Ecuador vs. Deutschland – was ich liebe und was mich nervt (Update 14.1.2025)

Das vermisse ich am meisten aus Deutschland:

  1. Freund*innen und Lieblingsmenschen
  2. den Herbst
  3. Tomatenmark, saure Sahne, guter Käse und echtes Brot
  4. kulturelle Veranstaltungen (Ausstellungen, Konzerte, Poetry Slams, Theater, modernes Ballet, …)
  5. Freizeit und die Möglichkeiten, die ich hatte, um sie zu gestalten
  6. Leichte Verfügbarkeit von Informationen im Internet (Busfahrpläne, Veranstaltungen suchen etc.)
  7. Politisches Engagement, diskutieren, Wissen anlesen
  8. Bibliotheken und süße Cafés
  9. Fahrradwege, schöne Parks und alte, ästhetische Häuser
  10. Weihnachten und Adventszeit

Das brauche ich echt nicht wieder:

  1. Schule
  2. deutsche Preise (kein ordentliches Mittagessen mehr für 2,50 US$…)
  3. Kahle Bäume, Matschwetter und Schneeregen
  4. Eine Gesellschaft, die sich über Probleme aufregt, die keine wirklichen Probleme sind, anstatt sich am Wesentlichen festzuhalten, die wirklichen Probleme zu beheben und das Jetzt zu genießen
  5. gesellschaftlich akzeptierter Egoismus und ein hyper-Individualismus, der einsam macht
  6. ich will nicht sagen die Unfreundlichkeit der Deutschen, aber schon irgendwie die Distanziertheit/ Gleichgültigkeit gegenüber Fremden, die man oft/ öfter antrifft als hier
  7. Bürokratie
  8. Ein Umfeld, dass viel zu sehr mit den Köpfen in eventuellen Zukunftsplänen hängt (anstatt einfach im Moment zu leben) und indirekt von einem erwartet, auch einen Plan zu haben was man machen/ werden/ erreichen will
  9. Die Omnipräsenz von schwer zu erreichbaren und ungesunden
    Schönheitsidealen
  10. Die Kompliziertheit von allem: Das fängt bei den Vorschriften und Sicherheitsvorkehrungen eines Schulausflugs an, geht über sämtliche Küchengeräte weiter, die man eigentlich nicht braucht bis hin zu Lebensmotto, Verkehrssystem oder politische Debatten
  11. aktuelle Debatten und Politik rund um die Bundestagswahl

Das genieße ich am meisten in Ecuador:

  1. Die wunderschöne Natur (lost in paradise…)
  2. das frische Obst
  3. die Freizeit mit den Studierenden
  4. überall mit dem Bus rausgeschmissen werden zu können
  5. die Unkompliziertheit (egal ob man sich spontan von jemanden mitnehmen lässt, einfach fragt ob man mitmachen kann, Ideen in der Schule direkt realisieren kann (ohne bürokratischen Aufwand) etc. etc.)
  6. die Offenheit und Freundlichkeit der Menschen
  7. selbstständig sein und als Erwachsene wahrgenommen zu werden
  8. vieles (jedenfalls Dinge, die nicht importiert oder sehr touristisch sind) ist hier billiger als in Deutschland
  9. die Liebe zu Musik, Tanz und Feiern, die du überall spürst (es gibt immer irgendeinen Grund zu feiern und egal ob im Bus oder in der Straße: überall begegnet dir Musik)
  10. das im Hier und Jetzt leben, anstatt immer nur die Vergangenheit zu analysieren und sich über die Zukunft den Kopf zu zerbrechen
  11. all die Pflanzen, die ich sonst in meinem Zimmer hatte, wachsen hier einfach überall
  12. ich kann mich selbst in einem neuen Umfeld ausprobieren
  13. die Direktheit – man nutzt Dinge direkt aus der Natur, kauft Obst/ Gemüse direkt von Bäuer*innen, fragt einfach direkt den Busfahrer (tatsächlich ist mir noch keine Busfahrerin begegnet…) wo es hin geht und so weiter und so fort… egal ob es um Auskünfte, Handel oder Aktivitäten geht, du kommst nicht um die Menschen herum (keine Internetseiten mit Infos, keine online Shops, kaum Preisschilder, keine Selbstbedienungskassen, keine Zweit- und Drittanbieter, wenig Offizielles und viel einfach hingehen, fragen und machen)
  14. die total verschiedenen Regionen und Landschaften
  15. es fühlt sich bereits nach Heimat an

Darauf könnte ich hier echt verzichten:

  1. Der Käse und das Brot
  2. Mücken
  3. die heißen Tage, wenn die Sonne prallt und es 38°C warm ist
  4. Einige Probleme mit unserem Chef
  5. manchmal das Putzen
  6. die weniger selbstverständlichen Wissensstandarts über Hygiene, Gesundheit, Umweltschutz, bewusstes Leben etc.
  7. fehlendes politisches Interesse vieler Leute, da sie einfach nicht sehen/ erleben, dass Politik letztlich ihr Leben beeinflusst
  8. Das Gesundheitssystem (entweder kostenlos und mit sehr langen Wartezeiten sowie wenig Engagement der Ärzte oder privat und mit Ärzten, die komplett übertreiben, dir alles verschreiben, was es gibt und sich das Ganze gut bezahlen lassen…)
  9. die Unbesorgtheit/ Gleichgültigkeit (oder Unwissenheit?) vieler Menschen gegenüber wirklichen Problemen wie z.B. der Klimakatastrophe oder weltweit
    wachsendem Populismus
  10. irgendwann ist dann auch mal wieder gut mit Reis und Eiern
  11. Stromausfälle
  12. ich habe wirklich das Problem, dass organische oder nicht gut gereinigte Dinge, die ich nicht oft benutze, einfach verschimmeln… (Holzperlen, Lederbänder, Schmuck, Tablethülle, Tee, Badetasche, Portmonee, …)

Ein Gedanke zu „Ecuador vs. Deutschland – was ich liebe und was mich nervt (Update 14.1.2025)“

  1. Danke für den wunderbaren Einblick. Ich oute mich als stille, aber sehr interessierte Leserin deines Blogs und Verfolgerin deiner Bilder auf Insta. Danke, dass du uns hier teilhaben lässt.
    Ich wünsche dir weitere bereichernde Eindrücke und Begegnungen, die dich wachsen lassen.

    Herzliche Grüße von deiner ehemaligen Deutschlehrerin
    Susan Danke

    PS: Trotz der Bürokratie kann man in Deutschland, insbesondere im Schulsystem, auch mutig sein und andere Wege gehen. Oft halten uns tradierte Vorstellungen auf, die Dinge anders zu machen. Und fehlender Mut. Ich bewundere deinen. 😊

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