Lebensupdate (April 2025)

Ich weiß, so fange ich meine Artikel ständig an, aber ich kann es wirklich nicht glauben und will es auch nicht wahrhaben, dass es bereits April ist. Das neue Jahr hatte doch gerade erst begonnen… Wo sind die vier Monate hin? Wo sind die acht Monate hin, die ich bereits in Ecuador bin? Ich rase gefühlt auf August zu und das macht mir einerseits ein bisschen Angst, andererseits freue ich mich auch.

Da ich nicht alles, was mir im Alltag so begegnet oder mich beschäftigt, in einen eigenen Artikel packen kann, dachte ich, ich mache vielleicht eine kleine Liste… Wenn euch etwas näher interessiert, klickt einfach drauf.

Aktuelle Themen/ Gedanken/ Projekte etc

große Reise (Cuyabeno, Cuenca und mehr)

Ende März bis Anfang April habe ich meinen einen langen zusammenhängenden Urlaub genommen und bin erst in das wunderschöne Naturreservat Cuyabeno gefahren, um Tiere zu beobachten (unter anderem Faultiere und rosa Flussdelfine!) und danach über Riobamba nach Cuenca, eine der schönsten Städte Ecuadors mit viel Kultur und Kunst… Mehr Details zu meiner Route, Erfahrungen und schöne Fotos findet ihr in meinem Artikel „Ecuador erkunden 2.0 – meine große Reise

Großprojekt – die Grundschule in Puka Urku streichen und neu sortieren

Es ist mir ein bisschen peinlich, dass zu schreiben, aber das Projekt, um das es geht, wollen wir schon seit einem halben Jahr (erfolglos) umsetzten… Umso schöner, dass es jetzt endlich geklappt hat. Also so halb. Tatsächlich hat sich nach einem langen Arbeitstag mit den Kindern und Eltern herausgestellt, dass die Farbe nicht reicht.

Das Projekt besteht darin, die Schule einmal ordentlich zu reinigen, neu zu streichen, neue Materialien zu besorgen, ein neues Ordnungssystem (mit verschließbaren Kisten) einzuführen und ein paar Dinge zu reparieren. Nach dem wir nach Monaten endlich eine Kostenübersicht aufgestellt, genug Spenden gesammelt und die Materialien eingekauft haben, war am 8.4.2025 der (leider nicht letzte) Arbeitseinsatz. Wir haben eine Minga mit allen Eltern der Kinder gemacht und es wurde ordentlich geschuftet. Jetzt fehlt aber Geld für unerwartete Kosten – vor allem mehr Farbe, aber auch einiges für kleinere Reparaturen (z.B. tropft es an ein paar Stellen bei Regen durchs Dach)…

Falls ihr euch vorstellen könnt, ein paar Euro für das Projekt zu spenden, würden wir uns sehr freuen 🙂 Ihr könnt das über folgende Bankverbindung:

Raiffeisenbank Zug, 
VEREIN SABER Y CRECER 
IBAN CH33 8080 8003 6745 9609 3

(Am Besten beim Verwendungszweck Projekt Grundschule Puka Urku angeben) Danke euch!

lokale Früchte als Eissorten ausprobieren – Ranking

Im „parque lineal“, in der Nähe der Englischschule, gibt es einen Wassereisstand, der selbst gemachtes Eis aller möglichen Obstsorten anbietet – unter anderem auch eine große Anzahl lokaler Früchte. Das Angebot ist riesig und viele Früchte kenne ich bereits, aber ich habe es mir zur Challenge gemacht, alle Sorten mit Namen, die ich nicht kenne, auszuprobieren und ein Ranking zu erstellen. Noch fehlen mir sehr viele Sorten, aber ich kann ja schon einmal vorstellen, was ich bereits habe:

FruchtBewertung (1-10)Kommentar
Morete9Geht immer wieder und so viel besser als wenn man Morete einfach so isst
Unguraga8,5Schon nice, Geschmack unbeschreiblich
Mulchi5Fruchtig, aber hat kaum Geschmack?
Arazá con leche9Ehrlich erfrischend, sommerlich, fruchtig
Avío4Wo bleibt der Geschmack?? Leichter
Hauch von irgendwas Fruchtigem…
Borojó6Schmeckt ein bisschen nussig, lecker
Wachanso6Ist irgendwie Schokoeis mit irgendeiner Nusssorte, die ich nicht definieren kann
Umzüge im Studentenhaus Pakashka Sacha

Neue Student*innen kommen und gehen, aber vor allem gehen sie… 🙁 Von den vier Studenten, die bei meiner Ankunft im August da waren, ist jetzt auch der Vorletzte ausgezogen. Übrig bleibt nur der Jüngste, der irgendwie nicht richtig zählt, da er noch in die Highschool geht und eine Sonderrolle hat. Alle drei Jungs, die uns verlassen haben (der Erste schon im November, der Zweite im Januar und jetzt auch der Dritte) sind mir extrem ans Herz gewachsen und haben für mich Pakashka bedeutet. Es ist total schade, dass sie gehen, auch wenn wir im Kontakt bleiben. Jetzt ist es seltsam leer – wir brauchen dringend neue Student*innen, auch, um irgendwie mit dem Putzpensum klarzukommen. Immerhin ist eine ehemalige Studentin noch einmal eingezogen, da sie nachträglich zu ihrem Studiumsabschluss noch Englisch lernen will. Mit dem Jüngsten zusammen macht das zwei Student*innen auf drei Freiwillige und einen Chef – Finde den Fehler…

neue Experimente in der Küche

Unsere besten Köche sind leider ausgezogen und so langsam sehne ich mich nach Abwechslung von Reis und Nudeln. Deshalb versuche ich immer mehr Rezepte zu finden oder abzuwandeln, die ich mit beschränkten Zutaten im Haus kochen kann.

Nichtsdestotrotz konnte ich einige neue und leckere Sachen ausprobieren:

  • Veganes Schnitzel aus Haferflocken selber machen – Ich habe kein Foto, war aber relativ lecker verglichen mit dem wenigen Aufwand
  • Locro de papa – Eine Kartoffelsuppe, die sogar Nationalgericht ist und ich unbedingt in Cuenca probieren wollte, aber nicht gefunden habe. Deshalb habe ich einfach das erstbeste Rezept aus dem Internet selber nachgekocht und es ist mega lecker geworden. Allerdings kann ich nicht einschätzen, wie authentisch mein locro de papa wirklich ist, ich habe es hier ja noch nie probiert…
  • Blumenkohl-Wings – Blumenkohl in einer würzigen Marinade einlegen und frittieren, dazu Kartoffelbrei und ein frischer Salat mit Avocados und Sojasauce ist eines meiner neuen Lieblingskreationen…
  • Erdnusssuppe – Das Lustige ist, dass ich mein Rezept für Erdnusssuppe als angeblich typisch ecuadorianisches Gericht bereits vor meiner Einreise aus dem Internet habe, hier aber wirklich niemand je von diesem Gericht gehört hat… Aber es schmeckt trotzdem mega lecker und ich habe mich zum Glück wieder dran erinnert.
  • Linseneintopf – Okay, Linsen mit Reis gibt es oft, Linseneintopf ist also nicht wirklich neu, aber ich liebe Linsen einfach und habe echt nichts dagegen den Linsenanteil zu erhöhen und den Reis wegzulassen 🙂

Falls ihr irgendwelche Ideen und Tipps habt, schickt sie mir unbedingt! Wir haben vor allem frisches Gemüse, Grundzutaten wie Haferflocken, Mehl, Nudeln, Eier, Reis etc und ein paar Specials wie Erdnussbutter, Sojasauce und ab und zu Käse (auch wenn der nicht wirklich zählt…) da. Alles Verarbeitete (z.B. Tomatenmark) fehlt… Viele Rezepte, die ich liebe oder neu finde, kann ich leider aufgrund irgendeiner entscheidenden Zutat nicht umsetzten.

Frühlingsvibes im Regenwald

Wir befinden uns immer noch im sogenannten „Winter“, also der Regenzeit hier, aber die letzten Wochen waren wieder etwas trockener, sonniger und heißer. Auch wenn Trocken- und Regenzeit hier Sommer und Winter heißen, sind sie nicht mit den mitteleuropäischen Jahreszeiten zu vergleichen. Was mich deshalb so überrascht: Meine generelle Stimmung bewegt sich über die Monate gesehen genauso wie sie es sonst während der Jahreszeiten tun würde. Ist es Zufall? Oder ist meine innere Uhr noch so sehr auf Deutschland eingestellt? In (deutschen) Sommermonaten hatte ich mehr gute Laune, Energie und war viel draußen unterwegs. Dann habe ich mich ein bisschen mehr zurückgezogen, hatte während der Wintermonate (wegen dem vielen Regen vielleicht) eine kleine Winterdepression und jetzt spüre ich wie im Frühling neue Energie, mehr Lust rauszugehen, zu reisen und neue Dinge auszuprobieren… Diese Erkenntnis hat mich irgendwie verblüfft.

Mein Zimmer umräumen und dekorieren

Nach und nach füllt sich mein Zimmer immer mehr. Mittlerweile habe ich mich nicht nur längst eingerichtet – ich habe auch die Möbel verstellt, Mobile gebastelt, dekoriert und ganz viele Bilder a die Wand geklebt. Das mit dem Blick auf den Regenwald macht es zu einem Traumzimmer. Hier ein paar Fotos:

Upgrate Freiwilligenhaus Puka Urku

Über die Zeit wird das kleine Freiwilligenhaus in Puka Urku immer gemütlicher und voller. Die Entwicklung hat schon in meiner ersten Woche dort angefangen, als ich eine Wäscheleine aufgehangen habe und zieht sich hin. Dazu kamen:

  • eine (leider nur grüne) Lichterkette
  • eine Pumpe (für ein bisschen mehr Wasserdruck, Warmwasser wird wohl ein Traum bleiben)
  • ein Moskitonetz
  • ein mini-Spiegel fürs Bad, damit wir unsere hässlichen Arbeitsoutfits checken können 😉
  • ein Paar Plastiklatschen, damit wir nicht immer unsere hin und her tragen müssen
  • ein kleines Sieb
  • ein Kartoffelschäler (der gerade irgendwie weg ist)
  • ein Erste-Hilfe-Set (von mir gespendet… Fühlte mich irgendwie unvorbereitet)

Allein mit diesen Anschaffungen hat sich das Leben im kleinen Haus bereits viel luxuriöser angefühlt. Während ich die letzten Wochen auf Reisen war, wurde aber noch einmal eine riesige Schippe drauf gelegt: Wir haben jetzt auf dem Balkon Licht für abends, einen Seifenhälter in der Dusche und im Zimmer quetschen sich jetzt zwei Betten (das Neue viel größer als das Alte) sowie der mini-Kühlschrank, den wir im Pakashka immer für Privates genutzt haben! Ein Kühlschrank verändert alles. Wir können jetzt einfach Essen mitnehmen, dass gekühlt werden muss (Yoghurt etc), unser Obst und Gemüse wird nicht mehr so leicht schimmelig oder lockt bei schlechter Verwahrung Mäuse an, Reste halten sich und wir können in der Hitze kaltes Wasser trinken… Jetzt könnte ich auch deutlich länger in Puka Urku leben als nur fünf Tage am Stück 🙂

Ostern

Über Ostern war ich in Quito, wenngleich ich am Sonntag bereits wieder zurückkehren musste. Ostern ist in Ecuador ein ausschließlich christliches (vor allem katholisches) Fest, was nur denen etwas bedeutet, die religiös sind. Hasen, Eier, Süßigkeiten oder Geschenke gibt es hier nicht. Dafür Prozessionen (wie in Spanien), Gottesdienste und Kirchenkonzerte. Ich war bei der berühmten Karfreitagsprozession in der Altstadt dabei und fand es einerseits interessant, andererseits verstörend. Um Buße zu tun/ das Leiden Jesu nachzufühlen fügen sich viele Menschen selbst Schmerzen zu. Z.B. laufen viele auf dem heißen Plaster barfuß, manche schleppen schwere Kreuze, haben Fußketten um, peitschen sich selbst auf den Rücken, binden sich Kreuze aus Kakteen auf den nackten Rücken oder tragen andere Stachelpflanzen an sich…

Maria Statue die einmal durch die Stadt getragen wird

Später habe ich die traditionelle Suppe des Festes, Fanesca, probiert, in der jede der vielen Zutaten (Bohnen, Käse, Mais, Fisch, Empanadas, Eier, Kochbananen und und und) für einen anderen Apostel/ Jesus/ Maria steht. Ehrlich gesagt fand ich die Suppe echt ekelig, aber ich habe gehört, dass manche sie mit Erdnuss zubereiten, was bestimmt leckerer ist. 

Ansonsten gab es noch ein spirituelles Festival in dessen Ramen religiöse Konzerte stattfinden. Die meisten (unter anderm Barock Musik) gab es erst, als ich schon zurück war. Tatsächlich konnte ich jedoch zu einem gehen, was dann irgendwie aus der Reihe fiel und so gar nicht religiös war, maximal spirituell. Ich war aber echt positiv überrascht und mochte die Musik und Show sehr. Die Künstlerin heißt LaTorre… Hier ein paar Eindrücke: 

Heimweh vs. Vorweg-Heimweh meines neuen Zuhauses

Es ist eine sehr komische Mischung: Einerseits bekomme ich so langsam schon Sehnsucht, Freund*innen Und Familie wieder zu sehen, zuhause zu sein, deutsches Abendbrot zu essen etc., auf der anderen Seite fühle ich jetzt schon den Schmerz, so viele wunderschöne Sachen zurückzulassen. Ich weiß jetzt schon, was ich alles vermissen werde. Ich versuche die übrige Zeit so bewusst wie möglich zu genießen, aber melancholisch macht der Gedanke an Abschied mich schon. So viele Menschen, Orte und Gepflogenheiten sind mir ans Herz gewachsen und eine zweite Heimat geworden. Auf der anderen Seite freue ich mich auch schon auf mein erstes Zuhause… Es ist kompliziert.

Änderungen in der Englischschule in Tena

Auch in der Englischschule, die wir einmal die Woche besuchen, hat sich einiges geändert. Ehrlich gesagt halte ich bis jetzt von den Neuerungen aber nicht viel. Ausgangslage war, dass wir bereits seit fünf Monaten angesprochen haben, dass wir uns wenig nützlich fühlen: Die Lehrer*innen sind (weil es eine Privatschule ist) gut qualifiziert, die “Klassen” klein und der Unterricht gut. Wir können kaum helfen und hängen einfach nur die vier Stunden in der Schwebe. Mittlerweile habe ich extrem die Motivation verloren in die Englischschule zu gehen – Es ist wie selber Unterricht in einem Hassfach haben. Meistens ist es langweilig, ich kann nichts machen, sitze daneben oder wir gehen in den Park und spielen etwas/ essen Eis, was zwar nett ist, sich aber wie verschwendete Lebenszeit anfühlt. Geändert hat sich daran trotz vieler Gespräche, dass wir mehr einbezogen werden sollen, bis jetzt nie etwas. Ehrlich gesagt haben wir diesen Teil unserer Arbeit einfach irgendwann akzeptiert und ertragen ihn halt. Jetzt gibt es neue Sekretäre in der Schule, die extrem übermotiviert und gleichzeitig schusselig und ein bisschen planlos sind. Die neue Idee ist: Wir Freiwillige begleiten keinen Unterricht mehr sondern geben freitags extra-Workshops, in denen Schüler*innen das Thema der Woche vertiefen/ auffrischen/ üben können. Wir sollen also komplett allein unterrichten, was ich erst einmal als eine ganz schön große Verantwortung sehe. Und ja, vielleicht ist es egoistisch, aber mich stört, dass der Spaß ausgerechnet Freitag Nachmittag stattfinden muss. So dürfen wir nämlich Urlaubstage nicht mehr freitags nehmen und können auch nicht gut übers WE verreisen, da wir dafür schon mittags los müssten (nachts sollen wir nicht reisen)… Das schränkt total ein, vor allem, weil unsere Urlaubsregelungen eh total komisch sind und wir nur einmal in unserem Jahr viele (10) freie Tage am Stück nehmen dürfen. Wenn wir noch was vom Land sehen wollen sind wir also auf die Wochenenden angewiesen. Außerdem ist der Freitag durch die Änderungen übervoll, da wir zusätzlich auch putzen müssen, und Dienstag und Donnerstag haben wir fast nichts zu tun.

Letzten Freitag habe ich dann die ersten zwei Stunden gehalten, nachdem die Sekretäre wieder einmal alle Absprachen durcheinander gebracht hatten und bei einer zusätzlichen Sitzung zur Vorbereitung allen ernstes gezeigt haben, wie ich mir einen Stundenplan bei ChatGPT erstellen lassen kann, anstatt mir mehr Informationen dazu zu geben, welche Vokabeln etc. die Schüler*innen zu dem Thema bereits hatten. Zu meiner ersten Stunde kamen zwei ca. Fünfjährige, die sehr anstrengend waren und zu der zweiten dann statt den angemeldeten zwei Teenagern vier Schüler*innen, eine davon erwachsen und deutlich älter als ich. Und Überraschung: Das Thema konnten sie schon recht gut und all meine Planung war bereits nach einer halben Stunde durchgeführt. Deshalb sind wir danach in den Park und haben Englischspiele gespielt. Sinnvoll hat sich das ganze nicht angefühlt, aber ich will dem selber Unterrichten eine zweite Chance geben. Diese Woche war besonders hart für mich, weil ich die Möglichkeit gehabt hätte, das WE über einen Freund bei der Erkundung eines Vulkans zu begleiten, der ganz viele Wasserfälle in der Nähe hat. Das ging dann leider nicht, weil es schon nachmittags los ging. Mal schauen, wie es das nächste Mal in der Englischschule wird.

Präsidentschaftswahl

Am 13.4.2025 waren dann zum zweiten Mal Wahlen in Ecuador, diesmal eine Stichwahl zwischen dem derzeit amtierenden Präsidenten Daniel Noboa und Luisa González. In westlichen Medien wird sie gern als die linke und progressive Kandidatin und er als der eher konservative und rechte Kandidat dargestellt. Leider ist es nicht ganz so einfach. Wenn ich ehrlich bin weiß ich nicht, wen ich gewählt hätte, denn beide sind auf ganz eigene Weise problemaisch. Beiden wird (und das wahrscheinlich zurecht) Korruption vorgeworfen. González steht in enger Verbindung zum umstrittenen im Exil lebenden Ex-Präsidenten Rafael Correa, der einerseits in Bildung etc investiert und eine progressive Verfassung erlassen hat, andererseits die Pressefreiheit extrem eingeschränkt, Grenzen geöffnet und so den internationalen Drogenhandel ins Land gelassen und extreme Schulden gemacht hat, unter denen das Land immer noch stark leidet. Ecuador, einst eines der sichersten Länder Südamerikas, hat durch den Einzug der Drogenkartelle einen hohen Gewaltzuwachs erlitten. Während gemunkelt wird, dass die Partei von Rafael Correa und Luisa González heimlich Abkommen mit den Kartellen machen, greift Daniel Noboa hart und militärisch gegen Gewalt durch. Aber auch sein Vorgehen ist umstritten, etwa, weil trotz seiner Aktionen die Gewalt dieses Jahr ein neues Hoch erlitten hat. Außerdem tritt er sexistisch und rassistisch auf, ist selber reicher Geschäftsmann und sehr neoliberal eingestellt und sympathisiert mit Trump. Letztendlich hat er die Stichwahl gewonnen, und das wird hauptsächlich an seinem starken Kurs gegen Bandenkriminalität liegen. Viele Menschen, die ich kenne, mögen Noboa nicht, haben aber Angst, dass die Gewalt weiter steigt und noch mehr Regionen unsicher machen sowie Tourist*innen abschrecken wird. Ich finde es problematisch, dass sich die Bürger*innen hier zwischen zwei schlechten Optionen entscheiden müssen. Was wirklich fehlt sind Zukunftsperspektiven für das Land, aber es bleibt kompliziert. Bei den letzten Wahlen wurde ein Kandidat, Villavicencio, der Korruption offen anprangerte, erschossen. Er war eine zu große Bedrohung für das organisierte Verbrechen. Ich habe den Eindruck, man kann es gar nicht so hoch schaffen ohne Korruption. Und das macht mich traurig. Aber jetzt werden wir wohl erst mal abwarten, was Noboas verlängerte Amtszeit so mit sich bringt… 

Hier ein kleiner Blick in den Wahlkampf bei einer Diskussion der beiden Kandidat*innen (leider nur auf Spanisch gefunden, aber man bekommt trotzdem ein Bild der beiden… Das Thema ist, wie man das organisierte Verbrechen bekämpfen und Sicherheit garantieren will):

Zukunftsplanung

So lange bin ich leider nicht mehr in Ecuador deshalb denke ich viel darüber nach, was ich zurück in Deutschland machen werde. Studieren? Und wenn was? Momentan ist mein Favorit Soziologie aber mal schauen.

Poesie Workshop

Als ich in der Englischschule einen Aushang für einen kostenlosen Poesie-Workshop gesehen habe war ich sofort dabei. Leider kann ich wegen Puka Urku nicht zu allen sechs Sitzungen gehen, auch wenn ich manchmal nachmittags die 1-2 Stunden nach Tena fahre und am nächsten Morgen wieder zurück. Im Workshop analysieren und besprechen wir Gedichte zu jeweils einem anderen Thema. Ich war bereits bei Liebeslyrik, Kinderlyrik und Protestlyrik dabei. Leider habe ich die Sitzung über zeitgenössische Poesie verpasst. Auf Spanisch teilweise sehr alte Gedichte zu verstehen fordert mich noch einmal ganz anders heraus, aber ich bin glücklich, diesen kreativen Raum hier gefunden zu haben. Am Ende jeder Stunde machen wir eine eigene kleine Übung und das große Ziel ist es, nächste Woche an unseren eigenen Kreationen zu arbeiten und diese in einem Dokument gesammelt zu veröffentlichen. Ich bin schon gespannt, noch mehr von den anderen Teilnehmenden zu lesen.

Hier findet der Workshop statt
Besuch in der Liana Lodge/ AmaZoonico

Letztes Wochenende habe ich relativ spontan zwei Freiwillige in der Liana Lodge besucht und mir die Tierauffangstation AmaZoonico angeschaut. Wir hatten echt eine schöne Zeit! Hier ein paar Eindrücke:

Ozelot 🙂
Tapir

Weitere random Fotos der letzten Monate

Fazit

Alles in Allem geht es mir gerade echt gut. Wie schon erwähnt habe ich neue Energie und Lust das Land zu erkunden und meinen Freiwilligendienst bis zum Schluss zu genießen. Manchmal fühlt sich das Blog-Schreiben wie eine Einbahnstraße an – ich erzähle viel nach Hause, habe aber (bis auf meine engsten Menschen) keine Ahnung, was eigentlich dort so abgeht. Wie geht es euch so? Was beschäftigt euch zur Zeit? Und habt ihr vielleicht Fragen/ Anmerkungen/ Themenvorschläge etc. für meinem Blog? Lasst gern mal wieder von euch hören, ob in den Kommentaren oder Privat 🙂

Bis bald!

Ecuador erkunden 2.0 – Meine große Reise

Nach der reichlichen Hälfte meines Freiwilligendienstes habe ich endlich beschlossen eine Pause zu machen. Einmal im Jahr darf ich gesammelte Urlaubstage am Stück freinehmen und zwei Wochen verreisen. Eigentlich hätte ich gern eine interaktive Karte mit Fotos und Notizen zu meiner Reise veröffentlicht, scheitere aber an der Technik. Fotos und Text werden wohl reichen müssen…

meine Route

Im Grunde hatte ich zwei große Hauptziele, die ich beide in Ecuador besuchen wollte aber für einen kurzen Trip zu weit weg liegen: Das Naturschutzreservat Cuyabeno und die Großstadt Cuenca mit den Inkaruinen Ingapirca in der “Nähe”. Leider liegt ersteres komplett im Norden und zweiteres im Süden des Landes, weshalb ich vieeeele Stunden im Bus verbracht habe…

Hier eine Karte mit meiner Route:

1. Puerto Francisco de Orellana/ Coca 2. Nueva Loja/ Lago Agrio 3. Naturreservat Cuyabeno 4. Tena 5. Riobamba 6. Cuenca

1. & 2. Coca und Nueva Loja:

Um Ehrlich zu sein befanden sich diese beiden Städte nur auf meiner Route, um die langen Busfahrten in ca. 3 h Strecken aufzuteilen. Besonders schön sind beide eher nicht – was sie besonders macht sind vor allem Aktivitäten in der Natur herum (Kajak, Rafting, Regenwald erkunden etc etc), wofür ich allerdings keine Zeit hatte. Am 22.3.2025 ging es ca. Mittags für mich los nach Coca und nach einer Übernachtung weiter nach Nueva Loja. Hier die wenigen Fotos, die ich gemacht habe:

3. Cuyabeno Reservat

Für fünf Tage (vier Nächte) war ich im Naturreservat Cuyabeno in der Tucan Lodge… Es hat sich echt gelohnt! Wir hatten extremes Glück mit dem Wetter (nur am Abfahrtstag Regen) und konnten viele Tiere sehen, u.a. Faultiere, Kaiman, Tucane, Affen, rosa Flussdelfine und mehr. Außerdem haben wir Schokolade, Kaffe und Pan de Yuca selber hergestellt. Abgeholt wurden wir an einer Sammelstelle mit dem Motorkanu und sind dann mehrere Stunden zur Lodge gefahren, die wirklich mitten im Regenwald liegt. Von dort aus haben wir Touren unternommen (sowohl Wanderungen als auch Flussfahrten) und waren immer ganz gut beschäftigt. Deswegen hat es mich eigentlich auch nicht gestört, dass wir für die Tage kein Internet und Empfang hatten. Die Natur war eine viel bessere Beschäftigung 🙂

Für alle, die es nicht wissen: Cuyabeno ist ein Schutzreservat im Norden Ecuadors und vor allem für seine große Tiervielfalt bekannt. Das Gebiet wird vom Cuyabeno Fluss durchschlängelt und besitzt viele Lagunen, die in der Trockenzeit teilweise komplett austrocknen und in der Regenzeit gefüllt werden. Anders als der Wald in Tena, wo ich lebe, ist Cuyabeno Flachland und nicht der Ausläufer der Anden. Bei der Hitze des Waldes nicht noch zusätzlich Hügel und Berge hochzukraxeln fand ich sehr angenehm…

Ecuador ist nicht nur das Land mit der größten Artenvielfalt der Welt – es besitzt auch eine große Vielfalt an Nationalitäten und Kulturen.

Übersicht über Nationalitäten und Kulturen Ecuador

Diese Karte aus dem Pumapungo Museum in Cuenca finde ich ganz hilfreich:

Im Reservat gibt es mehrere Communities verschiedener Indigener Kulturen. Ein Dorf haben wir sogar besucht, um Pan de Yuka herzustellen, vom Schamane über Heilkunst erzählt zu bekommen und ein bisschen über die Kultur zu lernen. Erst war ich skeptisch. Ich hatte Sorge, dass die Menschen, da sie auf das Geld der Tourist*innen angewiesen sind, bewusst deren (rassistischen) Stereotype bedienen könnten. In der Nähe der Communidad Puka Urku, in dem ich in der Grundschule arbeite, gibt es ein Dorf, dass sich dem Tourismus geöffnet hat und in dem z.B. Kinder/ Frauen typische Tänze in den ursprünglichen Trachten (die sonst niemand mehr trägt) aufführen und von Städtler*innen und Ausländer*innen beglotzt werden, Papageien die Flügel gestutzt wurden, damit sie nicht wegfliegen können etc etc. An meinem ersten Arbeitstag im Dorf hat unser Chef uns auf dem Rückweg da vorbeigebracht und in meinem Häuschen höre ich manchmal aus der Ferne die Trommeln. Welch eine Überraschung: Aus meiner Erfahrung in Puka Urku kann ich sagen, dass ein Leben in einer Indigenen Communidad natürlich nicht (mehr) so aussieht und das Ganze sehr viel Show für die Tourist*innen ist, die halt mal „echte Indigene mitten im Dschungel“ anschauen wollen. Sehr schwierig, da einerseits Tourismus eine Einahmequelle für solche Communities ist und auch eine Möglichkeit, Traditionen zu bewahren und zu leben, anderseits koloniale Abhängikeiten bestehen bleiben und Rassismus reproduziert wird… Meine Befürchtungen haben sich aber zum Glück nicht bestätigt: Die Lodge hat eine gute Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit der lokalen Indigenen Bevölkerung und unterstützt mehrere Familien im Dorf, indem sie ihren Kakao und Kaffe z.B. von dort kaufen und auch alle Angestellten aus der Gegend kommen. Auch haben sich die Menschen aus dem Dorf z.B. bewusst dagegen entschieden Tänze etc. für die Turisten aufzuführen und behalten diese ihren eigenen Festen vor.

Unser Guide hat es recht eindrücklich erklärt: Was dieses einzigartige Ökosystem des Reservates schützt, ist letztendlich der Tourismus. Erstens, weil der Tourismus (wenn mit Zusammenarbeit der Einheimischen) Geld in die Indigenen Familien bringt, die sonst Fischerei betreiben würden (in manchen Gegenden des Amazonas Regenwaldes werden Flussdelfine sogar umgebracht, da sie den Menschen die Fische wegessen) und, viel wichtiger, zweitens: Unter dem Naturreservat liegt eine Menge Erdöl. Wenn die Gegend nicht von Tourist*innen profitieren würde, die kommen, weil sie die unberührte Natur sehen wollen, wäre das Gebiet schon längst an Ölfirmen verkauft und das Ökosystem nachhaltig beschädigt worden. Diese Erkenntnis war sowohl lehrreich als auch bitter für mich. Gleichzeitig hat es mich umso dankbarer gemacht, diese mega interessante Natur erleben zu dürfen.

Einen Einblick in meine Zeit in diesem wunderschönen Fleckchen Natur findet ihr hier:

Die Natur in Cuyabeno war noch einmal deutlich anders, als ich es im Alltag gewöhnt bin. Absolute Highlights waren die Rosa Flussdelfine (wenn auch leider nur aus der Ferne), das eine Faultier, was wir total nah sehen konnten und bei Sonnenuntergang in der großen Lagune schwimmen gehen. Aber auch selber mit dem Kajak unterwegs sein war sehr cool. Ich glaube diese fünf Tage sind auf jeden Fall einer der Höhepunkte meines Jahres in Ecuador und haben mich das Land noch einmal ganz anders kennenlernen lassen.

4. & 5. Tena und Riobamba

Freitags bin ich dann ca. Mitternacht in Tena (zuhause) angekommen, um eine Nacht dort zu schlafen, meine Wäsche am nächsten Morgen zu waschen und dann die sechs bis sieben Stunden nach Riobamba zu fahren. In Riobamba wollte ich eigentlich unbedingt mit einem der kaum existierenden Züge in Ecuador zu fahren, der eine fantastische Aussicht haben soll (Tren Narriz del Diablo). Stellte sich heraus, dass die Strecke immer noch nicht wider in Betrieb genommen worden ist. Da Sonntag war (Samstag bin ich erst spät angekommen), war auch so ziemlich alles zu. Nur ein kleines Museum konnte ich finden, was ganz nett war und ich habe ein paar Kirchen von außen gesehen. Alles in Allem nicht das größte Highlight, aber okay. Hauptsächlich hatte ich den Zwischenstopp von zwei Nächten sowieso nur gemacht, um nicht dreizehn Stunden nach Cuenca durch zu fahren…

6. Cuenca

Schließlich war ich dann für fünf ganze Tage in Cuenca… Ich bin ehrlich, ich wünschte, ich könnte öfter in dieser hübschen Stadt mit alten Häusern, Kunst, internationalerer Küche etc. sein. Cuenca hat für mich einen europäischeren Flair, was nach so langer Zeit ganz angenehm war und mich zuhause fühlen lassen hat. Hier, was ich so alles vorhatte (und zum Großteil gemacht habe):

Liste, was ich alles in Cuenca vorhatte/ auch wirklich gemacht habe

In Cuenca unterwegs:

Ihr wisst nicht wie glücklich ich war, nach einem halben Jahr einen feucht-warmen guten Brownie und Sauerteigbrot (sogar mit Blaubeeren und Nüssen drin) zu finden…

Nationalpark El Cajas:

Leider hat es während unserer Wanderung immer wieder geschüttet, aber die Natur war echt wunderschön…

Museum Pumapungo

Mit vielen verschiedenen Ausstellungen setzt sich das Museum vor allem mit der indigenen und kulturellen Vielfalt Ecuadors auseinander…

Konzert mit „La Máquina Camaleón”

Spontan konnte ich mit einer Mitfreiwilligen und Freund*innen zu einem Konzert gehen, dessen Hauptband ich sehr mag. Hier ein kleiner Einblick…

Eine andere Band, die davor gespielt hat…
„La Máquina Camaleón”
Mein Lieblingslied der Gruppe – “Estrella”

Inka-Ruinen Ingapirca

Auf der Rückreise nach Tena bin ich extra noch zu den Inka-Ruinen Ingapirca gefahren, die ich unbedingt sehen wollte. Es war ausgerechnet ein Samstag und alle Plätze waren schon ausgebucht. Das hat mich schon ein bisschen traurig gemacht, aber zum Glück konnte man die Anlage von Außen auch recht gut sehen, der Besuch des kleinen Museums war kostenlos und es gab noch einen Spazierweg zum “Inkagesicht” (Cara de Inka), eine Felswand, in der ein Gesicht erkennbar ist. Rückwegs habe ich noch Canelasse getrunken, ein Heißgetränk, dass mich an Apfelpunsch erinnert, auch wenn es aus „Naranjilla“ gemacht ist. Sehr lecker 🙂

Und danach ging es auch schon die sehr lange Fahrt nach Hause 🙁

Fazit

Alles in Allem war dieser Urlaub einer der Highlights meiner Zeit in Ecuador hier. Ich konnte noch einmal ganz andere Ecken des Landes erkunden und habe viel dazu gelernt. Außerdem hat mir die längere Auszeit echt gut getan. Jetzt bin ich noch motivierter, meine Wochenenden für kleinere Reisen zu nutzen und Ecuadors wunderschöne Natur zu Genießen… Darüber werde ich hoffentlich ein anderes Mal schreiben. Bis dann!

Hannah aka. Amanda

Ecuador erkunden 1.0 – Erste Ausflüge und Reisen

So schön der Alltag hier auch ist, manchmal wird es mir dann doch zu viel und ich bin froh, wenn ich die Gelegenheit habe, mal raus zu kommen. In den ersten Monaten war ich noch mit Ankommen beschäftigt, aber in den letzten Wochen konnte ich immer mal kleinere Kurztrips machen. Ich bin so begeistert von der Natur hier. Ecuador hat ja bekanntlich vier Welten – die Küste, die Anden, den Regenwald und die Galapagos Inseln. Bis jetzt kannte ich nur den Regenwald, aber vor ein paar Tagen bin ich das erste Mal in die Anden, nach Latacunga gereist. Auch wenn ich theoretisch wusste, dass es in Ecuador nicht überall tropisch ist, war die Kälte in den Bergen ein Schock für mich. Ich wusste gar nicht mehr wie sich Kälte anfühlt… Ecuador mit Menschen in Jacken, Mützen und Ponchos hat sich erst seltsam, dann aber genau richtig angefühlt. Die Anden sind einfach wunderschön und ich will unbedingt wiederkommen. Nächste Woche fahre ich zum weltwärts-Tag nach Quito und bleibe danach noch das Wochenende dort. Ich bin schon gespannt die Stadt zu erkunden 🙂

Wenn ihr Einblicke in meine letzten Ausflüge und Reisen bekommen wollt, könnt ihr euch gern dieses Video mit random Videos und Fotos anschauen: