Ecuador erkunden 2.0 – Meine große Reise

Nach der reichlichen Hälfte meines Freiwilligendienstes habe ich endlich beschlossen eine Pause zu machen. Einmal im Jahr darf ich gesammelte Urlaubstage am Stück freinehmen und zwei Wochen verreisen. Eigentlich hätte ich gern eine interaktive Karte mit Fotos und Notizen zu meiner Reise veröffentlicht, scheitere aber an der Technik. Fotos und Text werden wohl reichen müssen…

meine Route

Im Grunde hatte ich zwei große Hauptziele, die ich beide in Ecuador besuchen wollte aber für einen kurzen Trip zu weit weg liegen: Das Naturschutzreservat Cuyabeno und die Großstadt Cuenca mit den Inkaruinen Ingapirca in der “Nähe”. Leider liegt ersteres komplett im Norden und zweiteres im Süden des Landes, weshalb ich vieeeele Stunden im Bus verbracht habe…

Hier eine Karte mit meiner Route:

1. Puerto Francisco de Orellana/ Coca 2. Nueva Loja/ Lago Agrio 3. Naturreservat Cuyabeno 4. Tena 5. Riobamba 6. Cuenca

1. & 2. Coca und Nueva Loja:

Um Ehrlich zu sein befanden sich diese beiden Städte nur auf meiner Route, um die langen Busfahrten in ca. 3 h Strecken aufzuteilen. Besonders schön sind beide eher nicht – was sie besonders macht sind vor allem Aktivitäten in der Natur herum (Kajak, Rafting, Regenwald erkunden etc etc), wofür ich allerdings keine Zeit hatte. Am 22.3.2025 ging es ca. Mittags für mich los nach Coca und nach einer Übernachtung weiter nach Nueva Loja. Hier die wenigen Fotos, die ich gemacht habe:

3. Cuyabeno Reservat

Für fünf Tage (vier Nächte) war ich im Naturreservat Cuyabeno in der Tucan Lodge… Es hat sich echt gelohnt! Wir hatten extremes Glück mit dem Wetter (nur am Abfahrtstag Regen) und konnten viele Tiere sehen, u.a. Faultiere, Kaiman, Tucane, Affen, rosa Flussdelfine und mehr. Außerdem haben wir Schokolade, Kaffe und Pan de Yuca selber hergestellt. Abgeholt wurden wir an einer Sammelstelle mit dem Motorkanu und sind dann mehrere Stunden zur Lodge gefahren, die wirklich mitten im Regenwald liegt. Von dort aus haben wir Touren unternommen (sowohl Wanderungen als auch Flussfahrten) und waren immer ganz gut beschäftigt. Deswegen hat es mich eigentlich auch nicht gestört, dass wir für die Tage kein Internet und Empfang hatten. Die Natur war eine viel bessere Beschäftigung 🙂

Für alle, die es nicht wissen: Cuyabeno ist ein Schutzreservat im Norden Ecuadors und vor allem für seine große Tiervielfalt bekannt. Das Gebiet wird vom Cuyabeno Fluss durchschlängelt und besitzt viele Lagunen, die in der Trockenzeit teilweise komplett austrocknen und in der Regenzeit gefüllt werden. Anders als der Wald in Tena, wo ich lebe, ist Cuyabeno Flachland und nicht der Ausläufer der Anden. Bei der Hitze des Waldes nicht noch zusätzlich Hügel und Berge hochzukraxeln fand ich sehr angenehm…

Ecuador ist nicht nur das Land mit der größten Artenvielfalt der Welt – es besitzt auch eine große Vielfalt an Nationalitäten und Kulturen.

Übersicht über Nationalitäten und Kulturen Ecuador

Diese Karte aus dem Pumapungo Museum in Cuenca finde ich ganz hilfreich:

Im Reservat gibt es mehrere Communities verschiedener Indigener Kulturen. Ein Dorf haben wir sogar besucht, um Pan de Yuka herzustellen, vom Schamane über Heilkunst erzählt zu bekommen und ein bisschen über die Kultur zu lernen. Erst war ich skeptisch. Ich hatte Sorge, dass die Menschen, da sie auf das Geld der Tourist*innen angewiesen sind, bewusst deren (rassistischen) Stereotype bedienen könnten. In der Nähe der Communidad Puka Urku, in dem ich in der Grundschule arbeite, gibt es ein Dorf, dass sich dem Tourismus geöffnet hat und in dem z.B. Kinder/ Frauen typische Tänze in den ursprünglichen Trachten (die sonst niemand mehr trägt) aufführen und von Städtler*innen und Ausländer*innen beglotzt werden, Papageien die Flügel gestutzt wurden, damit sie nicht wegfliegen können etc etc. An meinem ersten Arbeitstag im Dorf hat unser Chef uns auf dem Rückweg da vorbeigebracht und in meinem Häuschen höre ich manchmal aus der Ferne die Trommeln. Welch eine Überraschung: Aus meiner Erfahrung in Puka Urku kann ich sagen, dass ein Leben in einer Indigenen Communidad natürlich nicht (mehr) so aussieht und das Ganze sehr viel Show für die Tourist*innen ist, die halt mal „echte Indigene mitten im Dschungel“ anschauen wollen. Sehr schwierig, da einerseits Tourismus eine Einahmequelle für solche Communities ist und auch eine Möglichkeit, Traditionen zu bewahren und zu leben, anderseits koloniale Abhängikeiten bestehen bleiben und Rassismus reproduziert wird… Meine Befürchtungen haben sich aber zum Glück nicht bestätigt: Die Lodge hat eine gute Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit der lokalen Indigenen Bevölkerung und unterstützt mehrere Familien im Dorf, indem sie ihren Kakao und Kaffe z.B. von dort kaufen und auch alle Angestellten aus der Gegend kommen. Auch haben sich die Menschen aus dem Dorf z.B. bewusst dagegen entschieden Tänze etc. für die Turisten aufzuführen und behalten diese ihren eigenen Festen vor.

Unser Guide hat es recht eindrücklich erklärt: Was dieses einzigartige Ökosystem des Reservates schützt, ist letztendlich der Tourismus. Erstens, weil der Tourismus (wenn mit Zusammenarbeit der Einheimischen) Geld in die Indigenen Familien bringt, die sonst Fischerei betreiben würden (in manchen Gegenden des Amazonas Regenwaldes werden Flussdelfine sogar umgebracht, da sie den Menschen die Fische wegessen) und, viel wichtiger, zweitens: Unter dem Naturreservat liegt eine Menge Erdöl. Wenn die Gegend nicht von Tourist*innen profitieren würde, die kommen, weil sie die unberührte Natur sehen wollen, wäre das Gebiet schon längst an Ölfirmen verkauft und das Ökosystem nachhaltig beschädigt worden. Diese Erkenntnis war sowohl lehrreich als auch bitter für mich. Gleichzeitig hat es mich umso dankbarer gemacht, diese mega interessante Natur erleben zu dürfen.

Einen Einblick in meine Zeit in diesem wunderschönen Fleckchen Natur findet ihr hier:

Die Natur in Cuyabeno war noch einmal deutlich anders, als ich es im Alltag gewöhnt bin. Absolute Highlights waren die Rosa Flussdelfine (wenn auch leider nur aus der Ferne), das eine Faultier, was wir total nah sehen konnten und bei Sonnenuntergang in der großen Lagune schwimmen gehen. Aber auch selber mit dem Kajak unterwegs sein war sehr cool. Ich glaube diese fünf Tage sind auf jeden Fall einer der Höhepunkte meines Jahres in Ecuador und haben mich das Land noch einmal ganz anders kennenlernen lassen.

4. & 5. Tena und Riobamba

Freitags bin ich dann ca. Mitternacht in Tena (zuhause) angekommen, um eine Nacht dort zu schlafen, meine Wäsche am nächsten Morgen zu waschen und dann die sechs bis sieben Stunden nach Riobamba zu fahren. In Riobamba wollte ich eigentlich unbedingt mit einem der kaum existierenden Züge in Ecuador zu fahren, der eine fantastische Aussicht haben soll (Tren Narriz del Diablo). Stellte sich heraus, dass die Strecke immer noch nicht wider in Betrieb genommen worden ist. Da Sonntag war (Samstag bin ich erst spät angekommen), war auch so ziemlich alles zu. Nur ein kleines Museum konnte ich finden, was ganz nett war und ich habe ein paar Kirchen von außen gesehen. Alles in Allem nicht das größte Highlight, aber okay. Hauptsächlich hatte ich den Zwischenstopp von zwei Nächten sowieso nur gemacht, um nicht dreizehn Stunden nach Cuenca durch zu fahren…

6. Cuenca

Schließlich war ich dann für fünf ganze Tage in Cuenca… Ich bin ehrlich, ich wünschte, ich könnte öfter in dieser hübschen Stadt mit alten Häusern, Kunst, internationalerer Küche etc. sein. Cuenca hat für mich einen europäischeren Flair, was nach so langer Zeit ganz angenehm war und mich zuhause fühlen lassen hat. Hier, was ich so alles vorhatte (und zum Großteil gemacht habe):

Liste, was ich alles in Cuenca vorhatte/ auch wirklich gemacht habe

In Cuenca unterwegs:

Ihr wisst nicht wie glücklich ich war, nach einem halben Jahr einen feucht-warmen guten Brownie und Sauerteigbrot (sogar mit Blaubeeren und Nüssen drin) zu finden…

Nationalpark El Cajas:

Leider hat es während unserer Wanderung immer wieder geschüttet, aber die Natur war echt wunderschön…

Museum Pumapungo

Mit vielen verschiedenen Ausstellungen setzt sich das Museum vor allem mit der indigenen und kulturellen Vielfalt Ecuadors auseinander…

Konzert mit „La Máquina Camaleón”

Spontan konnte ich mit einer Mitfreiwilligen und Freund*innen zu einem Konzert gehen, dessen Hauptband ich sehr mag. Hier ein kleiner Einblick…

Eine andere Band, die davor gespielt hat…
„La Máquina Camaleón”
Mein Lieblingslied der Gruppe – “Estrella”

Inka-Ruinen Ingapirca

Auf der Rückreise nach Tena bin ich extra noch zu den Inka-Ruinen Ingapirca gefahren, die ich unbedingt sehen wollte. Es war ausgerechnet ein Samstag und alle Plätze waren schon ausgebucht. Das hat mich schon ein bisschen traurig gemacht, aber zum Glück konnte man die Anlage von Außen auch recht gut sehen, der Besuch des kleinen Museums war kostenlos und es gab noch einen Spazierweg zum “Inkagesicht” (Cara de Inka), eine Felswand, in der ein Gesicht erkennbar ist. Rückwegs habe ich noch Canelasse getrunken, ein Heißgetränk, dass mich an Apfelpunsch erinnert, auch wenn es aus „Naranjilla“ gemacht ist. Sehr lecker 🙂

Und danach ging es auch schon die sehr lange Fahrt nach Hause 🙁

Fazit

Alles in Allem war dieser Urlaub einer der Highlights meiner Zeit in Ecuador hier. Ich konnte noch einmal ganz andere Ecken des Landes erkunden und habe viel dazu gelernt. Außerdem hat mir die längere Auszeit echt gut getan. Jetzt bin ich noch motivierter, meine Wochenenden für kleinere Reisen zu nutzen und Ecuadors wunderschöne Natur zu Genießen… Darüber werde ich hoffentlich ein anderes Mal schreiben. Bis dann!

Hannah aka. Amanda