grunde hatte ich zwei große Hauptziele, die ich beide in Ecuador besuchen wollte aber für einen kurzen Trip zu weit weg liegen: Das Naturschutzreservat Cuyabeno und die Großstadt Cuenca mit den Inkaruinen Ingapirca in der “Nähe”. Leider liegt ersteres komplett im Norden und zweiteres im Süden des Landes, weshalb ich vieeeele Stunden im Bus verbracht habe…
Hier eine Karte mit meiner Route:
1. Puerto Francisco de Orellana/ Coca 2. Nueva Loja/ Lago Agrio 3. Naturreservat Cuyabeno 4. Tena 5. Riobamba 6. Cuenca
1. & 2. Coca und Nueva Loja:
Um Ehrlich zu sein befanden sich diese beiden Städte nur auf meiner Route, um die langen Busfahrten in ca. 3 h Strecken aufzuteilen. Besonders schön sind beide eher nicht – was sie besonders macht sind vor allem Aktivitäten in der Natur herum (Kajak, Rafting, Regenwald erkunden etc etc), wofür ich allerdings keine Zeit hatte. Am 22.3.2025 ging es ca. Mittags für mich los nach Coca und nach einer Übernachtung weiter nach Nueva Loja. Hier die wenigen Fotos, die ich gemacht habe:
Es geht los 🙂
In Coca
Einmal Pizza gönnen
In Lago Agrio – voll die krassen Blüten der Straßenbäume 😅
Frühstück… (Ich kann es nicht mehr sehen 😭)
Busfahrt
3. Cuyabeno Reservat
Für fünf Tage (vier Nächte) war ich im Naturreservat Cuyabeno in der Tucan Lodge… Es hat sich echt gelohnt! Wir hatten extremes Glück mit dem Wetter (nur am Abfahrtstag Regen) und konnten viele Tiere sehen, u.a. Faultiere, Kaiman, Tucane, Affen, rosa Flussdelfine und mehr. Außerdem haben wir Schokolade, Kaffe und Pan de Yuca selber hergestellt. Abgeholt wurden wir an einer Sammelstelle mit dem Motorkanu und sind dann mehrere Stunden zur Lodge gefahren, die wirklich mitten im Regenwald liegt. Von dort aus haben wir Touren unternommen (sowohl Wanderungen als auch Flussfahrten) und waren immer ganz gut beschäftigt. Deswegen hat es mich eigentlich auch nicht gestört, dass wir für die Tage kein Internet und Empfang hatten. Die Natur war eine viel bessere Beschäftigung 🙂
Für alle, die es nicht wissen: Cuyabeno ist ein Schutzreservat im Norden Ecuadors und vor allem für seine große Tiervielfalt bekannt. Das Gebiet wird vom Cuyabeno Fluss durchschlängelt und besitzt viele Lagunen, die in der Trockenzeit teilweise komplett austrocknen und in der Regenzeit gefüllt werden. Anders als der Wald in Tena, wo ich lebe, ist Cuyabeno Flachland und nicht der Ausläufer der Anden. Bei der Hitze des Waldes nicht noch zusätzlich Hügel und Berge hochzukraxeln fand ich sehr angenehm…
Ecuador ist nicht nur das Land mit der größten Artenvielfalt der Welt – es besitzt auch eine große Vielfalt an Nationalitäten und Kulturen.
Übersicht über Nationalitäten und Kulturen Ecuador
Diese Karte aus dem Pumapungo Museum in Cuenca finde ich ganz hilfreich:
Im Reservat gibt es mehrere Communities verschiedener Indigener Kulturen. Ein Dorf haben wir sogar besucht, um Pan de Yuka herzustellen, vom Schamane über Heilkunst erzählt zu bekommen und ein bisschen über die Kultur zu lernen. Erst war ich skeptisch. Ich hatte Sorge, dass die Menschen, da sie auf das Geld der Tourist*innen angewiesen sind, bewusst deren (rassistischen) Stereotype bedienen könnten. In der Nähe der Communidad Puka Urku, in dem ich in der Grundschule arbeite, gibt es ein Dorf, dass sich dem Tourismus geöffnet hat und in dem z.B. Kinder/ Frauen typische Tänze in den ursprünglichen Trachten (die sonst niemand mehr trägt) aufführen und von Städtler*innen und Ausländer*innen beglotzt werden, Papageien die Flügel gestutzt wurden, damit sie nicht wegfliegen können etc etc. An meinem ersten Arbeitstag im Dorf hat unser Chef uns auf dem Rückweg da vorbeigebracht und in meinem Häuschen höre ich manchmal aus der Ferne die Trommeln. Welch eine Überraschung: Aus meiner Erfahrung in Puka Urku kann ich sagen, dass ein Leben in einer Indigenen Communidad natürlich nicht (mehr) so aussieht und das Ganze sehr viel Show für die Tourist*innen ist, die halt mal „echte Indigene mitten im Dschungel“ anschauen wollen. Sehr schwierig, da einerseits Tourismus eine Einahmequelle für solche Communities ist und auch eine Möglichkeit, Traditionen zu bewahren und zu leben, anderseits koloniale Abhängikeiten bestehen bleiben und Rassismus reproduziert wird… Meine Befürchtungen haben sich aber zum Glück nicht bestätigt: Die Lodge hat eine gute Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit der lokalen Indigenen Bevölkerung und unterstützt mehrere Familien im Dorf, indem sie ihren Kakao und Kaffe z.B. von dort kaufen und auch alle Angestellten aus der Gegend kommen. Auch haben sich die Menschen aus dem Dorf z.B. bewusst dagegen entschieden Tänze etc. für die Turisten aufzuführen und behalten diese ihren eigenen Festen vor.
Unser Guide hat es recht eindrücklich erklärt: Was dieses einzigartige Ökosystem des Reservates schützt, ist letztendlich der Tourismus. Erstens, weil der Tourismus (wenn mit Zusammenarbeit der Einheimischen) Geld in die Indigenen Familien bringt, die sonst Fischerei betreiben würden (in manchen Gegenden des Amazonas Regenwaldes werden Flussdelfine sogar umgebracht, da sie den Menschen die Fische wegessen) und, viel wichtiger, zweitens: Unter dem Naturreservat liegt eine Menge Erdöl. Wenn die Gegend nicht von Tourist*innen profitieren würde, die kommen, weil sie die unberührte Natur sehen wollen, wäre das Gebiet schon längst an Ölfirmen verkauft und das Ökosystem nachhaltig beschädigt worden. Diese Erkenntnis war sowohl lehrreich als auch bitter für mich. Gleichzeitig hat es mich umso dankbarer gemacht, diese mega interessante Natur erleben zu dürfen.
Einen Einblick in meine Zeit in diesem wunderschönen Fleckchen Natur findet ihr hier:
Die Natur in Cuyabeno war noch einmal deutlich anders, als ich es im Alltag gewöhnt bin. Absolute Highlights waren die Rosa Flussdelfine (wenn auch leider nur aus der Ferne), das eine Faultier, was wir total nah sehen konnten und bei Sonnenuntergang in der großen Lagune schwimmen gehen. Aber auch selber mit dem Kajak unterwegs sein war sehr cool. Ich glaube diese fünf Tage sind auf jeden Fall einer der Höhepunkte meines Jahres in Ecuador und haben mich das Land noch einmal ganz anders kennenlernen lassen.
Totenkopfäffchen
Anakonda (Baby)…
Tucan
Auf dem Äquator…
Anleger der Lodge
Golden hour
Große Lagune
Baum pflanzen 🙂
Schokolade mit Maracuya selber machen
Tausendfüßler
Abendessen
Auf der Rückfahrt einfach einen Vulkan aus dem Busfenster gesehen…
4. & 5. Tena und Riobamba
Freitags bin ich dann ca. Mitternacht in Tena (zuhause) angekommen, um eine Nacht dort zu schlafen, meine Wäsche am nächsten Morgen zu waschen und dann die sechs bis sieben Stunden nach Riobamba zu fahren. In Riobamba wollte ich eigentlich unbedingt mit einem der kaum existierenden Züge in Ecuador zu fahren, der eine fantastische Aussicht haben soll (Tren Narriz del Diablo). Stellte sich heraus, dass die Strecke immer noch nicht wider in Betrieb genommen worden ist. Da Sonntag war (Samstag bin ich erst spät angekommen), war auch so ziemlich alles zu. Nur ein kleines Museum konnte ich finden, was ganz nett war und ich habe ein paar Kirchen von außen gesehen. Alles in Allem nicht das größte Highlight, aber okay. Hauptsächlich hatte ich den Zwischenstopp von zwei Nächten sowieso nur gemacht, um nicht dreizehn Stunden nach Cuenca durch zu fahren…
Busaussicht 🙂
In Riobamba unterwegs
Im Museum…
Es wird gegönnt
Auf dem Weg nach Cuenca
6. Cuenca
Schließlich war ich dann für fünf ganze Tage in Cuenca… Ich bin ehrlich, ich wünschte, ich könnte öfter in dieser hübschen Stadt mit alten Häusern, Kunst, internationalerer Küche etc. sein. Cuenca hat für mich einen europäischeren Flair, was nach so langer Zeit ganz angenehm war und mich zuhause fühlen lassen hat. Hier, was ich so alles vorhatte (und zum Großteil gemacht habe):
Liste, was ich alles in Cuenca vorhatte/ auch wirklich gemacht habe
In Cuenca unterwegs:
Ihr wisst nicht wie glücklich ich war, nach einem halben Jahr einen feucht-warmen guten Brownie und Sauerteigbrot (sogar mit Blaubeeren und Nüssen drin) zu finden…
Nationalpark El Cajas:
Leider hat es während unserer Wanderung immer wieder geschüttet, aber die Natur war echt wunderschön…
Museum Pumapungo
Mit vielen verschiedenen Ausstellungen setzt sich das Museum vor allem mit der indigenen und kulturellen Vielfalt Ecuadors auseinander…
Konzert mit „La Máquina Camaleón”
Spontan konnte ich mit einer Mitfreiwilligen und Freund*innen zu einem Konzert gehen, dessen Hauptband ich sehr mag. Hier ein kleiner Einblick…
Eine andere Band, die davor gespielt hat…„La Máquina Camaleón”Mein Lieblingslied der Gruppe – “Estrella”
Inka-Ruinen Ingapirca
Auf der Rückreise nach Tena bin ich extra noch zu den Inka-Ruinen Ingapirca gefahren, die ich unbedingt sehen wollte. Es war ausgerechnet ein Samstag und alle Plätze waren schon ausgebucht. Das hat mich schon ein bisschen traurig gemacht, aber zum Glück konnte man die Anlage von Außen auch recht gut sehen, der Besuch des kleinen Museums war kostenlos und es gab noch einen Spazierweg zum “Inkagesicht” (Cara de Inka), eine Felswand, in der ein Gesicht erkennbar ist. Rückwegs habe ich noch Canelasse getrunken, ein Heißgetränk, dass mich an Apfelpunsch erinnert, auch wenn es aus „Naranjilla“ gemacht ist. Sehr lecker 🙂
Und danach ging es auch schon die sehr lange Fahrt nach Hause 🙁
Die Ruinen Anlage
Im Museum
Alpakas 🙂
Cara de Inka
Fazit
Alles in Allem war dieser Urlaub einer der Highlights meiner Zeit in Ecuador hier. Ich konnte noch einmal ganz andere Ecken des Landes erkunden und habe viel dazu gelernt. Außerdem hat mir die längere Auszeit echt gut getan. Jetzt bin ich noch motivierter, meine Wochenenden für kleinere Reisen zu nutzen und Ecuadors wunderschöne Natur zu Genießen… Darüber werde ich hoffentlich ein anderes Mal schreiben. Bis dann!
Anfang Februar hatten wir unser Zwischenseminar in einer Lodge in der Nähe von Tena. Es war total schön, die anderen Freiwilligen wiederzusehen und sich auszutauschen. Gemeinsam haben wir Themen und einen Seminarplan erarbeitet. Wie auch beim Vorbereitungsseminar wurde viel reflektiert… Unser Abschlussthema am letzten Tag war „Was bedeutet Ecuador für dich?“. Es war total spannend zu sehen, wie teilweise die gleichen, teilweise total verschiedene Assoziationen in meiner Kleingruppe auftauchten. Einen großen Unterschied merkt man auf jeden Fall je nach dem, ob die Person in der Sierra (Andenregion) oder im Oriente (Amazonasregion) lebt und arbeitet. Ich dachte, vielleicht sortiere und teile ich die Stichwörter mal, die wir so gesammelt haben… Die Wörter, die Fett markiert sind, sind die stärksten Assoziationen für mich.
Unterwegs und Alltag
Kolonialstädte
Z.B. Cuenca oder das historische Zentrum von Quito. Die Einzigen „schönen“ Städte mit hübschen alten Häusern etc.
Historisches Zentrum in Quito
heruntergekommene/ hässliche Städte
Das typische Stadtbild in Ecuador ist doch eher trist.
Wäscheleinen
Wäsche wird vor/ neben/ auf dem Haus auf gehangen und gehört zum Stadtbild. Die Sonne wird zum Trocknen ausgenutzt.
Straßenhunde
Straßenhunde findet man echt überall. Manche sind komplett ohne Besitzer*in, andere dürfen wie Katzen einfach frei herumstreichen. Manchmal muss man aufpassen, weil sie aggressiv sein können.
Motor-Kanu
Riesige Kanus die mit Motor betrieben werden sind das Fortbewegungsmittel auf Flüssen. Manche Orte erreicht man auch nur so…
Comunidades
= sehr kleine, i.d.R. Indigene Dörfer
Blechdächer
Gibt es häufiger, besonders bei Regen wird es darunter echt laut.
Abgase
…
freie Hühner
Vor allem in kleineren Städten/ Dörfern laufen nicht nur Hunde, sondern auch Hühner frei herum.
Hühner auf dem Schulhof in Puka Urku
ungesicherte Dachterassen
Habe ich persönlich eher weniger gesehen, soll aber in den Bergen ein Ding sein.
Klopapier mitnehmen/ nicht herunterspülen
Entweder man hat selber was dabei, oder man kann meistens bei öffentlichen Toiletten für 25 cent ein bisschen abgewickeltes Papier kaufen. Das Papier wird immer separat in den Müll getan, damit die Wasserreinigung einfacher ist oder so.
Bargeldkultur
Fast überall kommst du nur mit Bargeld weiter und Leute heben teilweise auch winzige Beträge wie 10 Dollar einzeln ab, wenn sie sie brauchen.
Jesus/ Maria/ Heiligenbilder
Statuen, Kreuzen, Bildern, Amuletten oder Bibelzitaten begegnet man überall, z.B. im Bus. Das Land ist schon recht katholisch geprägt.
verschiedenen Klimazonen
Die Küste, die Berge, der Regenwald und die Galapagos-Inseln sind die vier verschiedenen „Welten“ Ecuadors und haben schon einige Unterschiede (nicht nur klimatisch).
Plastiktüten
Jeder mini-Einkauf wird in eine oder mehrere Plastiktüten eingepackt.
Straßenverkäufer*innen in Bussen
Wenn ein Langstreckenbus hält steigen normalerweise Straßenverkäufer*innen kurz ein, gehen einmal bis nach hinten und bieten ihre Ware feil.
Moto-Taxi
Motorräder sind DAS Fortbewegungsmittel hier und ab 50 cent kann man sich mitnehmen lassen. Gut und gerne quetschen sich mal 2-4 Leute auf eine Maschiene, i.d.R. hat maximal der*die Fahrer*in einen Helm…
schreiende Verkäufer*innen
Man gewöhnt sich daran, aber überall in der Straße/ auf dem Markt/ im Bus/ … kann versucht werden, dir die eigene Ware zu verkaufen.
Wildes Bussystem
Am Anfang hat es Umgewöhnung gebraucht, denn das Bussystem ist hier zwar recht flächendeckend ausgebaut, aber sehr anders als in Deutschland. Z.B. gibt es keine Haltestellennamen, keine Fahrpläne für Stadtbusse, du kannst überall rausgeschmissen werden, bezahlst in Münzen direkt beim Einsteigen, die Busse rasen recht gerne mal und manchmal bleiben einfach die Türen beim Fahren offen.
Taxi-Fahren
Ist auch recht verbreitet und in Vergleich zu Deutschland echt mega günstig (2-3 Dollar für eine einfache Fahrt).
Cat-Calling
Leider auch recht verbreitet, auch wenn es drauf ankommt, wo man ist… 🙁 Mir zum Glück noch nicht allzu oft begegnet.
schlechte Filme in Reisebussen
Vor allem Action und Horror, das Ding ist, sie laufen (auch nachts) immer laut und es sind ja auch Kinder im Bus…
Cédula Nummer
Cédula ist der Personalausweis hier und die eigene Nummer kann jede*r auswendig und wird beim Einkaufen, Irgendwo registrieren oder Rechnung schreiben immer abgefragt.
Capybara
Manchmal kommt das Gefühl auf, Ecuador ist ein Capybara (das sind diese süßen Felltiere) Fanclub. Immer wieder begegnen einen Capybara Kuscheltiere, aber auch alle möglichen anderen Artikel (Rucksäcke, T-Shirts, …).
Haifisch-Schlappen
Badeschlappen, die aussehen wie Haifische. Keine Ahnung warum die hier so viele tragen, auf jeden Fall findet man sie auffällig häufig.
wunderschöne Natur
Die Natur, die ich bis jetzt sehen durfte, war einfach nur atemberaubend. Sowohl die Anden als auch der Regenwald ist wunderschön.
Wasserfälle
Ich habe in sechs Monaten bestimmt mehr Wasserfälle gesehen als je zuvor in meinem Leben 🙂
krasse Viecher
Insekten haben hier alle noch einmal ein Upgrade – in der Regel größer und manche können unerwartet einfach fliegen (Kakerlaken? Heuschrecken? Ameisen?). Außerdem gibt es alle möglichen Arten von Schrecken, die sich als Stöcke oder Blätter tarnen. Und dann gibt es noch die Mücken… Alles in allem habe ich mich aber recht schnell an die Tiere gewöhnt.
Die Melodie des Gas-Autos
Fast alle kochen hier mit Gasherd und es gibt so Wägen, die die Flaschen liefern. Immer wenn das Auto auf der Straße vorbei fährt spielt es die gleiche nervige Melodie ab, damit alle wissen, dass sie rauskommen und Gas kaufen können… So iconic.
niedrige Preise
Ein Mittagessen für 2,5 $, eine Busfahrt für 30 cent oder Taxi fahren für drei Dollar… Ich werde die Preise hier vermissen.
Machete
Vergesst Rasenmäher, Gartenscheren, Äxte, Küchenmesser etc. etc. Macheten sind multifunktional und werden immer eingesetzt 🙂
Ich beim Machete schleifen…
Essenund Essenskultur
Überzuckerte Säfte (jugos)
Jugos – Säfte – gibt es echt überall und immer als Getränk
mora
Mora ist eigentlich Brombeere, nur das diese hier einen leicht anderen Geschmack hat. Zur Zeit ist sie reif und man findet sie überall. Mit Gelatine zum Lutschen, als Eis, Sauce für Desserts, Saft, Marmelade, ….
frutas
Ich glaub zu frutas (Früchten) muss ich nicht viel sagen… Alle Formen und Farben vertreten.
helado con queso (Eis mit Käse)
Sehr fettig, aber eigentlich ganz lecker
viel Mayo
oft sogar selbstgemacht…
alle trinken aus den gleichen Becher
vor allem in der Schule, beim Feiern oder in der Communidad
(Trockener) Reis
Reis ist schon das Grundnahrungsmittel hier und wird auch durchaus pur mit Hähnchen, ohne Sauce gegessen…
Öl, Fett, Kohlenhydrate
Trotz der Vielfalt an Gemüse und Obst hier ist die traditionelle Küche doch eher Reis mit Frittiertem. Überall wird noch mal ordentlich Öl oder Käse dazu gegeben
Achiote
Die Pflanze wird einerseits zur Körperbemalung (oder von mir auch einfach so zum Malen) genutzt, andererseits wird ihr rötliches Öl sehr gern zum Kochen verwendet und z.B. Reis oder Saucen beigegeben
salsa de tomate (Ketschup)
Ketchup wird wie Mayo bei Straßenverkäufen fast immer dazu gegeben, hat aber leider oft einen eher chemischen Geschmack und erinnert noch weniger an Tomate als in Deutschland
ají (Chili)
Chili wird in Form von selbst gemachten (stückigen/ Salat ähnlichen) Saucen immer zum Essen dazu gestellt)
Tilapia Folterbecken
Tilapia ist ein Fisch, der hier sehr beliebt ist. In der Straße kommt man immer mal wieder an Fischereien vorbei, die Becken wirklich vollgestopft mit diesen lebenden Fischen haben. Glücklich können die da nicht sein…
Das ist tatsächlich noch einmal eine andere Fischart und das Becken ist noch verhältnismäßig leer, aber so in etwa kann man es sich vorstellen…
guaba
Guaba ist eine Frucht die wie in einer ca. 1 m langen Bohne wächst und man echt überall am Straßenrand findet. Man isst das weiße Fruchtfleisch der Bohnen und spuckt den Kern dann aus.
Parasiten und Margen-Darm
An den beiden Themen kommt man in Ecuador auf Dauer wohl nicht vorbei…
Kokossaft auf der Straße
Wird wirklich überall angeboten und ist mega lecker.
schlechtes Brot
Das Brot ist weiß, sehr luftig und in der Regel sehr sehr trocken. Manchmal hast du noch eine kleine Käsefüllung. Von der Größe ist jedes Brot eher ein Brötchen, nur dass es keine Kruste hat.
Bohnen/ Linsen
Bohnen/ Linsen in allen Möglichen Ausführungen gibt es als sogenannte manestra zum Standard Gericht (Reis/ Bohnen/ Salat/ Hähnchen) überall dazu. Stangenbohnen sind das Einzige, was mir fast nie begegnet.
Eier
Überall kann ein (Spiegel-)ei dazu serviert werden. Normalerweise kauft man Eier in großen Paletten auf die vielleicht so ca. 25 Eier passen. Am Tag 3-5 Eier zu essen passiert sehr schnell hier…
pollo (Hühnchen)
Absolutes Lieblingsessen der Meisten hier. Überall gibt es Hähnchen mit Reis und Hähnchensuppe. Der Fleischkonsum ist wirklich enorm und auch wirklich billig. Übrigens: Pollo wird nicht zu carne, also Fleisch dazu gezählt. Carne ist dann der Rest (Rind, Schwein, …).
Nestle
Beim Einkaufen kommt man um Nestle leider überhaupt nicht herum. Fast alle verarbeiteten Produkte kommen davon…
Kakao Bohnen
Das Fruchtfleisch zu lutschen ist echt lecker. Außerdem sieht man oft die Bohnen auf Landstraßen am Rand in der Sonne trocknen.
Screenshot
plátanos (Kochbananen)
Kochbananen gibt es wirklich überall. Man kann sie als Chips machen, frittieren, kochen, kochen und danach zu Krümeln zerstampfen, in Suppen tun, … Man unterscheidet zwischen verde und maduro (grün und reif). Die Grünen kann man nur gekocht essen und sind eher herzhaft (sehr lecker), die bereits Reifen sind sehr süß, karamellisieren beim Braten leicht und werden trotzdem zu herzhaften Gerichten gereicht (ich stehe nicht so drauf…). Beim Schälen muss man voll aufpassen, denn die Schale hat so einen klebrigen Saft der Braune Flecken hinterlässt und nicht abgeht.
encebollado
Eine typische Fischsuppe die sehr viele (Einheimische wie Ausländer*innen) lieben… Ich mache mir nicht so viel draus.
Suppen
Bei einem normalen Essen für 2-4 US-Dollar bekommt man in der Regel vor dem Riesen Teller Reis/ Bohnen/ Salat/ Hähnchen eine Suppe. Suppen gibt es echt überall, allerdings meistens mit Fleisch.
Guayusa
Eine Art Tee, aus dem man auch sehr gesüßten Eistee machen kann. Die Pflanze ist sehr lokal, enthält viel Koffein und soll sehr gesund sein. Er wurde von Indigenen schon lange als alltägliches Getränk, in Zeremonien oder vor der Jagd getrunken und hält einen angeblich jung. Im Amazonasgebiet gibt es den (Eis-)tee überall, in den Bergen kennen sogar viele das Getränk nicht einmal…
Die getrockneten BlätterGuayusa Tee
ungewürztes Popcorn
Popcorn (ohne Salz/ Zucker) wird wie Crotons in Suppen getan.
Yuka und Chicha
Yuka ist eine Wurzel, die man z.B. kochen oder frittieren kann und dann vom Geschmack her ein bisschen an Kartoffel erinnert. Wird überall dazu gereicht und wächst auch an Straßenrändern. Chicha ist ein indigenes Getränk, das aus fermentierter Yuka besteht und für mich ein bisschen den Geschmack von Ziegenmilch hat. Das Getränk sättigt sehr und wird z.B. während der Arbeit getrunken. Nach ein paar Tagen enthält es ordentlich Alkohol.
Löffel
Nicht immer, aber ab und zu gibt es beim Essen nur einen Löffel. Mit der Zeit lernt man alles Mögliche damit zu essen (auch Spiegelei).
Lebensmittel-Ampel
Auf jedem verarbeitetem Produkt steht hinten drauf, ob es jeweils wenig (grün), mittel (gelb) oder viel (rot) Fett, Salz und Zucker enthält.
Kultur
Familie
Familie hat in Ecuador durchschnittlich einen viel höheren Stellenwert als in Deutschland. Auch junge erwachsene Menschen sind noch jahrelang/ jahrzehntelang von ihren Eltern beeinflusst (abhängig?) und leben auch länger noch zuhause.
Ecuabet
Wetten um Geld (z.B. bei Fußballspielen) ist sehr verbreitet…
US-Fan
Vor allem in den Städten merkt man überall den Einfluss der US-Amerikanisierung. Vieles wird relativ unreflektiert übernommen/ nachgeeifert. Dazu gehört nicht nur der US-Dollar als Nationalwährung, auch der Bau von Malls, sich Coca Cola leisten können, Konsum, amerikanische Filme, …
Nationalstolz
Für mich als Deutsche ist es teilweise befremdlich, den starken Nationalstolz anderer mitzubekommen. Das soll allerdings generell ein Ding in Amerika sein. In Ecuador ist es in Highschools z.B. üblich die Flagge zu hissen und die Nationalhymne in Reih und Glied zu singen. Überall begegnet man Ecuador-Flaggen und die meisten Menschen sind stolz auf ihr Land.
traditionelle Kleidung
Während traditionelle Kleidung der Amazonasregion i.d.R. Nur bei Tanzaufführungen auf Festen getragen wird, begegnet man in den Anden immer wieder Indigenen mit ihren Hüten, langen Röcken, Goldschmuck etc. etc.
traditionelle Blusen auf Indigenen Markt in OtavaloTanzauftritt zur Feier in Puka Urku in traditioneller Kleidung
Katholische Kirche
Der Großteil der Bevölkerung Ecuadors ist katholisch und man bemerkt diesen Einfluss überall. Neben vielen Kirchen stolpert man immer wieder über Abbildungen von Jesus/ Maria/ Heiligen im Bus, auf der Straße etc. Mein Umfeld im Freiwilligendienst ist nicht so stark religiös geprägt, aber andere Freiwillige sind z.B. in religiösen Kindereinrichtungen oder leben bei einer katholischen Gastfamilie. In der Grundschule, in der ich arbeite, wird mit den Kindern gebetet/ Kirchenlieder gesungen.
Sexualität offener/ sichtbarer?
Für mich als Außenstehende wirkt die Ecuadorianische Kultur sehr ambivalent. Auf der einen Seite steht die starke Religiosität, auf der anderen sexuelles Ausleben. Hier wird es häufiger nicht als Widerspruch angesehen z.B. gläubig zu sein, aber in sehr enger Kleidung in Discos getanzten Sex zu haben. In Bussen begegnen mir Bibelzitate und Jesusbilder, aber auch Sprüche wie z.B. (übersetzt) “Wenn der Knopf nicht funktioniert, dann schreie wie letzte Nacht”, “Wenn das Kind vom Fahrer ist, ist die Fahrt kostenlos.” oder “Ich bin wie der Honig der Biene, an mir bleiben Frauen kleben.”… Direkt daneben “Gott beschütze mich auf meinem Weg”…
Ich würde nicht sagen, dass alle hier total sex-geil oder aufreizend gekleidet wären, aber es scheint eine sehr größere Entspannung mit dem Thema Sexualität zu geben (jedenfalls so lange es heteronormativ bleibt…), als ich es aus Deutschland kenne.
wenig Aufklärung
Hand in Hand mit der etwas freieren Möglichkeit sich sexuell auszuleben geht der Anschein einher, dass wenig sexuell aufgeklärt wird. Frühe Schwangerschaften sind nicht unüblich und manchmal habe ich den Eindruck, dass Verhütung von manchen als “unsexy” angesehen wird… Der Eindruck ist, dass vor allem Schulen dem Auftrag Aufzuklären nicht nachkommen.
Neben wenig sexueller Aufklärung, scheint es aber auch bei anderen Themen bei der Mehrheit der Gesellschaft wenig Wissen zu geben. Beispiele: Umweltschutz, Rassismus, Demokratie, psychische Probleme, …
Deutschland ist in seiner Aufklärung auf jeden Fall noch nicht perfekt, ich merke aber schon, dass bei uns Kinder eher/ verpflichtender mit solchen Themen in Kontakt kommen und wenigstens vllt. In einer Doppelstunde während der Schullaufbahn darüber geredet wird.
Machismus
Machismus ist hier weiter verbreitet… Männer spielen eher den Starken, konkurrieren und denken, sie könnten und dürften die Frau dominieren. Traditionelle Familienstrukturen sind nicht unüblich, Töchter müssen deutlich mehr mithelfen im Haushalt als Söhne und auch sexuelle Belästigung wird als normaler/ alltäglicher/ verzeihlicher(?) angesehen. Die Rollenbilder sind noch sehr stark in den meisten Köpfen drin. Wenn ich z.B. neue Wassertanks für das Pakashka Sacha bestelle, ist der Lieferer doch recht perplex wenn ich mithelfe sie hochzutragen und häufiger haben Männer das Bedürfnis mir helfen zu müssen, weil sie mir Sachen nicht selbst zutrauen. Das ist eine sehr milde Form. Aber der Machismus und letztendlich Sexismus gräbt tiefe Gräben und kann Formen annehmen, die bis hin zu sexuelle Belästigung, Vergewaltigung, Gewalt in der Ehe oder Femizide reichen.
Bargeldkultur
Ich glaube dazu muss ich nichts sagen… Ich renne auf jeden Fall ständig mit meinen Dollar und Cent Münzen herum.
Es ist ein bisschen ein Klischee, aber ich kann es irgendwie bestätigen: Die Mentalität hier ist so viel entspannter. Es gibt weniger strenge Vorschriften (bzw. Niemand kümmert sich um sie), weniger streng getaktete Alltäge, feste Pläne, Hektik, …
„In Ecuador ist alles möglich, aber nichts sicher“ ist ein Spruch hier oder auch „Alles kann, nichts muss in Ecuador“ und das stimmt. Viele Treffen sind super spontan, wenn gesagt wird, dass eine Feier um 19 Uhr losgeht, kann es schon mal bis 21:30 Uhr dauern bis wirklich was passiert und teilweise kann mir ein Student im Haus erzählen, er zieht nächste Woche aus, vielleicht aber auch nicht und er weiß noch nicht wo er dann leben und arbeiteten will… Auf der Straße quatschen Leute entspannt, wenn gerade Pause ist wird eben später oder morgen oder nie weitergearbeitet und das Projekt beendet und wenn du spontan was machen willst findet sich meistens jemand.
Auf der einen Seite ist dieses Lebensgefühl sehr angenehm, da man viel mehr im Zeitfluss lebt, anstatt ihn künstlich zu takten, auf der anderen Seite ist die dadurch entstehende Unzuverlässigkeit auch manchmal nervig (z.B. wenn Leute in letzter Sekunde absagen, nie was zustande kommt usw.). Insgesamt nehme ich es aber als sehr befreiend wahr, denn in Deutschland hatte ich schon teilweise das Gefühl, dass meine Termine mich erdrückten und ich immer genau ausrechnen musste, wann ich wo hin gehen musste. Außerdem spüre ich selbst durch die Distanz den Druck/ die Erwartungshaltung aus Deutschland, dass ich irgendwie mein Leben in die Hand nehmen, etwas studieren/ machen, mir Pläne/ Ziele setzen sollte… In Ecuador kenne ich persönlich kaum jemanden, der sich so krass mit der Zukunft auseinandersetzt: Es kommt doch eh immer anders als gedacht. Also kann man auch einfach im Jetzt leben…
kulturelle Vielfalt
In Ecuador existieren (je nach dem wen man fragt, ich finde immer wieder andere Zahlen) bis zu 16 anerkannte verschiedene Nationalitäten/ indigene Kulturen mit eigenen Sprachen, Traditionen und Kultur. Deshalb sehe ich auch immer wieder Regenbogenflaggen (allerdings andere, als die Pride-Flag der LGBTQIA+ Bewegung), die für kulturelle Vielfalt und den Respekt für indigene Kulturen steht. All diese verschiedene Einflüsse machen Ecuador letztendlich aus, denn es gibt nicht DIE Ecuadorianer*innen. Ich habe relativ viel mit Kichwa zu tun (wobei man da auch noch mal zwischen den Kichwa der Anden und des Regenwaldes unterscheiden muss), aber es gibt auch die Shuar, Otavalo, Chachi, Huaorani usw.
Karte, auf der man die verschiedenen Indigenen Kulturen und Nationalitäten in Ecuador sehen kann. Ich wohne in der Provinz Napo (Nr.28)…
Kosewörter und Liebesbekundungen werden dir in Ecuador i.d.R. Deutlich schneller gegeben. Selbst beim ersten Date werden Menschen z.B. schon als „mi amor“, „mi corazon“ oder „mi vida“ (meine Liebe, mein Herz, mein Leben) bezeichnet. Irgendwie passt es zu der Gastfreundschaft der Menschen und der Sprache. Auf Deutsch/ In Deutschland wirkt vieles davon total übertrieben. Das gleiche mit Verniedlichungen: Sie funktionieren im Spanischen so gut und werden echt gern benutzt. Im Deutschen sind sie kaum aussprechbar/ total lächerlich. Ein Beispiel: „Pollito con arrozito para un dollarito.” wäre in etwa “Hähnchen mit Reischen für ein Dollarchen”… Aber auch Namen werden gern verniedlicht, z.B. Danielito, Pablito, Marita usw. Am Anfang wurde ich von ein paar Studenten statt Amanda Amandita genannt… Komischerweise hat das allerdings aufgehört (vllt. Weil sie mehr Respekt vor mir bekommen haben?). Aber selbst bei Arzt wurde ich z.B. von Krankenschwestern “pobrecita” oder “corazon” genannt (du Arme in verniedlicht (du Ärmchen?) / Herz…).
Musik
Egal ob im Bus oder auf der Straße: Immer wieder läuft Musik im Hintergrund. Mit der Zeit habe ich mich echt an den Vibe gewöhnt und kann mittlerweile auch romantischen Balladen, Reggaeton oder (der für mich immer etwas gleich klingenden) Kichwa Musik etwas abgewinnen. Die Musik ist einfach Teil des Lebensgefühls hier. Falls euch interessiert, welche Lieder mir so begegnen hört doch gern mal in die Playlist herein, an der ich gerade arbeite:
“Chicos del Barrio” – eine der Bands, die auf Kichwa singt… Kleiner Eindruck in die Musik 🙂
“Vagabundo borracho y loco” als Beispiel einer romantischen Ballade hier… Message des Textes (für alle, die nicht Spanisch verstehen): Sie hat mich verlassen und mein Herz schmerzt so sehr, dass ich nicht weiter weiß, als mich zu betrinken 😅
DER Song hier… Keine Ahnung warum, aber der läuft seit ich hier bin wirklich in jedem Radio, jedem Laden, überall. (Der eigentliche Song beginnt so nach ca. 1 min im Video)
eigene Spanische Wörter/ Redewendungen
Lateinamerikanisches Spanisch unterscheidet sich generell schon noch mal vom Spanisch, das in Spanien gesprochen wird und dann hat noch jedes Land seine eigenen Dialekte, Wörter und Redewendungen… In Ecuador liebe ich ja die Anreden „veci” (Art Verniedlichung von “vecino”, Nachbar) oder “mija”, aber es gibt noch unzählige andere. Meine liebster lokaler Ausruf ist “achachay”. Das sagt man vor allem, wenn man sich nass gemacht/ voll gespritzt hat und/ oder wenn einem kalt ist.
Jede*r hier scheint einen unfassbar großen Bekanntenkreis zu haben (egal welches Problem du hast, Menschen kennen immer einen Bekannten eines Bekannten, der dir weiterhelfen könnte. Aber auch generell wirst du super schnell „amig@“, also Freund*in genannt…
Korruption
… ist leider ein ernst zu nehmendes Problem Ecuadors und zieht sich durch alle Ebenen von Institutionen.
fiestas
In Ecuador wird sehr gern gefeiert. Falls ihr mehr über die verschiedenen Feste wissen wollt, auf denen ich schon war, lest doch meinen Artikel darüber.
bunte Ohrringe
Ich mag es, wie viele Frauen typische Ohrringe von hier tragen. Beliebt sind bunte Muster/ Tiere aus kleinen Plastikperlen (vor allem Papageien), aber auch Schmuck mit Federn, aus Gold etc etc…
Die hier habe ich mir gekauft 🙂
Minga
Mingas sind so etwas wie Arbeitseinsätze, gleichzeitig sind sie eine Arbeits- und Gemeinschaftsphilosophie. Der Ansatz ist: alle helfen mit. Wenn im Dorf jemand ein neues Haus baut, dann wird eben eine Minga gemacht und alle helfen, mit dem Wissen, dass es dem Gemeinwohl dient bzw. Man auch Hilfe bekommt, wenn man sie braucht. Im Pakashka Sacha machen wir regelmäßig Mingas, um Arbeit am Grundstück zu erledigen, aber auch in der Grundschule gibt es z.B. monatlich eine Minga, bei der alle Eltern der Schüler*innen helfen den Schulhof zu reinigen etc etc.
Fazit
Das Leben in Ecuador ist manchmal verblüffend, manchmal faszinierend und mittlerweile Alltag für mich. Andere Dinge wiederum fühlen sich für mich seit Anfang an normal an. Die Grundlage einer Gesellschaft sind wohl überall gleich… Ich hoffe, ich konnte einen kleinen Einblick geben und habe nichts vergessen. Vielleicht mache ich irgendwann mal ein Update oder einen zweiten Teil. Falls ihr Fragen zu etwas habt, schreibt mir gern in die Kommentare 🙂
Bis bald!
Das „@“ am Ende eines Substantives ist eine mögliche Form der genderneutralen Sprache im Spanischen. Normalerweise Enden viele Nomen auf o (männlich) oder a (weiblich). Z.B.: amigo (Freund) und amiga (Freundin). Das @ sieht ein bisschen so aus wie ein a in einem o, deshalb wird es als „beides“ genutzt… ↩︎
In Ecuador wird gern gefeiert, das sagen die Ecuadorianer*innen auch über sich selbst. Über Weihnachten und Silvester habe ich ja bereits berichtet, aber ich war auch schon bei ein paar anderen Feiern dabei. Hier erfahrt ihr mehr darüber.
Fiesta de Tena
Letztes Jahr im Herbst war für eine Woche Stadtfeier in Tena. Leider habe ich den Großteil der Veranstaltungen (Straßenumzüge, Messen, Konzerte, …) verpennt, aber immerhin am letzten Tag war ich beim Straßenumzug dabei. Dort sind all die verschiedenen Highschools der Stadt aufgetreten und haben Marschmusik (?) mit Tänzen gemacht. Hier ein kleiner Eindruck…
Karneval
Am ersten Märzwochenende und den Montag/ Dienstag danach war für vier Tage Karneval in Ecuador. Ich war einmal in Misahuali und am Montag noch in Pano dabei. Karneval in Ecuador (jedenfalls in der Amazonasregion) bedeutet vor allem: Es wird nass. Auf jeden Fall sollte man nicht seine beste Kleidung anziehen, denn neben Wasserpistolen und Wasserbomben kommt auch jede Menge Sprühschaum, Farbe und wenn du Pech hast auch mal ein Ei oder Mehl in den Einsatz. In Pano und Misahuali gab es zudem Live-Musik, Leute waren baden, überall wurde Essen verkauft und es wurde ordentlich geworfen/ gesprüht/ gespritzt/ eingeschmiert… Einen Einblick von meinem Karneval bekommt ihr in diesem kurzen Video:
Konzerte und Discos
Auch ohne festlichen Anlass kann immer gefeiert und getanzt werden 🙂 Z.B. auf öffentlichen Konzerten, die ab und an in Tena stattfinden oder in der Disco. Es schüchtert mich ein bisschen ein, wie viel und wie gut hier getanzt wird – sobald Musik da ist finden sich Pärchen die tanzen. In Discos wird Salsa, Bachata, Reggaeton etc. etc. noch einmal auf ein ganz anderes (und teilweise sehr sexuelles) Level gehoben. Ich bin echt beeindruckt, mit was für einem Selbstbewusstsein und Können viele Frauen (aber auch Männer) hier twerken…
Ich finde es voll schön, dass ich überall unterwegs Musik höre. Falls euch interessiert, was für Lieder mir hier so begegnen, könnt ihr gerne in meine Playlist reinhören. Ich arbeite gerade an einer Neuen (kein Anspruch auf Vollständigkeit :)) und bin ständig auf der Suche – ob bei anderen Freiwilligen/ Student*innen, im Bus, auf Feiern etc.
Auftritt einer Rockband in Tena Konzert nach einer Messe mit lokalen ProduktenKonzert beim Karneval in PanoKonzert bei Karneval in Misahuali Jamsession in Tena
Fiesta de la Comunidad Puka Urku
Anfang Februar fanden in der Comunidad Puka Urku die Dorffeiern statt. Am interessantesten fand ich die “elecciones de la reina”, eine Art Misswahl, bei der allerdings traditionelle Kleidung in Tanz Choreografien vorgeführt wird. Zwischendurch traten auch offizielle Tanzgruppen und andere Interpreten aus Tena auf. Ansonsten gab es auch noch eine Hauptfeier, auf der viel getanzt und getrunken wurde und drei Uhr morgens eine “Guayusazeremonie”, die leider enttäuschend war, weil nicht wirklich irgendwas passiert ist, außer dass ein paar betrunkene Menschen von der Nacht davor darauf gewartet haben ihr kostenloses Frühstück zu bekommen… Aber immerhin konnten wir auf Nachfrage trotzdem Guayusa trinken und die Präsidentin des Dorfes hat eine Rede gehalten, auch wenn es nicht viel von einer Zeremonie hatte. Insgesamt wurde sehr viel Chicha (Getränk aus Yucca Wurzeln, in diesem Fall schon ein paar Tage alt und mit Alkoholanteil) getrunken und getanzt. Ich bin dankbar, noch mal diese ganz andere Erfahrung gemacht haben zu können. Teilweise habe ich mich etwas als Fremde gefühlt, auf der andern Seite war es sehr interessant. Ich merke wieder einmal, dass alle Menschen irgendwie die gleichen Dinge/ Gefühle verbinden, wie z.B. Musik, Tanz, Feiern etc etc, egal in welcher Form oder Art und Weise.
Zwischenaufführung Erster Auftritt der potenziellen Königinnen Tanzgruppe als Zwischenakt Auftritt der ersten Kandidatin mit traditioneller Naturperlenkleidung Hier mit KroneAuftritt zweite Kandidatin Auftritt dritte Kandidatin – dargestellt, wie sie Kakao erntetGuayusa trinken seeehr früh morgens…Live-Band bei Hauptfeier
Weihnachten/ Silvester
Puppen verbrennen, über Feuer hüpfen und „tanzende Witwen“: Einen kleinen Einblick von meinem Silvester in Ecuador könnt ihr in diesem Video sehen, den ganzen Artikel über Silvester/ Weihnachten findet ihr hier.
Fazit
Es ist auf jeden Fall immer wieder ein Erlebnis in Ecuador feiern zu gehen und manchmal wird es echt wild. Musik ist immer dabei, wie auf jeder guten Feier, das mag ich. Manche der Traditionen wirken für mich als Außenstehende willkürlich, haben aber ihre eigene Geschichte, wie z.b. die “tanzenden Witwen” zu Silvester. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf noch mehr Feiern dabei zu sein 🙂
So langsam schleicht der Tag näher, an dem ich die Hälfte meines Freiwilligendienstes hinter mir haben werde. Den Rückflug habe ich umgebucht, eingewöhnt habe ich mich schon lange und so langsam wird die Frage in meinem Hinterkopf immer drängender: Was mache ich danach? Wie geht es weiter?
Während ich mich einerseits damit auseinandersetzen muss, ob und was ich studieren möchte, kommen aber auch ganz andere Aspekte meines Lebens auf. Wo und wie will ich leben? Allein? In einer WG? Wie nah bei meinen Freund*innen und meiner Familie werde ich sein, wie will ich meine Freizeit verbringen und meine Beziehungen gestalten? Regelmäßige Freundschaftsdates und Familien Dinner?
Gerade sehe ich so viele Möglichkeiten und freue mich zum Teil schon auf die neuen Erfahrungen, mich ins Studium-Leben hereinzuwerfen, Deutschland und Europa zu bereisen, endlich wieder Harfe spielen zu können, … Ich habe viel Vorfreude, gemischt mit ein paar Zweifeln und Unsicherheiten. Gleichzeitig spüre ich aber auch eine große Ungerechtigkeit. Denn meine Zeit hier hat mir (was ich davor bereits wusste, aber nie richtig nahbar spüren konnte) so richtig gezeigt: Ich habe das Privileg der Wahl. Ich habe das Privileg der Selbstverwirklichung, ich kann mich ausprobieren, scheitern und etwas anders ausprobieren. Wenn ich über meine Zukunft nachdenke, dann denke ich vor allem an mich und nicht als erstes an andere Menschen, die vielleicht von mir abhängen. Wenn ich wollte, könnte ich in Ecuador bleiben, und ein kleiner Teil von mir wünscht sich das. Wenn ich wollte, könnte ich in so gut wie jedem Land der Welt leben, es wenigstens bereisen, verschiedene Kulturen erleben und dazu lernen.
Ich kann massig Kritik an unserer Deutschen Gesellschaft ausüben und diese Kritik ist auch berechtigt. Aber ich darf nicht vergessen, dass diese Gesellschaft mir eine Schulbildung ermöglicht hat, die trotz ihrer Schwächen so extrem gut war, dass sie meine Neugier nicht komplett verlöscht hat und mir die Werkzeuge, Fähigkeiten und das nötige Grundwissen gegeben hat, um mich selbst weiterbilden und somit diese Kritik überhaupt erst üben zu können.
Ich lebe hier mit jungen Menschen zusammen, die so wundervolle, interessierte Charaktere haben und von den Möglichkeiten, die ich habe, nicht mal träumen können, weil sie ausserhalb ihres Vorstellungsvermögens liegen. Ich lerne die Bedeutung von Bildung an eigener Haut kennen. Was würden all diese jungen Menschen verändern können, wenn ihr sie zum kritischen Denken erzieht, ihren Horizont erweitert und Wissen zugänglicher machen würdet? Ich lerne die unterschiedlichen Arten von Armut und Reichtum, von Nötigem und Luxus kennen. Ich lerne, dass materieller Wohlstand paradox ist: Zu wenig macht genauso unglücklich wie zu viel und am Glücklichsten wird man wohl immer sein, wenn man ihn teilt. Der Mensch passt sich an sein Umfeld an. Letztendlich brauchen wir erstaunlich wenig zum Leben, während unsere typischen Bilder von Luxus mehr in Richtung protzige Uhren, Schmuck oder Autos gehen, ist eigentlich schon eine Spülmaschine, ein drittes Paar Schuhe, ein Hobby, ein Wochenendausflug in die nächste Stadt, Freizeit, ein Buch, ein Handrührgerät, ein Rückzugsort für sich selbst oder anhaltende Stromversorgung Luxus. Es ist Luxus, einen Beruf zu wählen, weil er einem Spaß macht, es ist Luxus, kündigen zu können, weil der Beruf einen mental belastet oder auslaugt. Es ist Luxus in einem Sozialstaat zu leben. Das sind einfach Privilegien, die nicht alle haben, auch wenn sie es noch so sehr verdient hätten.
Wie schnell werde ich all dies im Alltag in Deutschland wieder verdrängen?
Wie schnell werde ich Ecuador vergessen?
Ich sehne mich nach Veränderung, persönlichem Wachstum und (zugegeben) einigem des Luxus, den ich in Deutschland haben werde. Und gleichzeitig will ich nicht fort. Manche Menschen sind mir hier dermaßen ans Herz gewachsen, dass ich sie nicht verlassen will. Genauso schmerzt die Vorstellung, einige Menschen aus meiner Heimat nicht baldmöglichst wiederzusehen. Ich habe mich so an die Natur, den Regenwald, die Langsamkeit, das leckere Obst und dieses ganz andere Lebensgefühl hier gewöhnt. Was will ich in einer Stadt, in einem Land mit Winter, in einem stressigen Alltag? Wie kann ich dieses Paradies hier verlassen? Wie kann ich nach so einem Jahr einfach wider einen „normalen“ Lebenslauf in Deutschland aufgreifen, daran anknüpfen, Studieren, Arbeit finden und weiterleben, als wäre nichts passiert? Wie kann ich meine Erfahrungen, was ich hier gelebt und gespürt habe greifbar machen, wie soll ich Menschen finden, die diese Erfahrungen teilen, verstehen können? Denn Fakt ist: Man muss hier gewesen sein, man muss hier gelebt haben, um es zu verstehen. Keine Worte der Welt können die Ambivalenzen beschreiben, die ich hier täglich spüre. Nein, Ecuador ist nicht einfach arm, aber von der Natur her reich, zersplittert und Opfer globaler ausbeuterischen Strukturen. Ecuador ist so viel mehr. Die Menschen hier sind so viel mehr. Es gibt Moderne und Tradition, Widerstand und Unwissenheit, starke Religiosität und sexuelle Freiheit, Sexismus und ein Selbstbewusstsein vieler Frauen, dass beeindruckt, Naturheilkunde und Pharmaindustrie, Handys an jeder Ecke und Stromausfälle, Klimawandel und Umweltschutz, emotionalen Reichtum und materielle Armut, materiellen Reichtum und emotionale Armut, Artenvielfalt und Massentierhaltung, es gibt Forschung, Lücken im Bildungssystem, Schulmilch, Black Friday und Wochenmarkt, Großzügigkeit, Kriminalität, Unverlässlichkeit, Entspanntheit, Abhängigkeit, familiäre Supportsysteme, Gefälligkeiten von Bekannten der Bekannten, Kapitalismus, kleine indigene Dörfer, Großstädte, Internet, Kolonialismus, globale Vernetzung, Wahlpflicht, Korruption, viel Polizei, eine der progressivsten Verfassungen der Welt (aber nur auf dem Blatt…), Umweltzerstörung, Tourismus, Rassismus, Klasszismus, Vereine, Parks, Second-Hand Läden, Reparaturwerkstätte, Plastik im Wald, der Traum vom westlichen Luxus mitten im Paradies der Natur und mehr.
Endlos mehr.
Es gibt so viel. So viel auf einmal, nebeneinander, wegen einander und trotz einander.
Ich könnte Seiten darüber schreiben, wie ich mich hier fühle, wie ich mein Umfeld einschätze, wie ich die ecuadorianische Kultur erlebe. Ich könnte Seiten füllen, und es nicht so rüber bringen, wie ich wollte. All die Ungereimtheiten, Wiedersprüche, Gefühle. All die verschieden Aspekte. Und ich rede hierbei von meiner Perspektive. Meine Perspektive ist so dermaßen winzig im Vergleich einer komplexen Kultur mit so vielen verschiedenen Beziehungen, Charakteren, kollektiven Erinnerungen, Traditionen und Lebensrealitäten.
Ich fühle mich ohnmächtig dabei, all das hier wiederzugeben. Mein Blog ist wie eine Skizze, die jede*r Leser*in mit eigenen Vorstellungen und Farben füllen wird. Vorstellungen, die wohl zum Großteil auf eigenen (Reise-)Erfahrungen und ansonsten (unbewussten) Klischees und Halbwissen basieren werden (wie meine Vorstellungen Früher und zum Teil immer noch auch). Ich spüre das Bedürfnis, meinen Alltag hier, dieses wundervolle Land anderen Menschen zu zeigen und habe gleichzeitig Angst vor der Verantwortung der Berichterstattung – denn auf irgendwas wirst du immer den Fokus legen müssen und irgendwas wirst du dabei immer verzerren oder weglassen.
Ich will meine Learnings hier auch wenn ich zurück bin mit Anderen teilen. Ich will diesen Austausch, die Verbindung und das Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen weiter fördern, ein Teil davon sein. Ich habe Angst, dass ich zurück komme, und Deutschland kaum noch wieder erkennen werde. Wie viel wird mir unnötig, verschwendet, überflüssig vorkommen? Was wenn ich die Menschen aus meinem Umfeld nicht mehr so gut verstehen kann – und sie mich nicht? Wir haben ja alle ein Jahr in verschiedenen Realitäten gelebt…
Ich frage mich, wie schnell ich Ecuador aus meinen täglichen Gedanken verbannen werde – und was schlimmer wäre: Das Vergessen/ ins Hintergrund rücken oder das ständige Fern(Heim-?)weh nach einem Land, was nicht meine Heimat ist, mir aber dennoch ein Zuhause geboten hat.
Kann ich nach so einem Jahr zurück kommen ohne politisch aktiv zu werden?
Wie schnell werde ich mich wieder an Luxus und eine kapitalistische Wegwerfgesellschaft gewöhnen?
Will ich mich überhaupt wieder daran gewöhnen?
Es klingt für mich selbst übertrieben, aber ein bisschen fühle ich mich wie eine Romanheldin, die feststellen wird, dass nach ihrer Rückkehr sich nicht nur sie selbst, sondern auch ihr ehemaliges Umfeld verändert hat und es nie mehr sein wird wie früher. Dass da eine kleine innere Distanz bleibt, die durch unterschiedliche und nicht zusammen erlebte Erlebnisse zustande kam. Andere Perspektiven und Denkmuster, die sich schwer erklären lassen. Der Frust, nicht verstanden werden zu können…
Und auf der anderen Seite denke ich mir auch wieder: Was für ein Quatsch. Es gibt neue gemeinsame Erlebnisse mit alten und neuen Bekanntschaften, Austausch, Gespräche und auf jeden Fall auch Menschen, die ähnliches erlebt haben und connecten können. Und ich freue mich auf diese Zeit genauso sehr wie auf meine zweite Hälfte Freiwilligendienst in Ecuador.
Anfang Dezember bis kurz vor Weihnachten war es schwierig bis unmöglich aus Tena und Umgebung weiter wegzufahren. Der Grund: die wenigen Hauptstraßen waren von Protestierenden verbarrikadiert worden. Ich wollte in dieser Zeit eigentlich zum weltwärts-Tag nach Quito fahren sowie eine Weihnachtsfeier der Freiwilligen der Region in Puyo besuchen, musste jedoch beides ausfallen lassen. Auch der Unterricht in Puka Urku konnte nicht stattfinden, da der Bus durch den Knotenpunkt Puerto Napo nicht durchgekommen wäre. Mehr dazu erfahrt ihr in diesem Artikel.
(kleiner Hinweis: Ich habe versucht, so viele Informationen und Hintergründe wie möglich zu dem Thema zusammenzusuchen, aber dennoch schreibe ich über die Proteste so, wie ich bzw die Menschen in meinem Umfeld sie mitbekommen haben. Ich hoffe, ich habe nichts falsch verstanden/ aus Versehen verzerrt dargestellt und kann auch nicht Vollständigkeit garantieren. Dennoch liefern die Fragen hoffentlich einen kleinen Einblick…)
Gegen was wurde protestiert?
Anlass der Proteste war der von der Regierung geplante Umbau eines Gefängnisses in Archidona zu einem Hochsicherheitsgefängnis. Anfang Dezember wurde eine Baufirma mit 52 Mrd. US-Dollar zum Bau beauftragt. Das so eine fette und teure Anlage mitten im kleinen Archidona keine besonders schöne Geste an die Region ist, die von der Regierung sonst tendenziell eher vernachlässigt wird, war mir gleich klar. Trotzdem konnte ich erst durch Gespräche die Tragweite dieses Baus und die Emotionalität vieler Einwohner*innen in Ansätzen verstehen.
Was ist am Bau eines Hochsicherheitsgefängnises hier problematisch?
Das Selbstverständnis der Region rund um Tena ist es, eine besonders ruhige, sichere und touristische Region zu sein. Vor allem in der Küstenregion und der großen Hafenstadt Guayaquil hat Ecuador viel mit organisiertem Verbrechen, Drogenschmuggel, Bandenkriminalität und Korruption zu kämpfen (einer der Gründe, weshalb ich diese Region während meines Freiwilligendienstes nicht bereisen darf). In den sozialen Medien gehen immer mal wieder Videos viral von inhaftierten Bandenführern, aus dem Gefängnis heraus TikTok Videos drehen und die Wärter*innen auf ihrer Seite haben. Mir wurde erzählt, dass rund um bereits bestehende Hochsicherheitsgefängnisse Drogenhandel in und um das Gefängnis blüht, Korruption wächst und regelmäßig Menschen verschwinden. Bis jetzt ist die Region hier davon halbwegs unberührt geblieben – und will es auch bleiben. Die Angst vieler Menschen ist es, dass das Hochsicherheitsgefängnis (mit seinen Insass*innen aus vor allem der organisierten Kriminalität) all diese Probleme und Gewalt in die Region tragen, Touristen abschrecken und die Sicherheit der Bevölkerung vor Ort gefährden würde. Zudem wäre der geplante Bau in der Nähe von fünf verschiedenen Bildungseinrichtungen, was das Thema zusätzlich emotionalisiert. Für mich persönlich hatte es den Anschein, als wolle die Regierung Schwerstverbrecher*innen in das provinzielle „Hinterland“ verbannen, um sie und ihre Probleme aus den Augen zu haben. Aber das haben sich die Menschen vor Ort nicht gefallen lassen…
Von wem wurden die Proteste organisiert?
So wie ich es verstanden habe, waren die Proteste ein Zusammenschluss mehrerer lokaler Initiativen, allen voran der indigene Verband CONAIE1. CONAIE setzt sich seit über 30 Jahren für indigene Rechte und Sichtbarkeit ein, hat bereits mehrmals Großstreiks organisiert, die von viel Polizeigewalt begleitet waren und steht für den Stolz der außergewöhnlich große Vielfalt indigener Kulturen in Ecuador. Ich habe ich bereits vor meiner Ausreise ein bisschen mit diesem Verband beschäftigt und finde es bewundernswert, mit welcher Ausdauer und Entschlossenheit sie sich für ihre Rechte einsetzen.
Wie wurde protestiert?
Hauptmittel waren die Blockaden der Hauptstraßen von und nach Tena, dazu Demonstrationen (unter anderem vor dem Sitz der lokalen Regierung in Tena…). Als erstes wurde in Archidona die Straße zu gemacht, es folgte Puerto Napo (s. Karte). Somit war der Fernverkehr nach z.B. Quito oder Puyo abgeschnitten. Dennoch waren die Folgen vor allem negativ für die ansässige Bevölkerung in und um Tena. Ein Durchbruch war es, als schließlich auch in Baeza eine Blockade errichtet wurde. Durch Baeza wird ein Großteil des im Amazonas gefördertem Erdöl transportiert, weshalb ein Durchkommen für die Wirtschaft wichtig und der entstehende Druck auf die Regierung deutlich größer ist.
Barrikaden in Archidona und Puerto Napokein Durchkommen Richtung Puyo oder Quito, zusätzliche Barrikade in Baeza
Ausgang
Erst waren die Fronten recht verhärtet und die Regierung drohte sogar mit höheren Polizeieinsätzen. Aber schließlich gab sie auf Social Media bekannt, dass der Bau woanders stattfinden werde. Die Proteste hielten jedoch an, bis wirklich das offizielle Dokument zur Umplanung unterschrieben wurde. Als nur noch die Unterschrift fehlte, habe ich auf einer Demonstration vor dem Regierungssitz vorbeigeschaut…
“Napo im Wiederstand“von links nach rechts gelesen (was nicht verdeckt ist 😅): „5000 Kinder sind betroffen – Nein zum Hochsicherheitsgefängnis“, „Wir wollen Frieden“, „Ja zu Bildung, nein zum Gefängnis“, „Nein zum Hochsicherheitsgefängnis“, „Napo ist Leben, wir siegen mit Seele und Herz“(Von links nach rechts – was nicht verdeckt wurde und ich lesen kann…) “Für die Zukunft unserer Kinder“, „Recht, Schutz, Sicherheit“, „Tage des Wiederstandes: 1. Nein zum Hochsicherheitsgefängnis in Archidona, 2. Rechte der Kinder und -, 3. Sicherheit -, 4. Gesundheit und Bildung fördern, 5. soziale Gerechtigkeit, 6. Nein zu -, 7. Amazonas frei zu -, 8. – betroffene Gruppen, 9. Respekt indigener Communities, 10. kein Hochsicherheitsgefängnis im Amazonasgebiet, 11. – sauber und Biodiversität -, 12. -, 13. keine weiteren Hochsicherheitsgefängnisse, keine weitere Gewalt“
Kurz vor Weihnachten war der Protest dann tatsächlich erfolgreich vorbei – was auch sichtbar das Selbstbewusstsein vieler Menschen gestärkt hat. Ich habe teilweise von einem „historischen Sieg“ gehört und dass die Region endlich gezeigt habe, dass sie sich nicht alles gefallen ließe. Das Hochsicherheitsgefängnis soll jetzt in Santa Elena gebaut werden, an der Küste. Die Barrikaden wurden wieder aufgelöst und seitdem ist es fast so, als wäre nichts passiert.
Auch in den Straßen Tenas sieht man ab und zu Plakate wie dieses – „Nein zum Hochsicherheitsgefängnis im Amazonasgebiet. Die Amazonasregion ist Leben und kein Gefängnis“
Wie hat mich die Barrikade beetroffen?
Ich fand es sehr spannend zu sehen, wie CONAIE und Ansässige sich politisch zusammengeschlossen und protestiert hat. Demos habe ich bis dahin noch nie hier sehen können. Von der Sache her war ich auf jeden Fall auf der Seite der Protestierenden – trotzdem war es bitter, den weltwärts-Tag und die Weihnachtsfeier zu verpassen. Theoretisch hätte ich durch die Barrikade laufen können, um auf der anderen Seite einen Bus zu nehmen, aber aus Sicherheitsgründen sollten wir Freiwillige das nicht tun. Besonders belastet hat es mich jedoch, über einen Monat mit allen im Haus zu sein. Wir konnten zwar nach Tena, aber mir hat die Zeit für mich in Puka Urku sehr gefehlt. Meine introvertierte Seite braucht einfach Ruhe, um ihre soziale Batterie aufladen zu können. In dem Zuge war ich während dieser Wochen oft gereizt und angenervt und ich bin sehr froh, dass die Proteste wieder vorbei sind. Umso besser, dass sie erfolgreich waren 🙂
Während ich immer noch in der Nähe des Äquators bin und (auch während der etwas kühleren Regenzeit) Tropenwetter spüre bekomme ich aus Deutschland immer wieder Bilder von Schnee, Matschwetter und Weihnachten… Tatsächlich ist besonders die Advents- und Weihnachtsstimmung bei mir dieses Jahr ausgeblieben, dafür hat es Silvester ordentlich gekracht. Mehr über meinen Dezember in Ecuador erfahrt ihr hier 🙂
Adventszeit
Schon recht früh, im November, konnte ich nach und nach in Tena beobachten, wie Geschäfte Weihnachtsdeko im großen Stil anbieten. Gerade in den Städten wird dabei vor allem den USA nachgeeifert mit vielen bunten Lichtern, kitschigen Plastiktannenbäumen und so weiter. Für mich hat sich die Kombination aus Hitze und Tropen und Weihnachtsdeko irgendwie falsch angefühlt. Adventskalender sind hier relativ unbekannt, aber ich habe organisiert, dass ich mit den anderen Freiwilligen einen für unsere Studenten im Haus bastle. Ich selber hatte einen kleinen süßen Kalender von Mama aus Deutschland mitgeben bekommen 🙂 Er hat mir gezeigt, wie Weihnachten immer näher rückt, aber gleichzeitig hat sich das Fest noch Monate entfernt angefühlt. Zweimal habe ich Plätzchenaktionen durchgeführt, die mehr oder weniger geklappt haben, und kurz vor Weihnachten habe ich noch auf Krampf eine Weihnachtsplaylist1 erstellt. Außerdem habe ich ein paar kleine Geschenke gekauft, süß eingepackt (mit dem was ich halt finden konnte) und Karten gebastelt. Das war irgendwie auch schon alles und an den meisten Tagen habe ich nicht an Weihnachten gedacht. Unser Chef aus der Schweiz ist zu Besuch gekommen und mit ihm haben wir einen Plastikbaum aufgestellt und dekoriert, dass war ganz nett. So lässt sich eigentlich mein ganzes Weihnachten hier zusammenfassen: Ganz nett. Aber nicht annähernd so schön oder gar besonders wie zuhause.
Adventskalender für die Studierenden
Krippe im Park
Unser Weihnachtsbaum
Geschenke
Weihnachtskarten
Mein Weihnachtstee verschimmelt 😭
Schon Tage vorher am Essen vorbereiten…
Heiligabend/ Feiertage
Am 24.12. sind wir vormittags in die Communidad Puka Urku gefahren, um dort bei der Weihnachtsfeier mit dabei zu sein. Es war eine schöne Erfahrung, das erleben zu können. Bei der Feier waren die Kinder (jedenfalls die paar, die nicht schon in die Ferien Verwandte besuchen gefahren sind), Eltern, Geschwister und so ziemlich das ganze Dorf. Es gab ein sehr kleines Programm (aufgrund der Barrikaden in Dezember ist der Unterricht ausgefallen und dementsprechend konnte nicht viel eingeübt werden) und dann die „Bescherung“. Groß Geschenke zu vergeben ist hier nicht so üblich (vor allem nicht in den indigenen Communidades), aber es gibt die sogenannten „Fundas de Navidad“ (Weihnachtstüten). Diese Plastiktüten vollgestopft mit Süßigkeiten gibt es für einen Dollar überall zu kaufen und jedes Kind hat insgesamt ungefähr fünf (!) von ihnen bekommen. Danach waren Gruppenspiele/ Wettbewerbe an der Reihe, die von den Eltern und manchmal auch uns Freiwilligen gespielt wurden. Mit dabei waren Stuhltanz, mit verbunden Augen Weihnachtstüten herunterschlagen oder um die Wette Chicha trinken (wird aus Yuka Wurzeln hergestellt und hat für mich einen ähnlichen Geschmack wie Ziegenmilch). Besonders interessant war ein Spiel, bei dem eine Kochbanane an einer Schnur an deiner Hüfte befestigt wurde und man anschließend durch Schwingbewegungen mit der Banane eine Mandarine zur Ziellinie stoßen sollte… Wir Freiwilligen wurden mehr oder weniger gezwungen mitzumachen und haben uns echt zum Affen gemacht (es ist wirklich schwer…). Ein kleines überraschendes Highlight war der tatsächliche Baby-Affe, den eines der Mädchen unter ihrem Kleid hervorgeholt hat. Niemand hatte einen Plan woher sie ihn hatte, aber er war echt süß. Mittags wurden wir dann noch zum Essen in der Schule eingeladen (Suppe, Reis, Hähnchen, Bohnen, …) und die sechs Hähnchen, die wir als Geschenk mitgebracht haben, wurden alle verputzt (ich habe meinen Teil weitergegeben…).
Auf dem Weg nach Puka Urku – das letzte Stück mit dem Kanu
Weihnachtsbaum schmücken…
Das Ergebnis 😅
Mit Achiote malen
Krippenstandbild 😅
Bescherung
Einfach einen Affen dabei…
Mittagessen
Abends haben wir im Pakashka Sacha alle zusammen gegessen. Ich habe mich darum gekümmert, Klöße, Rotkraut und Lebkuchensauce zu machen und unser Chef hat irgendein Schweizer Braten in Teighülle gemacht – einen auch in vegetarisch. Danach haben wir noch Activity gespielt, was echt lustig war, und dann war der Abend auch schon vorbei. Ehrlich gesagt hatte ich dann schon ein bisschen Heimweh und habe mich gefragt – das war jetzt alles? Der nächste Tag war normaler Arbeitstag und am (theoretisch) zweitem Feiertag haben wir eine Großputzaktion im Haus gemacht, einmal alle Möbel raus geräumt und jedes Zimmer gründlich gereinigt. Das war recht anstrengend, aber als „Belohnung“ sind wir danach alle zusammen Essen gegangen, was wirklich schön war.
Insgesamt hätte ich mir schon gewünscht, dass ein bisschen mehr Weihnachtsstimmung aufkommt, ich habe mich dann irgendwann jedoch einfach damit abgefunden. Typische Weihnachtstraditionen scheint es in Ecuador bis auf die Süßigkeitentüten wenige zu geben (so weit ich mitbekommen habe). Ich habe gehört, dass sich (vor allem in den Städten) Familien schon auch abends zusammen hinsetzen, lecker essen und gemeinsam Zeit verbringen. Allerdings ist das sehr unterschiedlich. Ansonsten ist Ecuador auch ein sehr katholisches Land, weshalb für viele Weihnachtsgottesdienst eine zentrale Rolle spielt. Insgesamt scheint das Fest jedoch nicht das wichtigste Fest im Jahr zu sein, was ich in Deutschland schon behaupten würde (oder zumindest eines der wichtigsten…).
Geschenk von Zuhause 🙂
Weihnachtsessen
Großputzaktion am 26.12.
Silvester
Während Weihnachten in Ecuador nicht ganz so groß gefeiert wird, wird es dafür zu Silvester richtig wild. Weltweit verbreitete Traditionen wie Feuerwerk und Party machen gibt es hier auch – mit ein paar Extras. Hier ein paar Eindrücke von meinem Abend:
Wie man auf dem Video schon sieht waren die Straßen Tenas gut gefüllt. Überall wurde getanzt, geböllert und Laternen in die Luft geschickt (was ich persönlich besonders schön fand). Außerdem gab es überall offene Feuer, in denen die Leute sogenannte „muñecas“ (Puppen) verbrannt haben. Ursprünglich sind diese Puppen lebensgroße Abbildungen einer Person aus deiner Familie/ Communidad und selbstgebastelt. Gemeinsam mit der Puppe wird ein Zettel verbrannt, auf der schlechte Eigenschaften der Person bzw. Negatives steht, was im alten Jahr gelassen werden soll sowie Wünsche fürs neue Jahr. Durch das Verbrennen und das anschließende übers Feuer hüpfen der Person wird dies wahr. Mittlerweile gibt es in Großstädten richtige Wettbewerbe, wer die schönste/ coolste/ interessanteste Puppe hat. Das können Politiker*innen, Sportler*innen, Zeichentrick-Figuren oder Filmcharaktere sein. Am 31.12. selbst bin ich den Großteil des Tages im Bus von Otavalo zurück nach Tena gefahren und habe durch das Fenster viele Straßenverkäufe dieser muñecas gesehen. In Tena war es gemischt – einige Puppen waren selbstgemacht und z.b. Familienmitglieder, andere gekauft.
Straßenverkauf muñecas aus dem Busfenster fotografiert
Was ich auch gesehen habe, wenngleich ich leider keine eigenen Fotos oder Videos habe, sind die sogenannten „viudas“ (Witwen). Hierbei handelt es sich um Crossdresser (Männer, die sich als Frauen verkleiden) und den ganzen Tag über den Verkehr belästigen, auf den Straßen tanzen und Autos aufhalten und erst wieder gehen, bis sie ein paar Cent Trinkgeld bekommen haben. Das Ganze wird teilweise echt wild und ist schon spicy… 😅 Ich habe im Internet nach ein paar Videos gesucht, falls ihr euch einen Eindruck verschaffen wollt (das ganz heiße Zeug habe ich nicht genommen, aber wenn es euch interessiert sucht einfach nach „widows Ecuador new year“ oder „viudas locas ecuador“…):
So geht es ungefähr auf den Straßen ab…
Hier sieht man die viudas, aber auch noch mal die muñecas
Fazit
Während mir Weihnachten zuhause schon viel bedeutet, musste ich dieses Jahr mit weniger Erwartungen an das Fest herangehen. Der 24.12. war ganz nett, aber das war dann auch schon alles. Viel Weihnachtsstimmung kam leider nicht auf, was auch ein bisschen am Klima liegt, wenn ich ehrlich bin. Viele „ecuadorianischen Traditionen“ habe ich zu Weihnachten wirklich nicht bemerken können. Dafür war Silvester hier eine wirkliche Erfahrung und ich hatte viel Spaß. Vielleicht liegt es auch daran wie (und wo) ich in Deutschland immer Silvester gefeiert habe, aber so viel Party und Trubel hatte ich bisher nie. Die Tradition mit den muñecas finde ich echt cool (leider hatte ich durch meine Reise keine Zeit eine eigene Puppe zu machen) und das Crossdressing ist wirklich mal etwas anderes. Es war wirklich schön zu sehen, wie Menschen jeden Alters auf den Straßen waren und gemeinsam gefeiert und getanzt haben. Während ich mich auf Weihnachten zuhause echt freue werde ich zu Silvester Ecuador bestimmt vermissen…
Es schockt mich selbst ein bisschen, wie schnell die Zeit verflogen ist. Da es unmöglich ist, wirklich alles wiederzugeben, was in den letzten beiden Monaten passiert ist, versuche ich es gar nicht erst. Aber ich gebe gern ein paar Einblicke und picke die ein oder andere Sache heraus 🙂
Highlights der letzten Wochen
Mein Geburtstag:
Wie zu erwarten war mein Geburtstag dieses Jahr anders als sonst. Tatsächlich ist unter den Studierenden hier Geburtstag gar kein so großes Ding, weshalb wir Freiwilligen uns ein bisschen selber organisieren. Schon am Tag davor habe ich den traditionellen Geburtstagskuchen meiner Familie gebacken, den Hübschen Bunten, (Dank geht raus an Mattis, der mir Rote-Grütze-Pulver und Vanillepuddingpulver mitgebracht hat!). Der Tag selber war dann relativ entspannt. Tatsächlich war sogar am 11.10. ein Feiertag, was uns leider trotzdem nicht vom Putzen befreit hat. Morgens habe ich erst einmal lecker mit Mara und Mattis gefrühstückt und dann meine Aufgaben erledigt. Mittags habe ich mit Mattis gekocht und entspannt gequatscht. Der Nachmittag war echt schön, wir sind zum Fluss gegangen und waren baden (und wer wollte hat Fußball gespielt). Mein Geschenk an mich selbst war eine riesige Avocado, aus der ich Guacamole gemacht und die ich komplett allein weg gesnackt habe 🙂 Abends sind wir dann noch gemeinsam feiern gegangen, was auch echt lustig war (und ich kann Bachata immer noch nicht…). Insgesamt war es einfach ein schöner entspannter Tag und ich habe es echt genossen.
Geschenke aus der Heimat…Geburtstagskuchen 🙂Am Fluss
Ausflüge und meine erste Reise (Laguna Yani/ Gran Canyon/ Latacunga – Laguna Quilotoa – Baños):
Nach und nach entdecke ich auch andere Ecken Ecuadors als Tena. Darüber habe ich auch schon diesen Beitrag mit Video erstellt.
Erstes inoffizielles Zwischenseminar:
Anfang November haben wir uns mit unserer Mentorin und den Freiwilligen der Region für ein Wochenende in einer wunderschönen Lodge am Fluss getroffen und ein bisschen über unseren bisherigen Aufenthalt in Ecuador reflektiert. Es war echt schön, die anderen wiederzusehen, sich auszutauschen und gemeinsam Spaß zu haben. Ein Learning, was wir glaube ich alle hatten, war, dass jede*r hier schon Schwierigkeiten, Probleme oder schlechte Tage hatte, auch wenn auf Instagram alle immer so glücklich mit ihrem Einsatz wirken.
Badestelle
Lagerfeuer
Kochen
Abfahrt 🙂
La Isla:
Ich war das erste mal auf der Isla in Tena, die zwischen den Flüssen liegt. Ich wusste gar nicht, dass man mitten in der Stadt so im Regenwald sein kann. Unter anderem habe ich eine mini-Bibliothek gefunden, wo ich mir auch ein Buch ausgeliehen habe (mal schauen, ob ich das auf Spanisch verstehe), das Tapir gesehen, was mir auch gefolgt ist und wunderschöne Ruinen entdeckt. Ach ja, und Affen waren auch da… Davor habe ich mir mal wieder mein Lieblings Frozen Joghurt gegönnt 🙂
Mingas/ Arbeit:
Yurak und Moi
Erdrutsch wegräumen
Wiese mit Machete mähen
Kleine Pause machen und Zuckerrohr kauen 🙂
Umgekrachter Baum auf dem Weg
Weg frei räumen
Rohr einbuddeln
Bambus putzen
Neu gelernte Wörter (nur ein paar Beispiele):
suave - weich tenedor - Gabel rastrillo - Harke mija - lokales Wort für “Kumpel” zapatilla - Latsche/ Flipflop achachay - lokaler Ausruf, wenn man z.B. friert (¡Achachay, qué frío!) oder sich aus Versehen nass gespritzt hat chupete - Lolli ají - Chili
Tiere und Pflanzen, die mir begegnet sind:
Gefunden
Alpaka
Sieht aus wie ein Affenschwanz, ist aber eine Pflanze…
Achiote
Fledermaus
Fleischfressende Pflanze
Kakao 🙂
Schlange
Super lecker, hab leider den Namen vergessen
Zuhause
Habe eine Heimat gefunden In Menschen Weit weg von zuhause Und ich weiß nicht mehr Wie es ohne euch ging Mein Herz ist gespalten -zwei Länder -zwei Kulturen -verschiedenste Menschen Und beides fühlt sich vertraut und doch entfremdet an
Werde hier nie ganz zugehören Immer das Fremde an mir tragen Und doch werde ich zurückkommen und wissen: Das Deutschland, wie ich es vorher kannte, Das existiert nicht mehr (Existierte nie)
Mein Blick weitet sich Und ich fange an Auszumisten, Rein zu zoomen, Raus zu picken; Suche mir aus, Was mir gefällt (Avocados, Weihnachtsmärkte, Wasserfälle, Altstädte, Zuverlässigkeit, Spontanität, Kochbananen, Regenwald, Buchläden, Poetry Slams, freie Unis, Straßenbahn, Moto-Taxis, niedrige Preise, Freundlichkeit)
Werde mich nie entschieden Und immer vermissen, was jeweils fehlt.
Werde mich nie entscheiden Und immer genießen, Was ich gerade hab.
Werde mich nie entschieden, Denn in der Ferne lerne ich Erkennen, Was deutsch-sein bedeutet Und lege gleichzeitig Stückchenweise mein deutsch-sein ab.
Zuhause Ist kein Ort mehr, War es vielleicht nie. Zuhause ist ein Mosaik, Ein Bild aus Splittern, Orte, Momente, Erinnerungen Menschen, die in meinem Herzen wohnen Traditionen, Routinen, offene Arme…
Zuhause ist wissen Ich bleib immer ich Und das ist genug
Alltag in Puka Urku:
Achiote
Mit Achiote malen
Chicha (Getränk aus Yuka Wurzeln)
Ausblick
Insgesamt ist die letzten Monate viel passiert und einiges davon habe ich noch nicht erzählt. Z.B. wollte ich eigentlich zum weltwärts-Tag nach Quito, was allerdings wegen Straßenblockaden nicht ging. Außerdem wird langsam Weihnachten, was sich in der Kombination mit Hitze und Regenwald für mich komisch anfühlt. Über all das berichte ich hoffentlich bald. Bis dahin!
So schön der Alltag hier auch ist, manchmal wird es mir dann doch zu viel und ich bin froh, wenn ich die Gelegenheit habe, mal raus zu kommen. In den ersten Monaten war ich noch mit Ankommen beschäftigt, aber in den letzten Wochen konnte ich immer mal kleinere Kurztrips machen. Ich bin so begeistert von der Natur hier. Ecuador hat ja bekanntlich vier Welten – die Küste, die Anden, den Regenwald und die Galapagos Inseln. Bis jetzt kannte ich nur den Regenwald, aber vor ein paar Tagen bin ich das erste Mal in die Anden, nach Latacunga gereist. Auch wenn ich theoretisch wusste, dass es in Ecuador nicht überall tropisch ist, war die Kälte in den Bergen ein Schock für mich. Ich wusste gar nicht mehr wie sich Kälte anfühlt… Ecuador mit Menschen in Jacken, Mützen und Ponchos hat sich erst seltsam, dann aber genau richtig angefühlt. Die Anden sind einfach wunderschön und ich will unbedingt wiederkommen. Nächste Woche fahre ich zum weltwärts-Tag nach Quito und bleibe danach noch das Wochenende dort. Ich bin schon gespannt die Stadt zu erkunden 🙂
Wenn ihr Einblicke in meine letzten Ausflüge und Reisen bekommen wollt, könnt ihr euch gern dieses Video mit random Videos und Fotos anschauen:
Fahrradwege, schöne Parks und alte, ästhetische Häuser
Weihnachten und Adventszeit
Das brauche ich echt nicht wieder:
Schule
deutsche Preise (kein ordentliches Mittagessen mehr für 2,50 US$…)
Kahle Bäume, Matschwetter und Schneeregen
Eine Gesellschaft, die sich über Probleme aufregt, die keine wirklichen Probleme sind, anstatt sich am Wesentlichen festzuhalten, die wirklichen Probleme zu beheben und das Jetzt zu genießen
gesellschaftlich akzeptierter Egoismus und ein hyper-Individualismus, der einsam macht
ich will nicht sagen die Unfreundlichkeit der Deutschen, aber schon irgendwie die Distanziertheit/ Gleichgültigkeit gegenüber Fremden, die man oft/ öfter antrifft als hier
Bürokratie
Ein Umfeld, dass viel zu sehr mit den Köpfen in eventuellen Zukunftsplänen hängt (anstatt einfach im Moment zu leben) und indirekt von einem erwartet, auch einen Plan zu haben was man machen/ werden/ erreichen will
Die Omnipräsenz von schwer zu erreichbaren und ungesunden Schönheitsidealen
Die Kompliziertheit von allem: Das fängt bei den Vorschriften und Sicherheitsvorkehrungen eines Schulausflugs an, geht über sämtliche Küchengeräte weiter, die man eigentlich nicht braucht bis hin zu Lebensmotto, Verkehrssystem oder politische Debatten
aktuelle Debatten und Politik rund um die Bundestagswahl
Das genieße ich am meisten in Ecuador:
Die wunderschöne Natur (lost in paradise…)
das frische Obst
die Freizeit mit den Studierenden
überall mit dem Bus rausgeschmissen werden zu können
die Unkompliziertheit (egal ob man sich spontan von jemanden mitnehmen lässt, einfach fragt ob man mitmachen kann, Ideen in der Schule direkt realisieren kann (ohne bürokratischen Aufwand) etc. etc.)
die Offenheit und Freundlichkeit der Menschen
selbstständig sein und als Erwachsene wahrgenommen zu werden
vieles (jedenfalls Dinge, die nicht importiert oder sehr touristisch sind) ist hier billiger als in Deutschland
die Liebe zu Musik, Tanz und Feiern, die du überall spürst (es gibt immer irgendeinen Grund zu feiern und egal ob im Bus oder in der Straße: überall begegnet dir Musik)
das im Hier und Jetzt leben, anstatt immer nur die Vergangenheit zu analysieren und sich über die Zukunft den Kopf zu zerbrechen
all die Pflanzen, die ich sonst in meinem Zimmer hatte, wachsen hier einfach überall
ich kann mich selbst in einem neuen Umfeld ausprobieren
die Direktheit – man nutzt Dinge direkt aus der Natur, kauft Obst/ Gemüse direkt von Bäuer*innen, fragt einfach direkt den Busfahrer (tatsächlich ist mir noch keine Busfahrerin begegnet…) wo es hin geht und so weiter und so fort… egal ob es um Auskünfte, Handel oder Aktivitäten geht, du kommst nicht um die Menschen herum (keine Internetseiten mit Infos, keine online Shops, kaum Preisschilder, keine Selbstbedienungskassen, keine Zweit- und Drittanbieter, wenig Offizielles und viel einfach hingehen, fragen und machen)
die total verschiedenen Regionen und Landschaften
es fühlt sich bereits nach Heimat an
Darauf könnte ich hier echt verzichten:
Der Käse und das Brot
Mücken
die heißen Tage, wenn die Sonne prallt und es 38°C warm ist
Einige Probleme mit unserem Chef
manchmal das Putzen
die weniger selbstverständlichen Wissensstandarts über Hygiene, Gesundheit, Umweltschutz, bewusstes Leben etc.
fehlendes politisches Interesse vieler Leute, da sie einfach nicht sehen/ erleben, dass Politik letztlich ihr Leben beeinflusst
Das Gesundheitssystem (entweder kostenlos und mit sehr langen Wartezeiten sowie wenig Engagement der Ärzte oder privat und mit Ärzten, die komplett übertreiben, dir alles verschreiben, was es gibt und sich das Ganze gut bezahlen lassen…)
die Unbesorgtheit/ Gleichgültigkeit (oder Unwissenheit?) vieler Menschen gegenüber wirklichen Problemen wie z.B. der Klimakatastrophe oder weltweit wachsendem Populismus
irgendwann ist dann auch mal wieder gut mit Reis und Eiern
Stromausfälle
ich habe wirklich das Problem, dass organische oder nicht gut gereinigte Dinge, die ich nicht oft benutze, einfach verschimmeln… (Holzperlen, Lederbänder, Schmuck, Tablethülle, Tee, Badetasche, Portmonee, …)
Seit einem reichlichem Monat lebe ich jetzt schon in Ecuador und ich kann mir meinen Alltag in Deutschland bereits gar nicht mehr vorstellen. Die letzten Wochen sind unglaublich schnell verflogen und doch fühlen sie sich an wie eine Ewigkeit. Ich habe mich an so vieles hier gewöhnt und trotzdem probiere ich immer wieder neue Sachen aus, lerne dazu und wachse über mich hinaus. Diese Woche kommt dann auch endlich der dritte Freiwillige nach und wir werden immer zwei Leute im Pakashka Sacha auf einmal sein, während der*die Dritte nach Puca Urku geht. Darauf freue ich mich schon, ich hoffe, das wird cool. Mara und ich sind im letzten Monat echt eng geworden, was ich so schnell und so extrem nicht erwartet hatte, mich aber sehr freut. Wir teilen basically alles: Gedanken, Klamotten, Schmuck, unsere Gefühle, Crushs, Geld, Chips, Rucksäcke und manchmal sogar mein riesiges Bett, wenn bei Mara wieder ein riesiges Insekt im Zimmer ist und sie sich nicht traut, es zu betreten…
Mittlerweile ist mein Spanisch auch schon besser geworden, ich kann mich verständigen und mehr oder weniger tiefe Gespräche führen. Langsam baue ich Beziehungen zu den Menschen hier auf, freunde mich mit den Studierenden an und habe die Namen der meisten Kinder der Schule im Kopf (außer Jaison, Jaiden und Jaidan, die kann kein Mensch auseinanderhalten). Das Leben hier ist zu einer neuen Routine geworden und ich genieße diesen Alltag sehr. Während ich letzten Monat mein Hobby Lesen echt schleifen lassen habe (Mangel an Büchern und so viele andere Eindrücke), bin ich dafür wieder öfter zum Schreiben gekommen. Falls es euch interessiert, findet ihr im Folgenden noch ein paar random Eindrücke der letzten Wochen…
fremd
Jeden Tag Ein neues Fettnäpfchen Lotse die Grenzen aus Manchmal zu viel Manchmal zu wenig Das Bauchgefühl, Das kommt noch
Drehe mich in Kreisen „Yo soy Amanda. Soy de Alemania.” Essen, schlafen, arbeiten Zum zehnten Mal vergessen, Was „riechen“ auf Spanisch heißt Gesprächsbrocken sickern in mein Gehirn Ich nicke einfach und lächle Warum das witzig war, Verstehe ich später (Manchmal)
Super easy going War noch nie so extrovertiert Hab keine Wahl, Muss halt irgendwie Die selbstgebauten Mauern einreißen Und fragen, fragen, fragen Scham kann ich mir nicht leisten Noch bin ich lost Noch bin ich fremd Und weiß nicht wie die Dinge laufen Noch…
Alltag
Mein Alltag ist sehr davon bestimmt, ob ich gerade in Puka Urku bin und in der Grundschule helfe (mehr dazu im Artikel über meine ersten Wochen dort) oder im Pakashka Sacha lebe, viel putze, koche, Arbeiten am Haus mache, Zeit mit den Studierenden verbringe, einkaufen gehen kann, Englisch Einzelunterricht gebe, die Hunde füttere und einmal die Woche in der Englischschule in Tena den Unterricht begleite und mit den Schüler*innen ein bisschen auf Englisch quatsche.
Alltag im Pakashka Sacha:
Frühstück
Machete schleifen
Mobile gebastelt 🙂
Yurak (einer der zwei Hunde hier)
Backen…
Blaues Licht im Zimmer gegen Mücken ist schon cool
Lernen, wie man ein Huhn ausnimmt (muss es zum Glück nicht essen…)
Die Küche
Eiersalat 🙂
Wiese mit Machete mähen
Blasen von der Arbeit…
Eure lieben Botschaften 🙂
Zimtschnecken backen
Nachhilfe geben
Endlich mehr Fotos aufgehangen
Die Englischschule
Nach Hause kommen <3
Den Weg von Blättern befreien
Pizza 🙂
Im Markt einkaufen…
Alltag in Puka Urku:
Englischunterricht
Stromausfall
Kochbananen ernten
Gleich wird gekocht…
Liebe diese Zeichnung 🙂
Neue Materialen für die Schule in Tena besorgen
Abwasch ohne Strom und Leitungswasser… Wann kommt der Regen wieder?
Zerstampfte Kochbananen sind ehrlich gut
Zöpfe flechten 🙂
Das Haus der Freiwilligen
sin ti
Alles anders Und doch irgendwie gleich Essen, schlafen, atmen Die Tage verrinnen Und ich vermisse Käsebrot Vermisse Straßenbahnen Vermisse dich
Zwischen uns Nur ein Ozean - Nur ein Jahr - Nur ein Anruf - Zwischen uns So viel Luft
Am anderen Ende der Welt Ein leises Atmen Bist du das? Hörst du mich? Die Leitung stockt Lass sie niemals - Lass sie nie abreißen
Wie geht es dir? Ich starre auf das Handy Und versuche deine verpixelten Gesichtszüge zu lesen Eine Woche kein Update Lebst du noch? Nicht existieren, Ich meine leben, So richtig leben…
Fremde Wörter Verlassen meinen Mund Vermische die Sprachen Zu einer neuen Zu meiner eigenen Versteht ihr mich? (Sprachbarriere)
Überwinde Mauern Und schaffte neue Grenzen In Gedanken immer an deiner Seite Deine Stimme in meinem Kopf -Hörst du mich auch? Deine Stimme in meinem Kopf… Das ist alles, was ich brauch
Highlights
Während der letzten Wochen gab es so viele Highlights, dass es mir schwer fällt, alle zusammenzukriegen. Immer wieder schön war es baden zu gehen – egal ob im Fluss bei Puca Urka, in Pano oder an anderen Badestellen. Einmal war ich mit einem der Studenten bei einem echt schönen Wasserfall schwimmen, dass war schon magisch. Generell bleibt die Natur einfach ein Highlight für mich. Jeden Tag wache ich im Regenwald auf und kann es selber kaum glauben. Es ist unfassbar schön hier und ich genieße es, morgens den Nebel über den Bäumen zu beobachten und abends zu den Geräuschen des Waldes einzuschlafen.
Baden 🙂Durch den BambuswaldGanz normale Landschaft beim Bus fahren 🙂Einfach jeden Tag im Dschungel aufwachen und einschlafen…
So langsam komme ich an den Punkt, an dem sich erste Routinen eingeschliffen haben und ich nicht mehr komplett lost bin. Die Momente, wenn ich z.B. mit dem Bus nach Tena fahre und weiß wo ich bin sind echt schön. Es ein gutes Gefühl, Orte wieder zu erkennen und sich langsam auch in der Stadt heimischer zu fühlen. Ich erkenne Graffitis, Läden, Restaurants und den einen lustigen Mülleimer, der wie eine Ente aussieht, wieder und weiß, wo ich was bekomme, es gutes Eis mit Käse gibt und welche Marktfrau immer ein paar Früchte zum Einkauf dazu schenkt (und das süßeste Lächeln überhaupt hat)…
in Tena unterwegs…
Lieblingsmülleimer 😉
Second Hand shoppen 🙂
Blick über Tena
Die Englischschule
Bus fahren
Auf den Bus warten
In den letzten Wochen hatte ich zudem ein unglaublich positives Körpergefühl. Im Regenwald mit nur den paar Sachen, die ich aus Deutschland mitgenommen habe, gibt es bei mir im Moment sowieso keine krassen Outfits, aber das ist okay so. Die meisten Menschen laufen hier eher entspannt rum. Es tut unglaublich gut, dass ich ausnahmsweise mal nicht immer die Kleinste von allen, sondern totaler Durchschnitt von der Größe bin. Täglich begegnen mir sogar Leute, die noch kleiner sind. Und auch vom Gewicht fühle ich mich hier sehr viel normaler – mein Eindruck bisher ist, dass Kurven hier eher als attraktiv gelten als super dünn zu sein. Auf den Straßen sehe ich viele Menschen, die irgendwie in der Mitte sind – weder extrem schlank, noch extrem dick. Und das tut gut, den ich finde, so sollte es sein. Warum ist in Deutschland der Druck auf junge Frauen so allgegenwärtig, in ein bestimmtes Schönheitsideal hineinzupassen?
Ein weiteres Highlight ist die Zeit, die ich hier mit anderen Menschen verbringe. Abends machen wir im Pakashka Sacha manchmal Lagerfeuer oder spielen Spiele. Auch wenn ich immer noch mehr tiefe Gespräche führen könnte, haben sich dennoch einige schöne ergeben, die mir viel Spaß gemacht haben. Manchen Studierenden bringe ich zudem ein bisschen Deutsch bei, was echt lustig ist (Ich wusste nicht, dass „achtzehn“ und „schwarz“ so schwer auszusprechen ist…). An einem Abend sind wir zu dritt tanzen gegangen, was echt cool war, auch wenn ich Salsa, Bachata und die anderen Tänze hier noch nicht ganz verstehe… Mit Mara verbringe ich auch viel Zeit, wir reden über alles und tauschen uns aus. Letzte Woche habe ich sie zum Tattoo Stechen begleitet und ihre Hand gehalten. Ich genieße es sehr, jemanden zu haben, die in der gleichen Situation steckt, auch ein riesiges Chaos im Leben hat und mit der ich diese Erfahrungen hier teilen und gemeinsam erleben kann.
Lagerfeuer
Mit Mara ins Tattoo Studio
Nachtwanderung mit einem der Studenten – Aussicht auf Tena
In Puka Urku bin ich immer wieder beeindruckt von der Gastfreundschaft der Menschen. Alle sind super lieb und jedes Mal schenkt mir die Familie des Chefs irgendetwas – Kochbananen, Papayas oder andere Früchte. Auch die Kinder sind super süß und anhänglich, sie reißen sich darum, meine Hand halten zu können und haben mir Blumen gepflückt. Es macht mich total dankbar, wie hilfsbereit die Leute sind und wie sie mir immer wieder beistehen. Vorgestern habe ich aus Versehen ein halbes Großfamilientreffen ausgelöst, weil ich Hilfe brauchte beim Gas Anschließen, es Probleme gab und die ganze Familie versucht hat mir zu helfen. Aber auch generell habe ich das Gefühl, dass die Menschen in Ecuador im Schnitt freundlicher sind. Überall auf der Straße grüßen sich Leute, wenn du in einen Laden gehst und die das, was du suchst, nicht haben, empfehlen sie „die Konkurrenz“ weiter und wenn du nach deinem Bus rennen musst, kannst du sicher sein, dass er anhalten und auf dich warten wird.
Ein weiteres Highlight ist der Tee, der aus der lokalen Guayusa Pflanze gewonnen wird und aufgrund verschiedenster Inhaltsstoffe trotz hohem Koffeingehalt sehr gesund ist. Guayusa schmeckt ein bisschen wie Schwarztee oder Mate, ist jedoch nicht bitter und mit Zucker echt lecker. Von der Indigenen Bevölkerung wird und wurde der Tee für alle möglichen Rituale genutzt und z.B. vor der Jagd getrunken, weil die Pflanze wach und konzentriert macht. Im Pakashka Sacha ist der Tee beliebt, um sich beim (späten) Lernen besser konzentrieren oder die ganze Nacht durchfeiern zu können…
Guayusa 🙂Bin jetzt auch in die Produktion eingestiegen 😉 Trockne einige Guayusa Blätter in Puca Urku
Ein weiterer Aspekt meines Lebens hier, den ich einfach nur liebe, ist die Musik. Noch nie in meinem Leben habe ich so viel (verschiedene) Musik gehört. Egal ob jemand in der Küche Salsa anmacht, alte ecuadorianische Balladen, Spanischer Rap, Pop, Indie, meine und Maras deutsche Musik, die auch wieder alle Stimmungen und Genre umfasst, englische Lieder usw…. Mein ganzer Alltag ist von Klängen auf verschiedensten Sprachen erfüllt und ich entdecke viele neue Lieder. Was ich total genieße, ist, dass ich wirklich allen möglichen Deutsch-Rap beim Putzen laufen lassen kann, den ich will – und niemand kann sich beschweren, dass die Texte zu politisch, queerfeministisch etc. sind, da sowieso niemand versteht, worüber gesungen wird. Es tut mir total gut, neben Spanischer vor allem Deutsche Musik zu hören – Spanisch ist jeden Tag in meinen Ohren, da ist es angenehm, auch mal wieder was so richtig zu verstehen zu können. Ich entdecke jedoch auch spanische Musik und lokale Künstler*innen für mich.
ein entspannterer Song von einer ecuadorianischen Gruppe, den wir oft hören
ein älterer spanischer gesellschaftskritischer Rocksong, den ich irgendwie sehr mag… hat mir einer der Studenten empfohlen, was besonders ist, da die Mehrheit der Leute, denen ich bis jetzt begegnet bin, sehr wenig politisches Interesse gezeigt hat
deutsches Lied, dass ich für mich entdeckt habe
Last, but not least, ist auch das Essen immer wieder ein Highlight. Ich vermisse ein paar Sachen aus Deutschland (Brot, passierte Tomaten, guten Käse und alle möglichen Milchprodukte (saure Sahne, Quark, …)), aber insgesamt ist das Essen hier echt lecker. Meine neuen Lieblingssnacks sind Chips aus Kochbananen und geröstete Erdnüsse. Die Chips habe ich auch schon ein paar mal selber gemacht 🙂
Mangos waren bis jetzt enttäuschend (irgendwie habe ich immer nur überreife abbekommen), aber ansonsten ist das Obst hier echt gut. Ich liebe die immer perfekt reife Ananas, die vielen Maracujas und vor allem das Fruchtfleisch der Kakaopflanze. Ein paar mal habe ich mir schon eine ganze Avocado nur für mich gegönnt und Guacamole pur gelöffelt… Aber auch die Studierenden können zum Großteil echt gut kochen und ich freue mich immer wieder wenn die Essensglocke läutet 😉
Wie geröstete Mandeln, nur mit ErdnüssenKochbananenchips
(Realitätscheck, Sprung ins warme Wasser, …)
Die Veränderung kam So abrupt Dass ich sie kaum merkte
Von heute auf morgen Neuer Alltag Neue Sprache Neuer Name Neue Persönlichkeit -und doch fühlt sich alles normal an
Mein altes Ich erkennt mich nicht mehr Aber ich fühle mich authentischer als je zuvor
Einmal das Leben wechseln, Der Sprung ins kalte Wasser Um zu merken, dass es angenehm warm ist (Fast tropisch)
All die Bibliotheken in meinem Kopf Auf einmal nutzlos Fange bei den Basics an: Machete schleifen Huhn ausnehmen Zitronengras pflücken und Tee draus machen Bussystem verstehen Smalltalk führen (Simply living)
Du kannst nicht overthinken, Wenn du die andere Person eh nicht checken wirst Du kannst nicht zu schüchtern sein, Weil wenn du nicht fragst, bekommst du nie, was du brauchst Du kannst nicht peinlich berührt sein, Denn bei der Anzahl der Fettnäpfchen, in die du trittst, verlierst du den Überblick Du könntest dich zurückziehen, Aber dann wärst du allein So richtig Allein
Habe vergessen, Wie man integriert Zwölf Jahre Schule zerbröckeln zu Staub All meine Pläne und Listen verpuffen Lebe nur von Tag zu Tag, Woche für Woche frei - Und doch gebunden Neuer Alltag, neue Regeln Routinen schleifen sich ein Und langsam realisiere ich: Es gibt auch ein Morgen Das ist kein Traum Der bald verfliegt Das hier ist echt Und diese fremde Person, Die ich hier bin, Das bin ich
Challenges
Eine große, aber bestandene Challenge war vor ca. 2 Wochen. Samstags bin ich so gegen 7:30 Uhr mit der Nachricht meiner Mentorin aufgewacht, dass eine Freiwillige aus einem andern Projekt, die gerade in Tena Urlaub macht, heute Morgen mit Übelkeit und Kreislaufproblemen aufgestanden ist und niemand gerade in der Stadt ist, der ihr helfen kann. Deshalb war die Frage an mich, ob ich sie vom Hostel abhole und zum Arzt begleite… Hab ich dann auch gemacht (hat mich insgesamt den ganzen Vormittag gekostet, was ohne richtiges Frühstück schon ein bisschen hart war) und dabei das Krankenhaus kennengelernt, zu dem ich auch gehen muss, falls mal was ist. Die Kommunikation mit unserem kleinem Niveau an spanischen Gesundheitsvokabular war etwas schwierig, aber irgendwie haben wir es geschafft… Unter anderem hat die Ärztin auch Blut- und Urinproben gemacht, um ausschließen zu können, dass es sich um Dengue handelt (war es zum Glück nicht). Der Armen ging es richtig schlecht und ich hatte ein bisschen ein schlechtes Gewissen, als ich sie mittags dann wieder allein im Hostel lassen musste…
Im Wartezimmer…
Was mich wirklich herausfordert sind die ständigen Stromausfälle seit zwei Wochen. Grund dafür ist die Wasserknappheit in Ecuador, da somit weniger Strom mit Wasserkraft gewonnen werden kann (mehr dazu erfahrt ihr hier). Dadurch fühle ich mich manchmal ein bisschen abgeschnitten und kann, wenn ich gerade Freizeit habe, nicht mit Freund*innen oder nach Hause kommunizieren, genauso wenig wie alles andere machen, wofür man Internet braucht (Nachrichten schauen, Blog schreiben, Duolingo und Babbel üben, Spanische Wörter schnell nachschlagen, Warmwasser im Haus anstellen …). In Puca Urku ist der Empfang von mobilen Daten besser, dafür ist es abends mit nur Kerzenschein allein im Haus recht abenteuerlich. Zwischenzeitlich hatte ich sogar kein Leitungswasser und musste immer erst mit dem Eimer in der Nähe vom Haus welches holen gehen. Langsam gewöhne ich mich daran, aber leicht ist mir das nicht gefallen. Vor allem, weil die ersten drei Wochen alles so gut funktioniert hat, dass ich mich an diesen Luxus gewöhnt habe. Im Pakashka Sacha kann ich sogar über eine Haus-App das Warmwasser anstellen (finde ich immer noch krass) und das WLAN ist normalerweise (wenn Strom da ist, haha…) auch sehr gut.
Mit dem Klima und den Insekten komme ich besser klar, als erwartet. Trotzdem nerven die vielen Mücken- und Sandfliegenstiche (Insektenspray mehrmals am Tag hilft nur bedingt) und an manchen Tagen ist es schon irre heiß. Nachts kühlt es in der Regel ziemlich stark ab, sodass ich morgens sogar manchmal meine Strickjacke brauche. Gefährliche Tiere sind mir bisher noch nicht begegnet, aber ich konnte schon ein paar interessante Insekten und Frösche finden (einmal sogar eine Fledermaus). Ein Problem war das bisher aber nie. Nur einmal ist beim Kochen aus dem Nichts ein Frosch gegen den heißen Topf gesprungen und durch die Hitze gestorben. Der Arme…
Der Frosch war dann tot…
Riesenfliege?
Stabschrecke oder so
Raupe (in XXL)
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Froggy 🙂
Es ist kein riesiges Problem, aber dennoch immer wieder eine Challenge: Spanisch. In den letzten Wochen habe ich unfassbar viel dazu gelernt und vor allem meine Scheu, einfach los zu reden, komplett abgelegt. Dennoch war es in den ersten Tagen auch etwas isolierend, wenn ich z.B. nicht verstehen konnte, was gerade am Tisch geredet wird. Es kostet viel Energie, immer und immer wieder nachzufragen, die Wörter zu wiederholen und vor allem nicht aufzugeben, wenn man schon wieder diese eine Vokabel vergessen hat (Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft ich die Vokabeln „Schatten“, „Geschmack“, „riechen“ und „nass“ die letzten Wochen gelernt und wieder verloren habe…). Langsam wird es jedoch besser und ich fange sogar an, lokale Wörter und Redewendungen zu verstehen und teilweise zu übernehmen. In der Schule habe ich das spanische Spanisch gelernt, hier brauche ich das lateinamerikanische Spanisch, in dem es viele andere Worte für die gleiche Sache gibt. Dazu kommen Ausdrücke, die nur in Ecuador oder sogar nur in dieser Region existieren und der Slang, den einige der Studierenden benutzen und der viele Synonyme für „Kumpel“ sowie einige Flüche beinhaltet… 😉
Gerade am Anfang war es für mich durch die Sprachbarriere zudem schwierig, tiefe Gespräche zu führen. Deep Talk ist mir sehr wichtig, da er irgendwie zu meinem mentalen Wohlbefinden beiträgt. Ich blühe selten so auf, wie wenn ich in eine angeregte Diskussion vertieft bin und nicht bemerke, wie die Zeit vergeht. Mittlerweile konnte ich in einem der Studierenden und in Mara gute Gesprächspartner*innen finden und natürlich kann ich auch immer mit Freundinnen telefonieren. Es haben sich schon einige gute Gespräche ergeben, was mich sehr glücklich macht. Dennoch muss ich manchmal nach diesen Gelegenheiten sehr aktiv suchen. Der Eindruck, dass die Mehrheit der Menschen hier nicht sehr politisch interessiert ist und eher selten über Gott und die Welt philosophiert, hält sich leider bis jetzt. Dennoch gibt es natürlich Ausnahmen. Und manchmal muss man einfach ein bisschen länger bei einer Person nachbohren oder Themen einfach wie selbstverständlich ansprechen, um doch noch interessante Perspektiven zu hören…
(Versetzt, Deep Talk, geghosted, …)
Komplett lost Warte und warte Chat Verlauf neu laden -keine Nachricht- Meine Erwartungen zerbröckeln Genauso wie mein Stolz Ein kleines Häufchen Ist was bleibt
Brauche dich Brauche ihn Brauche sie Brauche euch Denn ohne Deep Talk fühle ich mich leer Gespräche und Diskussionen: Meine Luft zum Atmen, Denn immer nur performen Ist anstrengend
Habe gedacht, Du wirst antworten, Habe gedacht, Er wird dazukommen, Habe gedacht, Sie wird zurückrufen, Habe gehofft Ihr lasst mich nicht allein Mit meinen Gedanken Aber jetzt werde ich sie wohl niederschreiben
Jede angeregte Unterhaltung Ein Geschenk Vermisse es Vermisse euch Einfach los reden (Keine Sprachbarrieren) Entspannen Treiben lassen Bis in die Nacht Gedanken tauschen Ankommen weg sein lebendig fühlen -ich-
Die Sonnenuntergänge hier sind immer wieder schön, man muss die Fotos nicht mal bearbeiten, damit sie so aussehen…
Die größte Überraschung
Tatsächlich hat die größte Überraschung für mich nichts mit der fremden Kultur, dem neuen Alltag oder der Natur hier zu tun, bzw. nur indirekt. Die größte Überraschung bin ich selbst. Ab dem ersten Tag hier kommen neue Facetten meines Charakters hervor, ich hätte nie gedacht, wie schnell und wie stark ich mich verändern würde (oder vllt hat all das schon ewig in mir geschummert?). Wenn ich versuche mich von Außen zu betrachten, bekomme ich fast den Eindruck, Hannah und Amanda (ich nenne mich hier mit meinem Zweitnamen, weil der leichter auszusprechen ist) sind zwei verschiedene Persönlichkeiten, obwohl ich mich immer noch wie ich selbst anfühle. Ich bin extrovertiert, rede mit fremden Menschen, probiere Dinge aus, von denen ich dachte, sie könnten mir nie gefallen, ich habe mein Schamgefühl abgelegt – egal ob es darum geht, auf einer fremden Sprache trotz Wortlücken und Grammatikfehlern einfach loszureden, zu fragen, wenn man Hilfe braucht/ was nicht versteht oder kein Thema als Tabu zu verstehen. Ich habe schon spanische Gespräche über Brillenoptik, die NS-Zeit, Weihnachtstraditionen, toxische Männlichkeit, Schlafprobleme, gendersensible Sprache, Religion, Verhütung und Abtreibung, Klimawandel, Korruption, Indigene Kultur(Verluste), Kräuterbeete und anderes geführt. Dafür braucht es viel Zeit, Geduld und einen online Übersetzer, aber irgendwie geht es, wenn man sich traut. Und ich traue mich.
Ich habe das Gefühl, alle Sorgen und Bedenken vor meiner Ausreise sind nicht mehr da. Ich fühle mich sicher hier (mein Tropenarzt sollte lieber nicht wissen, wie bedenkenlos ich hier Essen probiere und auch sonst viele der unmöglich umsetzbaren Tipps nicht mache…) und denke kaum an Morgen. Overthinking gibt es nicht, eigentlich lebe ich nur im Moment und ergreife jede Chance, die sich mir bietet, außer mein Bauchgefühl sagt nein. Und bis jetzt konnte ich dadurch echt schöne Momente aller Art genießen. Wenn ich Nähe brauche, suche ich sie mir, wenn mir jemand etwas anbietet, nehme ich es an, wenn ich Lust auf etwas habe, dann tue ich es einfach.
Ich glaube, ich habe unfassbar Glück mit meiner Einsatzstelle, die wirklich cool ist und sehr viel Abwechslung bietet. Ich profitiere total davon, dass ich immer abwechselnd eher mit Gleichaltrigen zusammen lebe oder halt alleine bin und Zeit für mich habe. Dadurch kann ich meine soziale Batterie gut aufladen und echt alles genießen, was so auf mich zukommt. Ich weiß wirklich nicht, was noch die nächsten Monate passieren wird, auf einmal scheint alles möglich zu sein.
jetzt & hier
Mein Leben Nur noch im Moment Tage verschwimmen - kein gestern, kein morgen Ein paar Wochen ein Leben Ein Leben ein Tag
Facetten verschwimmen Werde zum Mond Wandelbare Form -alles fließt Vergesse wer ich war Und komme doch wieder zurück Mit jedem Zyklus Ein neues Ich Lasse los und halte fest Atem
Jetzt und hier Der Morgen fern Zeit umspült mich Hoch und Tiefs…
Bis auf diesen Moment Verschwimmt alles Die Zukunft nicht da Vergangenheit verblasst Wer bin ich? Ich schau mich an Und weiß es nicht (Nicht mehr) -aber auf einmal ist es mir egal
Ausblick
Bis jetzt gefällt es mir echt gut in Ecuador und ich bin extrem froh, genau jetzt genau hier zu sein. Die im Vorbereitungsseminar „Vollkornbrotphase“ genannte Tiefzeit, in der wir Deutschland vermissen und es nicht so gut läuft, kam bei mir noch nicht. Auch Heimweh hatte ich bis jetzt erstaunlich wenig. Natürlich gibt es auch mal schlechte Tage und ich vermisse es z.B. Harfe spielen zu können, aber alles in allem bin ich hier sehr glücklich. Ich hoffe das bleibt so, aber irgendwann wird es wohl auch mal kippen und das ist okay. In diesen Momenten kann ich mich dann an all die schönen Erfahrungen erinnern, die ich bis jetzt schon sammeln durfte 🙂