Ecuador erkunden 2.0 – Meine große Reise

Nach der reichlichen Hälfte meines Freiwilligendienstes habe ich endlich beschlossen eine Pause zu machen. Einmal im Jahr darf ich gesammelte Urlaubstage am Stück freinehmen und zwei Wochen verreisen. Eigentlich hätte ich gern eine interaktive Karte mit Fotos und Notizen zu meiner Reise veröffentlicht, scheitere aber an der Technik. Fotos und Text werden wohl reichen müssen…

meine Route

Im Grunde hatte ich zwei große Hauptziele, die ich beide in Ecuador besuchen wollte aber für einen kurzen Trip zu weit weg liegen: Das Naturschutzreservat Cuyabeno und die Großstadt Cuenca mit den Inkaruinen Ingapirca in der “Nähe”. Leider liegt ersteres komplett im Norden und zweiteres im Süden des Landes, weshalb ich vieeeele Stunden im Bus verbracht habe…

Hier eine Karte mit meiner Route:

1. Puerto Francisco de Orellana/ Coca 2. Nueva Loja/ Lago Agrio 3. Naturreservat Cuyabeno 4. Tena 5. Riobamba 6. Cuenca

1. & 2. Coca und Nueva Loja:

Um Ehrlich zu sein befanden sich diese beiden Städte nur auf meiner Route, um die langen Busfahrten in ca. 3 h Strecken aufzuteilen. Besonders schön sind beide eher nicht – was sie besonders macht sind vor allem Aktivitäten in der Natur herum (Kajak, Rafting, Regenwald erkunden etc etc), wofür ich allerdings keine Zeit hatte. Am 22.3.2025 ging es ca. Mittags für mich los nach Coca und nach einer Übernachtung weiter nach Nueva Loja. Hier die wenigen Fotos, die ich gemacht habe:

3. Cuyabeno Reservat

Für fünf Tage (vier Nächte) war ich im Naturreservat Cuyabeno in der Tucan Lodge… Es hat sich echt gelohnt! Wir hatten extremes Glück mit dem Wetter (nur am Abfahrtstag Regen) und konnten viele Tiere sehen, u.a. Faultiere, Kaiman, Tucane, Affen, rosa Flussdelfine und mehr. Außerdem haben wir Schokolade, Kaffe und Pan de Yuca selber hergestellt. Abgeholt wurden wir an einer Sammelstelle mit dem Motorkanu und sind dann mehrere Stunden zur Lodge gefahren, die wirklich mitten im Regenwald liegt. Von dort aus haben wir Touren unternommen (sowohl Wanderungen als auch Flussfahrten) und waren immer ganz gut beschäftigt. Deswegen hat es mich eigentlich auch nicht gestört, dass wir für die Tage kein Internet und Empfang hatten. Die Natur war eine viel bessere Beschäftigung 🙂

Für alle, die es nicht wissen: Cuyabeno ist ein Schutzreservat im Norden Ecuadors und vor allem für seine große Tiervielfalt bekannt. Das Gebiet wird vom Cuyabeno Fluss durchschlängelt und besitzt viele Lagunen, die in der Trockenzeit teilweise komplett austrocknen und in der Regenzeit gefüllt werden. Anders als der Wald in Tena, wo ich lebe, ist Cuyabeno Flachland und nicht der Ausläufer der Anden. Bei der Hitze des Waldes nicht noch zusätzlich Hügel und Berge hochzukraxeln fand ich sehr angenehm…

Ecuador ist nicht nur das Land mit der größten Artenvielfalt der Welt – es besitzt auch eine große Vielfalt an Nationalitäten und Kulturen.

Übersicht über Nationalitäten und Kulturen Ecuador

Diese Karte aus dem Pumapungo Museum in Cuenca finde ich ganz hilfreich:

Im Reservat gibt es mehrere Communities verschiedener Indigener Kulturen. Ein Dorf haben wir sogar besucht, um Pan de Yuka herzustellen, vom Schamane über Heilkunst erzählt zu bekommen und ein bisschen über die Kultur zu lernen. Erst war ich skeptisch. Ich hatte Sorge, dass die Menschen, da sie auf das Geld der Tourist*innen angewiesen sind, bewusst deren (rassistischen) Stereotype bedienen könnten. In der Nähe der Communidad Puka Urku, in dem ich in der Grundschule arbeite, gibt es ein Dorf, dass sich dem Tourismus geöffnet hat und in dem z.B. Kinder/ Frauen typische Tänze in den ursprünglichen Trachten (die sonst niemand mehr trägt) aufführen und von Städtler*innen und Ausländer*innen beglotzt werden, Papageien die Flügel gestutzt wurden, damit sie nicht wegfliegen können etc etc. An meinem ersten Arbeitstag im Dorf hat unser Chef uns auf dem Rückweg da vorbeigebracht und in meinem Häuschen höre ich manchmal aus der Ferne die Trommeln. Welch eine Überraschung: Aus meiner Erfahrung in Puka Urku kann ich sagen, dass ein Leben in einer Indigenen Communidad natürlich nicht (mehr) so aussieht und das Ganze sehr viel Show für die Tourist*innen ist, die halt mal „echte Indigene mitten im Dschungel“ anschauen wollen. Sehr schwierig, da einerseits Tourismus eine Einahmequelle für solche Communities ist und auch eine Möglichkeit, Traditionen zu bewahren und zu leben, anderseits koloniale Abhängikeiten bestehen bleiben und Rassismus reproduziert wird… Meine Befürchtungen haben sich aber zum Glück nicht bestätigt: Die Lodge hat eine gute Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit der lokalen Indigenen Bevölkerung und unterstützt mehrere Familien im Dorf, indem sie ihren Kakao und Kaffe z.B. von dort kaufen und auch alle Angestellten aus der Gegend kommen. Auch haben sich die Menschen aus dem Dorf z.B. bewusst dagegen entschieden Tänze etc. für die Turisten aufzuführen und behalten diese ihren eigenen Festen vor.

Unser Guide hat es recht eindrücklich erklärt: Was dieses einzigartige Ökosystem des Reservates schützt, ist letztendlich der Tourismus. Erstens, weil der Tourismus (wenn mit Zusammenarbeit der Einheimischen) Geld in die Indigenen Familien bringt, die sonst Fischerei betreiben würden (in manchen Gegenden des Amazonas Regenwaldes werden Flussdelfine sogar umgebracht, da sie den Menschen die Fische wegessen) und, viel wichtiger, zweitens: Unter dem Naturreservat liegt eine Menge Erdöl. Wenn die Gegend nicht von Tourist*innen profitieren würde, die kommen, weil sie die unberührte Natur sehen wollen, wäre das Gebiet schon längst an Ölfirmen verkauft und das Ökosystem nachhaltig beschädigt worden. Diese Erkenntnis war sowohl lehrreich als auch bitter für mich. Gleichzeitig hat es mich umso dankbarer gemacht, diese mega interessante Natur erleben zu dürfen.

Einen Einblick in meine Zeit in diesem wunderschönen Fleckchen Natur findet ihr hier:

Die Natur in Cuyabeno war noch einmal deutlich anders, als ich es im Alltag gewöhnt bin. Absolute Highlights waren die Rosa Flussdelfine (wenn auch leider nur aus der Ferne), das eine Faultier, was wir total nah sehen konnten und bei Sonnenuntergang in der großen Lagune schwimmen gehen. Aber auch selber mit dem Kajak unterwegs sein war sehr cool. Ich glaube diese fünf Tage sind auf jeden Fall einer der Höhepunkte meines Jahres in Ecuador und haben mich das Land noch einmal ganz anders kennenlernen lassen.

4. & 5. Tena und Riobamba

Freitags bin ich dann ca. Mitternacht in Tena (zuhause) angekommen, um eine Nacht dort zu schlafen, meine Wäsche am nächsten Morgen zu waschen und dann die sechs bis sieben Stunden nach Riobamba zu fahren. In Riobamba wollte ich eigentlich unbedingt mit einem der kaum existierenden Züge in Ecuador zu fahren, der eine fantastische Aussicht haben soll (Tren Narriz del Diablo). Stellte sich heraus, dass die Strecke immer noch nicht wider in Betrieb genommen worden ist. Da Sonntag war (Samstag bin ich erst spät angekommen), war auch so ziemlich alles zu. Nur ein kleines Museum konnte ich finden, was ganz nett war und ich habe ein paar Kirchen von außen gesehen. Alles in Allem nicht das größte Highlight, aber okay. Hauptsächlich hatte ich den Zwischenstopp von zwei Nächten sowieso nur gemacht, um nicht dreizehn Stunden nach Cuenca durch zu fahren…

6. Cuenca

Schließlich war ich dann für fünf ganze Tage in Cuenca… Ich bin ehrlich, ich wünschte, ich könnte öfter in dieser hübschen Stadt mit alten Häusern, Kunst, internationalerer Küche etc. sein. Cuenca hat für mich einen europäischeren Flair, was nach so langer Zeit ganz angenehm war und mich zuhause fühlen lassen hat. Hier, was ich so alles vorhatte (und zum Großteil gemacht habe):

Liste, was ich alles in Cuenca vorhatte/ auch wirklich gemacht habe

In Cuenca unterwegs:

Ihr wisst nicht wie glücklich ich war, nach einem halben Jahr einen feucht-warmen guten Brownie und Sauerteigbrot (sogar mit Blaubeeren und Nüssen drin) zu finden…

Nationalpark El Cajas:

Leider hat es während unserer Wanderung immer wieder geschüttet, aber die Natur war echt wunderschön…

Museum Pumapungo

Mit vielen verschiedenen Ausstellungen setzt sich das Museum vor allem mit der indigenen und kulturellen Vielfalt Ecuadors auseinander…

Konzert mit „La Máquina Camaleón”

Spontan konnte ich mit einer Mitfreiwilligen und Freund*innen zu einem Konzert gehen, dessen Hauptband ich sehr mag. Hier ein kleiner Einblick…

Eine andere Band, die davor gespielt hat…
„La Máquina Camaleón”
Mein Lieblingslied der Gruppe – “Estrella”

Inka-Ruinen Ingapirca

Auf der Rückreise nach Tena bin ich extra noch zu den Inka-Ruinen Ingapirca gefahren, die ich unbedingt sehen wollte. Es war ausgerechnet ein Samstag und alle Plätze waren schon ausgebucht. Das hat mich schon ein bisschen traurig gemacht, aber zum Glück konnte man die Anlage von Außen auch recht gut sehen, der Besuch des kleinen Museums war kostenlos und es gab noch einen Spazierweg zum “Inkagesicht” (Cara de Inka), eine Felswand, in der ein Gesicht erkennbar ist. Rückwegs habe ich noch Canelasse getrunken, ein Heißgetränk, dass mich an Apfelpunsch erinnert, auch wenn es aus „Naranjilla“ gemacht ist. Sehr lecker 🙂

Und danach ging es auch schon die sehr lange Fahrt nach Hause 🙁

Fazit

Alles in Allem war dieser Urlaub einer der Highlights meiner Zeit in Ecuador hier. Ich konnte noch einmal ganz andere Ecken des Landes erkunden und habe viel dazu gelernt. Außerdem hat mir die längere Auszeit echt gut getan. Jetzt bin ich noch motivierter, meine Wochenenden für kleinere Reisen zu nutzen und Ecuadors wunderschöne Natur zu Genießen… Darüber werde ich hoffentlich ein anderes Mal schreiben. Bis dann!

Hannah aka. Amanda

Das bedeutet Ecuador für mich…

Anfang Februar hatten wir unser Zwischenseminar in einer Lodge in der Nähe von Tena. Es war total schön, die anderen Freiwilligen wiederzusehen und sich auszutauschen. Gemeinsam haben wir Themen und einen Seminarplan erarbeitet. Wie auch beim Vorbereitungsseminar wurde viel reflektiert… Unser Abschlussthema am letzten Tag war „Was bedeutet Ecuador für dich?“. Es war total spannend zu sehen, wie teilweise die gleichen, teilweise total verschiedene Assoziationen in meiner Kleingruppe auftauchten. Einen großen Unterschied merkt man auf jeden Fall je nach dem, ob die Person in der Sierra (Andenregion) oder im Oriente (Amazonasregion) lebt und arbeitet. Ich dachte, vielleicht sortiere und teile ich die Stichwörter mal, die wir so gesammelt haben… Die Wörter, die Fett markiert sind, sind die stärksten Assoziationen für mich.

Unterwegs und Alltag

Kolonialstädte

Z.B. Cuenca oder das historische Zentrum von Quito. Die Einzigen „schönen“ Städte mit hübschen alten Häusern etc.

Historisches Zentrum in Quito
heruntergekommene/ hässliche Städte

Das typische Stadtbild in Ecuador ist doch eher trist.

Wäscheleinen

Wäsche wird vor/ neben/ auf dem Haus auf gehangen und gehört zum Stadtbild. Die Sonne wird zum Trocknen ausgenutzt.

Straßenhunde

Straßenhunde findet man echt überall. Manche sind komplett ohne Besitzer*in, andere dürfen wie Katzen einfach frei herumstreichen. Manchmal muss man aufpassen, weil sie aggressiv sein können.

Motor-Kanu

Riesige Kanus die mit Motor betrieben werden sind das Fortbewegungsmittel auf Flüssen. Manche Orte erreicht man auch nur so…

Comunidades

= sehr kleine, i.d.R. Indigene Dörfer

Blechdächer

Gibt es häufiger, besonders bei Regen wird es darunter echt laut.

Abgase

freie Hühner

Vor allem in kleineren Städten/ Dörfern laufen nicht nur Hunde, sondern auch Hühner frei herum.

Hühner auf dem Schulhof in Puka Urku
ungesicherte Dachterassen

Habe ich persönlich eher weniger gesehen, soll aber in den Bergen ein Ding sein.

Klopapier mitnehmen/ nicht herunterspülen

Entweder man hat selber was dabei, oder man kann meistens bei öffentlichen Toiletten für 25 cent ein bisschen abgewickeltes Papier kaufen. Das Papier wird immer separat in den Müll getan, damit die Wasserreinigung einfacher ist oder so.

Bargeldkultur

Fast überall kommst du nur mit Bargeld weiter und Leute heben teilweise auch winzige Beträge wie 10 Dollar einzeln ab, wenn sie sie brauchen.

Jesus/ Maria/ Heiligenbilder

Statuen, Kreuzen, Bildern, Amuletten oder Bibelzitaten begegnet man überall, z.B. im Bus. Das Land ist schon recht katholisch geprägt.

verschiedenen Klimazonen

Die Küste, die Berge, der Regenwald und die Galapagos-Inseln sind die vier verschiedenen „Welten“ Ecuadors und haben schon einige Unterschiede (nicht nur klimatisch).

Plastiktüten

Jeder mini-Einkauf wird in eine oder mehrere Plastiktüten eingepackt.

Straßenverkäufer*innen in Bussen

Wenn ein Langstreckenbus hält steigen normalerweise Straßenverkäufer*innen kurz ein, gehen einmal bis nach hinten und bieten ihre Ware feil.

Moto-Taxi

Motorräder sind DAS Fortbewegungsmittel hier und ab 50 cent kann man sich mitnehmen lassen. Gut und gerne quetschen sich mal 2-4 Leute auf eine Maschiene, i.d.R. hat maximal der*die Fahrer*in einen Helm…

schreiende Verkäufer*innen

Man gewöhnt sich daran, aber überall in der Straße/ auf dem Markt/ im Bus/ … kann versucht werden, dir die eigene Ware zu verkaufen.

Wildes Bussystem

Am Anfang hat es Umgewöhnung gebraucht, denn das Bussystem ist hier zwar recht flächendeckend ausgebaut, aber sehr anders als in Deutschland. Z.B. gibt es keine Haltestellennamen, keine Fahrpläne für Stadtbusse, du kannst überall rausgeschmissen werden, bezahlst in Münzen direkt beim Einsteigen, die Busse rasen recht gerne mal und manchmal bleiben einfach die Türen beim Fahren offen.

Taxi-Fahren

Ist auch recht verbreitet und in Vergleich zu Deutschland echt mega günstig (2-3 Dollar für eine einfache Fahrt).

Cat-Calling

Leider auch recht verbreitet, auch wenn es drauf ankommt, wo man ist… 🙁 Mir zum Glück noch nicht allzu oft begegnet.

schlechte Filme in Reisebussen

Vor allem Action und Horror, das Ding ist, sie laufen (auch nachts) immer laut und es sind ja auch Kinder im Bus…

Cédula Nummer

Cédula ist der Personalausweis hier und die eigene Nummer kann jede*r auswendig und wird beim Einkaufen, Irgendwo registrieren oder Rechnung schreiben immer abgefragt.

Capybara

Manchmal kommt das Gefühl auf, Ecuador ist ein Capybara (das sind diese süßen Felltiere) Fanclub. Immer wieder begegnen einen Capybara Kuscheltiere, aber auch alle möglichen anderen Artikel (Rucksäcke, T-Shirts, …).

Haifisch-Schlappen

Badeschlappen, die aussehen wie Haifische. Keine Ahnung warum die hier so viele tragen, auf jeden Fall findet man sie auffällig häufig.

wunderschöne Natur

Die Natur, die ich bis jetzt sehen durfte, war einfach nur atemberaubend. Sowohl die Anden als auch der Regenwald ist wunderschön.

Wasserfälle

Ich habe in sechs Monaten bestimmt mehr Wasserfälle gesehen als je zuvor in meinem Leben 🙂

krasse Viecher

Insekten haben hier alle noch einmal ein Upgrade – in der Regel größer und manche können unerwartet einfach fliegen (Kakerlaken? Heuschrecken? Ameisen?). Außerdem gibt es alle möglichen Arten von Schrecken, die sich als Stöcke oder Blätter tarnen. Und dann gibt es noch die Mücken… Alles in allem habe ich mich aber recht schnell an die Tiere gewöhnt.

Die Melodie des Gas-Autos

Fast alle kochen hier mit Gasherd und es gibt so Wägen, die die Flaschen liefern. Immer wenn das Auto auf der Straße vorbei fährt spielt es die gleiche nervige Melodie ab, damit alle wissen, dass sie rauskommen und Gas kaufen können… So iconic.

niedrige Preise

Ein Mittagessen für 2,5 $, eine Busfahrt für 30 cent oder Taxi fahren für drei Dollar… Ich werde die Preise hier vermissen.

Machete

Vergesst Rasenmäher, Gartenscheren, Äxte, Küchenmesser etc. etc. Macheten sind multifunktional und werden immer eingesetzt 🙂

Ich beim Machete schleifen…

Essen und Essenskultur

Überzuckerte Säfte (jugos)

Jugos – Säfte – gibt es echt überall und immer als Getränk

mora

Mora ist eigentlich Brombeere, nur das diese hier einen leicht anderen Geschmack hat. Zur Zeit ist sie reif und man findet sie überall. Mit Gelatine zum Lutschen, als Eis, Sauce für Desserts, Saft, Marmelade, ….

frutas

Ich glaub zu frutas (Früchten) muss ich nicht viel sagen… Alle Formen und Farben vertreten.

helado con queso (Eis mit Käse)

Sehr fettig, aber eigentlich ganz lecker

viel Mayo

oft sogar selbstgemacht…

alle trinken aus den gleichen Becher

vor allem in der Schule, beim Feiern oder in der Communidad

(Trockener) Reis

Reis ist schon das Grundnahrungsmittel hier und wird auch durchaus pur mit Hähnchen, ohne Sauce gegessen…

Öl, Fett, Kohlenhydrate

Trotz der Vielfalt an Gemüse und Obst hier ist die traditionelle Küche doch eher Reis mit Frittiertem. Überall wird noch mal ordentlich Öl oder Käse dazu gegeben

Achiote

Die Pflanze wird einerseits zur Körperbemalung (oder von mir auch einfach so zum Malen) genutzt, andererseits wird ihr rötliches Öl sehr gern zum Kochen verwendet und z.B. Reis oder Saucen beigegeben

salsa de tomate (Ketschup)

Ketchup wird wie Mayo bei Straßenverkäufen fast immer dazu gegeben, hat aber leider oft einen eher chemischen Geschmack und erinnert noch weniger an Tomate als in Deutschland

ají (Chili)

Chili wird in Form von selbst gemachten (stückigen/ Salat ähnlichen) Saucen immer zum Essen dazu gestellt)

Tilapia Folterbecken

Tilapia ist ein Fisch, der hier sehr beliebt ist. In der Straße kommt man immer mal wieder an Fischereien vorbei, die Becken wirklich vollgestopft mit diesen lebenden Fischen haben. Glücklich können die da nicht sein…

Das ist tatsächlich noch einmal eine andere Fischart und das Becken ist noch verhältnismäßig leer, aber so in etwa kann man es sich vorstellen…
guaba

Guaba ist eine Frucht die wie in einer ca. 1 m langen Bohne wächst und man echt überall am Straßenrand findet. Man isst das weiße Fruchtfleisch der Bohnen und spuckt den Kern dann aus.

Parasiten und Margen-Darm

An den beiden Themen kommt man in Ecuador auf Dauer wohl nicht vorbei…

Kokossaft auf der Straße

Wird wirklich überall angeboten und ist mega lecker.

schlechtes Brot

Das Brot ist weiß, sehr luftig und in der Regel sehr sehr trocken. Manchmal hast du noch eine kleine Käsefüllung. Von der Größe ist jedes Brot eher ein Brötchen, nur dass es keine Kruste hat.

Bohnen/ Linsen

Bohnen/ Linsen in allen Möglichen Ausführungen gibt es als sogenannte manestra zum Standard Gericht (Reis/ Bohnen/ Salat/ Hähnchen) überall dazu. Stangenbohnen sind das Einzige, was mir fast nie begegnet.

Eier

Überall kann ein (Spiegel-)ei dazu serviert werden. Normalerweise kauft man Eier in großen Paletten auf die vielleicht so ca. 25 Eier passen. Am Tag 3-5 Eier zu essen passiert sehr schnell hier…

pollo (Hühnchen)

Absolutes Lieblingsessen der Meisten hier. Überall gibt es Hähnchen mit Reis und Hähnchensuppe. Der Fleischkonsum ist wirklich enorm und auch wirklich billig. Übrigens: Pollo wird nicht zu carne, also Fleisch dazu gezählt. Carne ist dann der Rest (Rind, Schwein, …).

Nestle

Beim Einkaufen kommt man um Nestle leider überhaupt nicht herum. Fast alle verarbeiteten Produkte kommen davon…

Kakao Bohnen

Das Fruchtfleisch zu lutschen ist echt lecker. Außerdem sieht man oft die Bohnen auf Landstraßen am Rand in der Sonne trocknen.

Screenshot
plátanos (Kochbananen)

Kochbananen gibt es wirklich überall. Man kann sie als Chips machen, frittieren, kochen, kochen und danach zu Krümeln zerstampfen, in Suppen tun, … Man unterscheidet zwischen verde und maduro (grün und reif). Die Grünen kann man nur gekocht essen und sind eher herzhaft (sehr lecker), die bereits Reifen sind sehr süß, karamellisieren beim Braten leicht und werden trotzdem zu herzhaften Gerichten gereicht (ich stehe nicht so drauf…). Beim Schälen muss man voll aufpassen, denn die Schale hat so einen klebrigen Saft der Braune Flecken hinterlässt und nicht abgeht.

encebollado

Eine typische Fischsuppe die sehr viele (Einheimische wie Ausländer*innen) lieben… Ich mache mir nicht so viel draus.

Suppen

Bei einem normalen Essen für 2-4 US-Dollar bekommt man in der Regel vor dem Riesen Teller Reis/ Bohnen/ Salat/ Hähnchen eine Suppe. Suppen gibt es echt überall, allerdings meistens mit Fleisch.

Guayusa

Eine Art Tee, aus dem man auch sehr gesüßten Eistee machen kann. Die Pflanze ist sehr lokal, enthält viel Koffein und soll sehr gesund sein. Er wurde von Indigenen schon lange als alltägliches Getränk, in Zeremonien oder vor der Jagd getrunken und hält einen angeblich jung. Im Amazonasgebiet gibt es den (Eis-)tee überall, in den Bergen kennen sogar viele das Getränk nicht einmal…

Die getrockneten Blätter
Guayusa Tee
ungewürztes Popcorn

Popcorn (ohne Salz/ Zucker) wird wie Crotons in Suppen getan.

Yuka und Chicha

Yuka ist eine Wurzel, die man z.B. kochen oder frittieren kann und dann vom Geschmack her ein bisschen an Kartoffel erinnert. Wird überall dazu gereicht und wächst auch an Straßenrändern. Chicha ist ein indigenes Getränk, das aus fermentierter Yuka besteht und für mich ein bisschen den Geschmack von Ziegenmilch hat. Das Getränk sättigt sehr und wird z.B. während der Arbeit getrunken. Nach ein paar Tagen enthält es ordentlich Alkohol.

Löffel

Nicht immer, aber ab und zu gibt es beim Essen nur einen Löffel. Mit der Zeit lernt man alles Mögliche damit zu essen (auch Spiegelei).

Lebensmittel-Ampel

Auf jedem verarbeitetem Produkt steht hinten drauf, ob es jeweils wenig (grün), mittel (gelb) oder viel (rot) Fett, Salz und Zucker enthält.

Kultur

Familie

Familie hat in Ecuador durchschnittlich einen viel höheren Stellenwert als in Deutschland. Auch junge erwachsene Menschen sind noch jahrelang/ jahrzehntelang von ihren Eltern beeinflusst (abhängig?) und leben auch länger noch zuhause.

Ecuabet

Wetten um Geld (z.B. bei Fußballspielen) ist sehr verbreitet…

US-Fan

Vor allem in den Städten merkt man überall den Einfluss der US-Amerikanisierung. Vieles wird relativ unreflektiert übernommen/ nachgeeifert. Dazu gehört nicht nur der US-Dollar als Nationalwährung, auch der Bau von Malls, sich Coca Cola leisten können, Konsum, amerikanische Filme, …

Nationalstolz

Für mich als Deutsche ist es teilweise befremdlich, den starken Nationalstolz anderer mitzubekommen. Das soll allerdings generell ein Ding in Amerika sein. In Ecuador ist es in Highschools z.B. üblich die Flagge zu hissen und die Nationalhymne in Reih und Glied zu singen. Überall begegnet man Ecuador-Flaggen und die meisten Menschen sind stolz auf ihr Land.

traditionelle Kleidung

Während traditionelle Kleidung der Amazonasregion i.d.R. Nur bei Tanzaufführungen auf Festen getragen wird, begegnet man in den Anden immer wieder Indigenen mit ihren Hüten, langen Röcken, Goldschmuck etc. etc.

traditionelle Blusen auf Indigenen Markt in Otavalo
Tanzauftritt zur Feier in Puka Urku in traditioneller Kleidung
Katholische Kirche

Der Großteil der Bevölkerung Ecuadors ist katholisch und man bemerkt diesen Einfluss überall. Neben vielen Kirchen stolpert man immer wieder über Abbildungen von Jesus/ Maria/ Heiligen im Bus, auf der Straße etc. Mein Umfeld im Freiwilligendienst ist nicht so stark religiös geprägt, aber andere Freiwillige sind z.B. in religiösen Kindereinrichtungen oder leben bei einer katholischen Gastfamilie. In der Grundschule, in der ich arbeite, wird mit den Kindern gebetet/ Kirchenlieder gesungen.

Sexualität offener/ sichtbarer?

Für mich als Außenstehende wirkt die Ecuadorianische Kultur sehr ambivalent. Auf der einen Seite steht die starke Religiosität, auf der anderen sexuelles Ausleben. Hier wird es häufiger nicht als Widerspruch angesehen z.B. gläubig zu sein, aber in sehr enger Kleidung in Discos getanzten Sex zu haben. In Bussen begegnen mir Bibelzitate und Jesusbilder, aber auch Sprüche wie z.B. (übersetzt) “Wenn der Knopf nicht funktioniert, dann schreie wie letzte Nacht”, “Wenn das Kind vom Fahrer ist, ist die Fahrt kostenlos.” oder “Ich bin wie der Honig der Biene, an mir bleiben Frauen kleben.”… Direkt daneben “Gott beschütze mich auf meinem Weg”…

Ich würde nicht sagen, dass alle hier total sex-geil oder aufreizend gekleidet wären, aber es scheint eine sehr größere Entspannung mit dem Thema Sexualität zu geben (jedenfalls so lange es heteronormativ bleibt…), als ich es aus Deutschland kenne.

wenig Aufklärung

Hand in Hand mit der etwas freieren Möglichkeit sich sexuell auszuleben geht der Anschein einher, dass wenig sexuell aufgeklärt wird. Frühe Schwangerschaften sind nicht unüblich und manchmal habe ich den Eindruck, dass Verhütung von manchen als “unsexy” angesehen wird… Der Eindruck ist, dass vor allem Schulen dem Auftrag Aufzuklären nicht nachkommen.

Neben wenig sexueller Aufklärung, scheint es aber auch bei anderen Themen bei der Mehrheit der Gesellschaft wenig Wissen zu geben. Beispiele: Umweltschutz, Rassismus, Demokratie, psychische Probleme, …

Deutschland ist in seiner Aufklärung auf jeden Fall noch nicht perfekt, ich merke aber schon, dass bei uns Kinder eher/ verpflichtender mit solchen Themen in Kontakt kommen und wenigstens vllt. In einer Doppelstunde während der Schullaufbahn darüber geredet wird.

Machismus

Machismus ist hier weiter verbreitet… Männer spielen eher den Starken, konkurrieren und denken, sie könnten und dürften die Frau dominieren. Traditionelle Familienstrukturen sind nicht unüblich, Töchter müssen deutlich mehr mithelfen im Haushalt als Söhne und auch sexuelle Belästigung wird als normaler/ alltäglicher/ verzeihlicher(?) angesehen. Die Rollenbilder sind noch sehr stark in den meisten Köpfen drin. Wenn ich z.B. neue Wassertanks für das Pakashka Sacha bestelle, ist der Lieferer doch recht perplex wenn ich mithelfe sie hochzutragen und häufiger haben Männer das Bedürfnis mir helfen zu müssen, weil sie mir Sachen nicht selbst zutrauen. Das ist eine sehr milde Form. Aber der Machismus und letztendlich Sexismus gräbt tiefe Gräben und kann Formen annehmen, die bis hin zu sexuelle Belästigung, Vergewaltigung, Gewalt in der Ehe oder Femizide reichen.

Bargeldkultur

Ich glaube dazu muss ich nichts sagen… Ich renne auf jeden Fall ständig mit meinen Dollar und Cent Münzen herum.

relaxed/ im-Hier-und-Jetzt/ Spontanität/ Unzuverlässigkeit

Es ist ein bisschen ein Klischee, aber ich kann es irgendwie bestätigen: Die Mentalität hier ist so viel entspannter. Es gibt weniger strenge Vorschriften (bzw. Niemand kümmert sich um sie), weniger streng getaktete Alltäge, feste Pläne, Hektik, …

„In Ecuador ist alles möglich, aber nichts sicher“ ist ein Spruch hier oder auch „Alles kann, nichts muss in Ecuador“ und das stimmt. Viele Treffen sind super spontan, wenn gesagt wird, dass eine Feier um 19 Uhr losgeht, kann es schon mal bis 21:30 Uhr dauern bis wirklich was passiert und teilweise kann mir ein Student im Haus erzählen, er zieht nächste Woche aus, vielleicht aber auch nicht und er weiß noch nicht wo er dann leben und arbeiteten will… Auf der Straße quatschen Leute entspannt, wenn gerade Pause ist wird eben später oder morgen oder nie weitergearbeitet und das Projekt beendet und wenn du spontan was machen willst findet sich meistens jemand.

Auf der einen Seite ist dieses Lebensgefühl sehr angenehm, da man viel mehr im Zeitfluss lebt, anstatt ihn künstlich zu takten, auf der anderen Seite ist die dadurch entstehende Unzuverlässigkeit auch manchmal nervig (z.B. wenn Leute in letzter Sekunde absagen, nie was zustande kommt usw.). Insgesamt nehme ich es aber als sehr befreiend wahr, denn in Deutschland hatte ich schon teilweise das Gefühl, dass meine Termine mich erdrückten und ich immer genau ausrechnen musste, wann ich wo hin gehen musste. Außerdem spüre ich selbst durch die Distanz den Druck/ die Erwartungshaltung aus Deutschland, dass ich irgendwie mein Leben in die Hand nehmen, etwas studieren/ machen, mir Pläne/ Ziele setzen sollte… In Ecuador kenne ich persönlich kaum jemanden, der sich so krass mit der Zukunft auseinandersetzt: Es kommt doch eh immer anders als gedacht. Also kann man auch einfach im Jetzt leben…

kulturelle Vielfalt

In Ecuador existieren (je nach dem wen man fragt, ich finde immer wieder andere Zahlen) bis zu 16 anerkannte verschiedene Nationalitäten/ indigene Kulturen mit eigenen Sprachen, Traditionen und Kultur. Deshalb sehe ich auch immer wieder Regenbogenflaggen (allerdings andere, als die Pride-Flag der LGBTQIA+ Bewegung), die für kulturelle Vielfalt und den Respekt für indigene Kulturen steht. All diese verschiedene Einflüsse machen Ecuador letztendlich aus, denn es gibt nicht DIE Ecuadorianer*innen. Ich habe relativ viel mit Kichwa zu tun (wobei man da auch noch mal zwischen den Kichwa der Anden und des Regenwaldes unterscheiden muss), aber es gibt auch die Shuar, Otavalo, Chachi, Huaorani usw.

Karte, auf der man die verschiedenen Indigenen Kulturen und Nationalitäten in Ecuador sehen kann. Ich wohne in der Provinz Napo (Nr.28)…

Bildquelle: https://www.gifex.com/fullsize/2011-11-11-14895/Mapa-etnogrfico-del-Ecuador.html (letzter Abruf: 16.3.2025 22:15 Uhr)
Kosewörter und Verniedlichungen

Kosewörter und Liebesbekundungen werden dir in Ecuador i.d.R. Deutlich schneller gegeben. Selbst beim ersten Date werden Menschen z.B. schon als „mi amor“, „mi corazon“ oder „mi vida“ (meine Liebe, mein Herz, mein Leben) bezeichnet. Irgendwie passt es zu der Gastfreundschaft der Menschen und der Sprache. Auf Deutsch/ In Deutschland wirkt vieles davon total übertrieben. Das gleiche mit Verniedlichungen: Sie funktionieren im Spanischen so gut und werden echt gern benutzt. Im Deutschen sind sie kaum aussprechbar/ total lächerlich. Ein Beispiel: „Pollito con arrozito para un dollarito.” wäre in etwa “Hähnchen mit Reischen für ein Dollarchen”… Aber auch Namen werden gern verniedlicht, z.B. Danielito, Pablito, Marita usw. Am Anfang wurde ich von ein paar Studenten statt Amanda Amandita genannt… Komischerweise hat das allerdings aufgehört (vllt. Weil sie mehr Respekt vor mir bekommen haben?). Aber selbst bei Arzt wurde ich z.B. von Krankenschwestern “pobrecita” oder “corazon” genannt (du Arme in verniedlicht (du Ärmchen?) / Herz…).

Musik

Egal ob im Bus oder auf der Straße: Immer wieder läuft Musik im Hintergrund. Mit der Zeit habe ich mich echt an den Vibe gewöhnt und kann mittlerweile auch romantischen Balladen, Reggaeton oder (der für mich immer etwas gleich klingenden) Kichwa Musik etwas abgewinnen. Die Musik ist einfach Teil des Lebensgefühls hier. Falls euch interessiert, welche Lieder mir so begegnen hört doch gern mal in die Playlist herein, an der ich gerade arbeite:

“Chicos del Barrio” – eine der Bands, die auf Kichwa singt… Kleiner Eindruck in die Musik 🙂
“Vagabundo borracho y loco” als Beispiel einer romantischen Ballade hier… Message des Textes (für alle, die nicht Spanisch verstehen): Sie hat mich verlassen und mein Herz schmerzt so sehr, dass ich nicht weiter weiß, als mich zu betrinken 😅
DER Song hier… Keine Ahnung warum, aber der läuft seit ich hier bin wirklich in jedem Radio, jedem Laden, überall. (Der eigentliche Song beginnt so nach ca. 1 min im Video)
eigene Spanische Wörter/ Redewendungen

Lateinamerikanisches Spanisch unterscheidet sich generell schon noch mal vom Spanisch, das in Spanien gesprochen wird und dann hat noch jedes Land seine eigenen Dialekte, Wörter und Redewendungen… In Ecuador liebe ich ja die Anreden „veci” (Art Verniedlichung von “vecino”, Nachbar) oder “mija”, aber es gibt noch unzählige andere. Meine liebster lokaler Ausruf ist “achachay”. Das sagt man vor allem, wenn man sich nass gemacht/ voll gespritzt hat und/ oder wenn einem kalt ist.

amig@1

Jede*r hier scheint einen unfassbar großen Bekanntenkreis zu haben (egal welches Problem du hast, Menschen kennen immer einen Bekannten eines Bekannten, der dir weiterhelfen könnte. Aber auch generell wirst du super schnell „amig@“, also Freund*in genannt…

Korruption

… ist leider ein ernst zu nehmendes Problem Ecuadors und zieht sich durch alle Ebenen von Institutionen.

fiestas

In Ecuador wird sehr gern gefeiert. Falls ihr mehr über die verschiedenen Feste wissen wollt, auf denen ich schon war, lest doch meinen Artikel darüber.

bunte Ohrringe

Ich mag es, wie viele Frauen typische Ohrringe von hier tragen. Beliebt sind bunte Muster/ Tiere aus kleinen Plastikperlen (vor allem Papageien), aber auch Schmuck mit Federn, aus Gold etc etc…

Die hier habe ich mir gekauft 🙂
Minga

Mingas sind so etwas wie Arbeitseinsätze, gleichzeitig sind sie eine Arbeits- und Gemeinschaftsphilosophie. Der Ansatz ist: alle helfen mit. Wenn im Dorf jemand ein neues Haus baut, dann wird eben eine Minga gemacht und alle helfen, mit dem Wissen, dass es dem Gemeinwohl dient bzw. Man auch Hilfe bekommt, wenn man sie braucht. Im Pakashka Sacha machen wir regelmäßig Mingas, um Arbeit am Grundstück zu erledigen, aber auch in der Grundschule gibt es z.B. monatlich eine Minga, bei der alle Eltern der Schüler*innen helfen den Schulhof zu reinigen etc etc.

Fazit

Das Leben in Ecuador ist manchmal verblüffend, manchmal faszinierend und mittlerweile Alltag für mich. Andere Dinge wiederum fühlen sich für mich seit Anfang an normal an. Die Grundlage einer Gesellschaft sind wohl überall gleich… Ich hoffe, ich konnte einen kleinen Einblick geben und habe nichts vergessen. Vielleicht mache ich irgendwann mal ein Update oder einen zweiten Teil. Falls ihr Fragen zu etwas habt, schreibt mir gern in die Kommentare 🙂

Bis bald!

  1. Das „@“ am Ende eines Substantives ist eine mögliche Form der genderneutralen Sprache im Spanischen. Normalerweise Enden viele Nomen auf o (männlich) oder a (weiblich). Z.B.: amigo (Freund) und amiga (Freundin). Das @ sieht ein bisschen so aus wie ein a in einem o, deshalb wird es als „beides“ genutzt… ↩︎

Halbzeit. Gedanken über die Rückkehr und mehr

So langsam schleicht der Tag näher, an dem ich die Hälfte meines Freiwilligendienstes hinter mir haben werde. Den Rückflug habe ich umgebucht, eingewöhnt habe ich mich schon lange und so langsam wird die Frage in meinem Hinterkopf immer drängender: Was mache ich danach? Wie geht es weiter?

Während ich mich einerseits damit auseinandersetzen muss, ob und was ich studieren möchte, kommen aber auch ganz andere Aspekte meines Lebens auf. Wo und wie will ich leben? Allein? In einer WG? Wie nah bei meinen Freund*innen und meiner Familie werde ich sein, wie will ich meine Freizeit verbringen und meine Beziehungen gestalten? Regelmäßige Freundschaftsdates und Familien Dinner? 

Gerade sehe ich so viele Möglichkeiten und freue mich zum Teil schon auf die neuen Erfahrungen, mich ins Studium-Leben hereinzuwerfen, Deutschland und Europa zu bereisen, endlich wieder Harfe spielen zu können, … Ich habe viel Vorfreude, gemischt mit ein paar Zweifeln und Unsicherheiten. Gleichzeitig spüre ich aber auch eine große Ungerechtigkeit. Denn meine Zeit hier hat mir (was ich davor bereits wusste, aber nie richtig nahbar spüren konnte) so richtig gezeigt: Ich habe das Privileg der Wahl. Ich habe das Privileg der Selbstverwirklichung, ich kann mich ausprobieren, scheitern und etwas anders ausprobieren. Wenn ich über meine Zukunft nachdenke, dann denke ich vor allem an mich und nicht als erstes an andere Menschen, die vielleicht von mir abhängen. Wenn ich wollte, könnte ich in Ecuador bleiben, und ein kleiner Teil von mir wünscht sich das. Wenn ich wollte, könnte ich in so gut wie jedem Land der Welt leben, es wenigstens bereisen, verschiedene Kulturen erleben und dazu lernen. 

Ich kann massig Kritik an unserer Deutschen Gesellschaft ausüben und diese Kritik ist auch berechtigt. Aber ich darf nicht vergessen, dass diese Gesellschaft mir eine Schulbildung ermöglicht hat, die trotz ihrer Schwächen so extrem gut war, dass sie meine Neugier nicht komplett verlöscht hat und mir die Werkzeuge, Fähigkeiten und das nötige Grundwissen gegeben hat, um mich selbst weiterbilden und somit diese Kritik überhaupt erst üben zu können. 

Ich lebe hier mit jungen Menschen zusammen, die so wundervolle, interessierte Charaktere haben und von den Möglichkeiten, die ich habe, nicht mal träumen können, weil sie ausserhalb ihres Vorstellungsvermögens liegen. Ich lerne die Bedeutung von Bildung an eigener Haut kennen. Was würden all diese jungen Menschen verändern können, wenn ihr sie zum kritischen Denken erzieht, ihren Horizont erweitert und Wissen zugänglicher machen würdet? Ich lerne die unterschiedlichen Arten von Armut und Reichtum, von Nötigem und Luxus kennen. Ich lerne, dass materieller Wohlstand paradox ist: Zu wenig macht genauso unglücklich wie zu viel und am Glücklichsten wird man wohl immer sein, wenn man ihn teilt. Der Mensch passt sich an sein Umfeld an. Letztendlich brauchen wir erstaunlich wenig zum Leben, während unsere typischen Bilder von Luxus mehr in Richtung protzige Uhren, Schmuck oder Autos gehen, ist eigentlich schon eine Spülmaschine, ein drittes Paar Schuhe, ein Hobby, ein Wochenendausflug in die nächste Stadt, Freizeit, ein Buch, ein Handrührgerät, ein Rückzugsort für sich selbst oder anhaltende Stromversorgung Luxus. Es ist Luxus, einen Beruf zu wählen, weil er einem Spaß macht, es ist Luxus, kündigen zu können, weil der Beruf einen mental belastet oder auslaugt. Es ist Luxus in einem Sozialstaat zu leben. Das sind einfach Privilegien, die nicht alle haben, auch wenn sie es noch so sehr verdient hätten. 

Wie schnell werde ich all dies im Alltag in Deutschland wieder verdrängen?

Wie schnell werde ich Ecuador vergessen?

Ich sehne mich nach Veränderung, persönlichem Wachstum und (zugegeben) einigem des Luxus, den ich in Deutschland haben werde. Und gleichzeitig will ich nicht fort. Manche Menschen sind mir hier dermaßen ans Herz gewachsen, dass ich sie nicht verlassen will. Genauso schmerzt die Vorstellung, einige Menschen aus meiner Heimat nicht baldmöglichst wiederzusehen. Ich habe mich so an die Natur, den Regenwald, die Langsamkeit, das leckere Obst und dieses ganz andere Lebensgefühl hier gewöhnt. Was will ich in einer Stadt, in einem Land mit Winter, in einem stressigen Alltag? Wie kann ich dieses Paradies hier verlassen? Wie kann ich nach so einem Jahr einfach wider einen „normalen“ Lebenslauf in Deutschland aufgreifen, daran anknüpfen, Studieren, Arbeit finden und weiterleben, als wäre nichts passiert? Wie kann ich meine Erfahrungen, was ich hier gelebt und gespürt habe greifbar machen, wie soll ich Menschen finden, die diese Erfahrungen teilen, verstehen können? Denn Fakt ist: Man muss hier gewesen sein, man muss hier gelebt haben, um es zu verstehen. Keine Worte der Welt können die Ambivalenzen beschreiben, die ich hier täglich spüre. Nein, Ecuador ist nicht einfach arm, aber von der Natur her reich, zersplittert und Opfer globaler ausbeuterischen Strukturen. Ecuador ist so viel mehr. Die Menschen hier sind so viel mehr. Es gibt Moderne und Tradition, Widerstand und Unwissenheit, starke Religiosität und sexuelle Freiheit, Sexismus und ein Selbstbewusstsein vieler Frauen, dass beeindruckt, Naturheilkunde und Pharmaindustrie, Handys an jeder Ecke und Stromausfälle, Klimawandel und Umweltschutz, emotionalen Reichtum und materielle Armut, materiellen Reichtum und emotionale Armut, Artenvielfalt und Massentierhaltung, es gibt Forschung, Lücken im Bildungssystem, Schulmilch, Black Friday und Wochenmarkt, Großzügigkeit, Kriminalität, Unverlässlichkeit, Entspanntheit, Abhängigkeit, familiäre Supportsysteme, Gefälligkeiten von Bekannten der Bekannten, Kapitalismus, kleine indigene Dörfer, Großstädte, Internet, Kolonialismus, globale Vernetzung, Wahlpflicht, Korruption, viel Polizei, eine der progressivsten Verfassungen der Welt (aber nur auf dem Blatt…), Umweltzerstörung, Tourismus, Rassismus, Klasszismus, Vereine, Parks, Second-Hand Läden, Reparaturwerkstätte, Plastik im Wald, der Traum vom westlichen Luxus mitten im Paradies der Natur und mehr. 

Endlos mehr.  

Es gibt so viel. So viel auf einmal, nebeneinander, wegen einander und trotz einander.   

Ich könnte Seiten darüber schreiben, wie ich mich hier fühle, wie ich mein Umfeld einschätze, wie ich die ecuadorianische Kultur erlebe. Ich könnte Seiten füllen, und es nicht so rüber bringen, wie ich wollte. All die Ungereimtheiten, Wiedersprüche, Gefühle. All die verschieden Aspekte. Und ich rede hierbei von meiner Perspektive. Meine Perspektive ist so dermaßen winzig im Vergleich einer komplexen Kultur mit so vielen verschiedenen Beziehungen, Charakteren, kollektiven Erinnerungen, Traditionen und Lebensrealitäten. 

Ich fühle mich ohnmächtig dabei, all das hier wiederzugeben. Mein Blog ist wie eine Skizze, die jede*r Leser*in mit eigenen Vorstellungen und Farben füllen wird. Vorstellungen, die wohl zum Großteil auf eigenen (Reise-)Erfahrungen und ansonsten (unbewussten) Klischees und Halbwissen basieren werden (wie meine Vorstellungen Früher und zum Teil immer noch auch). Ich spüre das Bedürfnis, meinen Alltag hier, dieses wundervolle Land anderen Menschen zu zeigen und habe gleichzeitig Angst vor der Verantwortung der Berichterstattung – denn auf irgendwas wirst du immer den Fokus legen müssen und irgendwas wirst du dabei immer verzerren oder weglassen. 

Ich will meine Learnings hier auch wenn ich zurück bin mit Anderen teilen. Ich will diesen Austausch, die Verbindung und das Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen weiter fördern, ein Teil davon sein. Ich habe Angst, dass ich zurück komme, und Deutschland kaum noch wieder erkennen werde. Wie viel wird mir unnötig, verschwendet, überflüssig vorkommen? Was wenn ich die Menschen aus meinem Umfeld nicht mehr so gut verstehen kann – und sie mich nicht? Wir haben ja alle ein Jahr in verschiedenen Realitäten gelebt… 

Ich frage mich, wie schnell ich Ecuador aus meinen täglichen Gedanken verbannen werde – und was schlimmer wäre: Das Vergessen/ ins Hintergrund rücken oder das ständige Fern(Heim-?)weh nach einem Land, was nicht meine Heimat ist, mir aber dennoch ein Zuhause geboten hat. 

Kann ich nach so einem Jahr zurück kommen ohne politisch aktiv zu werden?

Wie schnell werde ich mich wieder an Luxus und eine kapitalistische Wegwerfgesellschaft gewöhnen?

Will ich mich überhaupt wieder daran gewöhnen?

Es klingt für mich selbst übertrieben, aber ein bisschen fühle ich mich wie eine Romanheldin, die feststellen wird, dass nach ihrer Rückkehr sich nicht nur sie selbst, sondern auch ihr ehemaliges Umfeld verändert hat und es nie mehr sein wird wie früher. Dass da eine kleine innere Distanz bleibt, die durch unterschiedliche und nicht zusammen erlebte Erlebnisse zustande kam. Andere Perspektiven und Denkmuster, die sich schwer erklären lassen. Der Frust, nicht verstanden werden zu können…

Und auf der anderen Seite denke ich mir auch wieder: Was für ein Quatsch. Es gibt neue gemeinsame Erlebnisse mit alten und neuen Bekanntschaften, Austausch, Gespräche und auf jeden Fall auch Menschen, die ähnliches erlebt haben und connecten können. Und ich freue mich auf diese Zeit genauso sehr wie auf meine zweite Hälfte Freiwilligendienst in Ecuador. 

Mein Weihnachten und Silvester in Ecuador

Während ich immer noch in der Nähe des Äquators bin und (auch während der etwas kühleren Regenzeit) Tropenwetter spüre bekomme ich aus Deutschland immer wieder Bilder von Schnee, Matschwetter und Weihnachten… Tatsächlich ist besonders die Advents- und Weihnachtsstimmung bei mir dieses Jahr ausgeblieben, dafür hat es Silvester ordentlich gekracht. Mehr über meinen Dezember in Ecuador erfahrt ihr hier 🙂

Adventszeit

Schon recht früh, im November, konnte ich nach und nach in Tena beobachten, wie Geschäfte Weihnachtsdeko im großen Stil anbieten. Gerade in den Städten wird dabei vor allem den USA nachgeeifert mit vielen bunten Lichtern, kitschigen Plastiktannenbäumen und so weiter. Für mich hat sich die Kombination aus Hitze und Tropen und Weihnachtsdeko irgendwie falsch angefühlt. Adventskalender sind hier relativ unbekannt, aber ich habe organisiert, dass ich mit den anderen Freiwilligen einen für unsere Studenten im Haus bastle. Ich selber hatte einen kleinen süßen Kalender von Mama aus Deutschland mitgeben bekommen 🙂 Er hat mir gezeigt, wie Weihnachten immer näher rückt, aber gleichzeitig hat sich das Fest noch Monate entfernt angefühlt. Zweimal habe ich Plätzchenaktionen durchgeführt, die mehr oder weniger geklappt haben, und kurz vor Weihnachten habe ich noch auf Krampf eine Weihnachtsplaylist1 erstellt. Außerdem habe ich ein paar kleine Geschenke gekauft, süß eingepackt (mit dem was ich halt finden konnte) und Karten gebastelt. Das war irgendwie auch schon alles und an den meisten Tagen habe ich nicht an Weihnachten gedacht. Unser Chef aus der Schweiz ist zu Besuch gekommen und mit ihm haben wir einen Plastikbaum aufgestellt und dekoriert, dass war ganz nett. So lässt sich eigentlich mein ganzes Weihnachten hier zusammenfassen: Ganz nett. Aber nicht annähernd so schön oder gar besonders wie zuhause.

Heiligabend/ Feiertage

Am 24.12. sind wir vormittags in die Communidad Puka Urku gefahren, um dort bei der Weihnachtsfeier mit dabei zu sein. Es war eine schöne Erfahrung, das erleben zu können. Bei der Feier waren die Kinder (jedenfalls die paar, die nicht schon in die Ferien Verwandte besuchen gefahren sind), Eltern, Geschwister und so ziemlich das ganze Dorf. Es gab ein sehr kleines Programm (aufgrund der Barrikaden in Dezember ist der Unterricht ausgefallen und dementsprechend konnte nicht viel eingeübt werden) und dann die „Bescherung“. Groß Geschenke zu vergeben ist hier nicht so üblich (vor allem nicht in den indigenen Communidades), aber es gibt die sogenannten „Fundas de Navidad“ (Weihnachtstüten). Diese Plastiktüten vollgestopft mit Süßigkeiten gibt es für einen Dollar überall zu kaufen und jedes Kind hat insgesamt ungefähr fünf (!) von ihnen bekommen. Danach waren Gruppenspiele/ Wettbewerbe an der Reihe, die von den Eltern und manchmal auch uns Freiwilligen gespielt wurden. Mit dabei waren Stuhltanz, mit verbunden Augen Weihnachtstüten herunterschlagen oder um die Wette Chicha trinken (wird aus Yuka Wurzeln hergestellt und hat für mich einen ähnlichen Geschmack wie Ziegenmilch). Besonders interessant war ein Spiel, bei dem eine Kochbanane an einer Schnur an deiner Hüfte befestigt wurde und man anschließend durch Schwingbewegungen mit der Banane eine Mandarine zur Ziellinie stoßen sollte… Wir Freiwilligen wurden mehr oder weniger gezwungen mitzumachen und haben uns echt zum Affen gemacht (es ist wirklich schwer…). Ein kleines überraschendes Highlight war der tatsächliche Baby-Affe, den eines der Mädchen unter ihrem Kleid hervorgeholt hat. Niemand hatte einen Plan woher sie ihn hatte, aber er war echt süß. Mittags wurden wir dann noch zum Essen in der Schule eingeladen (Suppe, Reis, Hähnchen, Bohnen, …) und die sechs Hähnchen, die wir als Geschenk mitgebracht haben, wurden alle verputzt (ich habe meinen Teil weitergegeben…).

Abends haben wir im Pakashka Sacha alle zusammen gegessen. Ich habe mich darum gekümmert, Klöße, Rotkraut und Lebkuchensauce zu machen und unser Chef hat irgendein Schweizer Braten in Teighülle gemacht – einen auch in vegetarisch. Danach haben wir noch Activity gespielt, was echt lustig war, und dann war der Abend auch schon vorbei. Ehrlich gesagt hatte ich dann schon ein bisschen Heimweh und habe mich gefragt – das war jetzt alles? Der nächste Tag war normaler Arbeitstag und am (theoretisch) zweitem Feiertag haben wir eine Großputzaktion im Haus gemacht, einmal alle Möbel raus geräumt und jedes Zimmer gründlich gereinigt. Das war recht anstrengend, aber als „Belohnung“ sind wir danach alle zusammen Essen gegangen, was wirklich schön war.

Insgesamt hätte ich mir schon gewünscht, dass ein bisschen mehr Weihnachtsstimmung aufkommt, ich habe mich dann irgendwann jedoch einfach damit abgefunden. Typische Weihnachtstraditionen scheint es in Ecuador bis auf die Süßigkeitentüten wenige zu geben (so weit ich mitbekommen habe). Ich habe gehört, dass sich (vor allem in den Städten) Familien schon auch abends zusammen hinsetzen, lecker essen und gemeinsam Zeit verbringen. Allerdings ist das sehr unterschiedlich. Ansonsten ist Ecuador auch ein sehr katholisches Land, weshalb für viele Weihnachtsgottesdienst eine zentrale Rolle spielt. Insgesamt scheint das Fest jedoch nicht das wichtigste Fest im Jahr zu sein, was ich in Deutschland schon behaupten würde (oder zumindest eines der wichtigsten…).

Silvester

Während Weihnachten in Ecuador nicht ganz so groß gefeiert wird, wird es dafür zu Silvester richtig wild. Weltweit verbreitete Traditionen wie Feuerwerk und Party machen gibt es hier auch – mit ein paar Extras. Hier ein paar Eindrücke von meinem Abend:

Wie man auf dem Video schon sieht waren die Straßen Tenas gut gefüllt. Überall wurde getanzt, geböllert und Laternen in die Luft geschickt (was ich persönlich besonders schön fand). Außerdem gab es überall offene Feuer, in denen die Leute sogenannte „muñecas“ (Puppen) verbrannt haben. Ursprünglich sind diese Puppen lebensgroße Abbildungen einer Person aus deiner Familie/ Communidad und selbstgebastelt. Gemeinsam mit der Puppe wird ein Zettel verbrannt, auf der schlechte Eigenschaften der Person bzw. Negatives steht, was im alten Jahr gelassen werden soll sowie Wünsche fürs neue Jahr. Durch das Verbrennen und das anschließende übers Feuer hüpfen der Person wird dies wahr. Mittlerweile gibt es in Großstädten richtige Wettbewerbe, wer die schönste/ coolste/ interessanteste Puppe hat. Das können Politiker*innen, Sportler*innen, Zeichentrick-Figuren oder Filmcharaktere sein. Am 31.12. selbst bin ich den Großteil des Tages im Bus von Otavalo zurück nach Tena gefahren und habe durch das Fenster viele Straßenverkäufe dieser muñecas gesehen. In Tena war es gemischt – einige Puppen waren selbstgemacht und z.b. Familienmitglieder, andere gekauft.

Straßenverkauf muñecas aus dem Busfenster fotografiert

Was ich auch gesehen habe, wenngleich ich leider keine eigenen Fotos oder Videos habe, sind die sogenannten „viudas“ (Witwen). Hierbei handelt es sich um Crossdresser (Männer, die sich als Frauen verkleiden) und den ganzen Tag über den Verkehr belästigen, auf den Straßen tanzen und Autos aufhalten und erst wieder gehen, bis sie ein paar Cent Trinkgeld bekommen haben. Das Ganze wird teilweise echt wild und ist schon spicy… 😅 Ich habe im Internet nach ein paar Videos gesucht, falls ihr euch einen Eindruck verschaffen wollt (das ganz heiße Zeug habe ich nicht genommen, aber wenn es euch interessiert sucht einfach nach „widows Ecuador new year“ oder „viudas locas ecuador“…):

So geht es ungefähr auf den Straßen ab…
Hier sieht man die viudas, aber auch noch mal die muñecas

Fazit

Während mir Weihnachten zuhause schon viel bedeutet, musste ich dieses Jahr mit weniger Erwartungen an das Fest herangehen. Der 24.12. war ganz nett, aber das war dann auch schon alles. Viel Weihnachtsstimmung kam leider nicht auf, was auch ein bisschen am Klima liegt, wenn ich ehrlich bin. Viele „ecuadorianischen Traditionen“ habe ich zu Weihnachten wirklich nicht bemerken können. Dafür war Silvester hier eine wirkliche Erfahrung und ich hatte viel Spaß. Vielleicht liegt es auch daran wie (und wo) ich in Deutschland immer Silvester gefeiert habe, aber so viel Party und Trubel hatte ich bisher nie. Die Tradition mit den muñecas finde ich echt cool (leider hatte ich durch meine Reise keine Zeit eine eigene Puppe zu machen) und das Crossdressing ist wirklich mal etwas anderes. Es war wirklich schön zu sehen, wie Menschen jeden Alters auf den Straßen waren und gemeinsam gefeiert und getanzt haben. Während ich mich auf Weihnachten zuhause echt freue werde ich zu Silvester Ecuador bestimmt vermissen…

  1. Falls ihr mal reinhören wollt: https://open.spotify.com/playlist/4AQvXTKtTa0JOxaYDcCXFQ?si=KwgX8xQWQCOW7dk1UrRX-Q&pi=u-X4VKYMODRRy_ ↩︎

Ecuador erkunden 1.0 – Erste Ausflüge und Reisen

So schön der Alltag hier auch ist, manchmal wird es mir dann doch zu viel und ich bin froh, wenn ich die Gelegenheit habe, mal raus zu kommen. In den ersten Monaten war ich noch mit Ankommen beschäftigt, aber in den letzten Wochen konnte ich immer mal kleinere Kurztrips machen. Ich bin so begeistert von der Natur hier. Ecuador hat ja bekanntlich vier Welten – die Küste, die Anden, den Regenwald und die Galapagos Inseln. Bis jetzt kannte ich nur den Regenwald, aber vor ein paar Tagen bin ich das erste Mal in die Anden, nach Latacunga gereist. Auch wenn ich theoretisch wusste, dass es in Ecuador nicht überall tropisch ist, war die Kälte in den Bergen ein Schock für mich. Ich wusste gar nicht mehr wie sich Kälte anfühlt… Ecuador mit Menschen in Jacken, Mützen und Ponchos hat sich erst seltsam, dann aber genau richtig angefühlt. Die Anden sind einfach wunderschön und ich will unbedingt wiederkommen. Nächste Woche fahre ich zum weltwärts-Tag nach Quito und bleibe danach noch das Wochenende dort. Ich bin schon gespannt die Stadt zu erkunden 🙂

Wenn ihr Einblicke in meine letzten Ausflüge und Reisen bekommen wollt, könnt ihr euch gern dieses Video mit random Videos und Fotos anschauen: